For the English version see below!
Wo soll der nächste Sommerurlaub hingehen? Und zwar so, dass sowohl die Familie,
als auch das Hobby, zu ihrem Recht kommen? Die Åland-Inseln (Landeskenner OH0)
sind da nicht die schlechteste Wahl.
Warum die Ålandinseln?
Natürlich gibt es Zeitgenossen, für die geht nichts über Ballermann.
Funkamateure dürften da aber unterrepräsentiert sein. Eher dürfte in DL ein
anderes Anforderungsprofil vorherrschen:
- Raus aus der Hektik!
- Platz, auch für die Antennen!
- Leidlich erreichbar.
- Wasser!
- Nicht zu heiß.
Wer auf die Schulferien angewiesen ist, muss für südliche Länder schon ausgesprochen
hitzeresistent sein und gerne eine Siesta machen. Nach Norden zu fahren kommt
Vielen aber nicht in den Sinn: Da gibt's doch nur Mücken und kalt ist's auch!
Wer aber mit Skandinavien-Kennern redet, hört etwas anderes: Natürlich gibt es zu
bestimmten Jahreszeiten und in bestimmten Gegenden riesige Mückenschwärme. Jeder, der
unbedingt die Mitternachtssonne am Nordkap erleben musste, kann das bestätigen. Aber
wenige Wochen später, wenn also vor allem die südlichen Bundesländer Schulferien haben,
sieht das schon wieder deutlich anders aus.
Auch das mit den Temperaturen sollte man differenziert sehen: Natürlich ist die
Sonneneinstrahlung weniger intensiv, aber dafür scheint die Sonne um so länger. Und wenn
man nach Finnland fährt, ist das alles sowieso kein Thema mehr: Abends heizt man die
Sauna (auf den schwedisch-sprachigen Åland-Inseln: Batu) an und schon ist es einem heimelig
warm.
Für die Kinder und den OM ist noch etwas wichtig: Es gibt beliebig Platz. In den
Reisekatalogen sind regelmäßig die Abstände zum Nachbarhaus angegeben und 100 m sind da nichts
Exotisches – je weiter man nach Osten und Norden kommt, um so weniger.
Die Åland-Inseln haben dabei ein paar spezielle Vorteile:
- Wer nicht gerade eine direkte Fähre von Deutschland nach Finnland benutzt,
fährt sowieso über Mariahamn auf den Ålandinseln.
- Gegenüber einem Quartier etwa im Seimaa-Gebiet spart man einen ganzen Tag
An- und Abfahrt (je Fahrtrichtung 150 km auf der Fähre und 400 km mit dem Auto).
- OH0 ist ein bedeutend reizvollerer Landeskenner als OH2 oder OH4.
Ein paar Tipps zum Funkbetrieb auf OH0
Antennenbau
Den Platz habe ich schon erwähnt – da gibt es
5000 m2 große Grundstücke mit Seezugang für 30.000 EUR. Allerdings
können auf den Ålandinseln nur Einheimische Land kaufen. Sonst hätten da sicher
schon längst die benachbarten Schweden die Preise hochgetrieben und die Gegend
mit viel mehr Häusern vollgestellt.
Wenn das Nachbarhaus 100 m oder noch weiter weg ist, ist das mit der Antennengenehmigung
auch kein Thema. Leider hat man's als Besucher nicht so leicht wie die Einheimischen,
die auch für hohe Masten keine Fundamente bauen müssen: Der typische Untergrund ist
gewachsener Fels mit einer dünnen Humusauflage. Da setzt man einfach die Bohrmaschine
am Fels an und schraubt den Mast fest.
Für den Besucher bedeutet der Untergrund aber, dass er seine Erdanker gleich daheim lassen
kann. Mit etwas Glück findet man immerhin einen ebenen Standplatz für den Mastfuß. Recht gut
macht sich die Kombination aus einem 8-m-Fiberglasmast mit einer Groundplane für 20 m:
Die Radials gehen in 3 m Höhe vom Mast ab, stabilisieren den Mast, und können (möglichst tief) am umgebenden
Gebüsch festgemacht werden. Strahler und Radials waren bei mir übrigens 5,10 m lang und das
SWR war über das ganze Band einwandfrei. Zu weitergehenden Untersuchungen hatte ich keine
Lust – schließlich war ich im Urlaub!
Wenn die Radials, so wie hier, nicht auf dem Boden liegen,
reichen übrigens vier Radials völlig aus. 64 oder noch mehr Radials sind technisch nur
nötig, wenn man sie unter dem Gras im Garten verschwinden lassen will. Allerdings müssen
das vier Radials pro Band sein, da nutzt auch eine Matchbox nicht viel: QRP auf 20 m lief
mit der oben beschriebenen Antenne recht gut, aber schon auf 10 MHz half alles Rufen nichts.
In der Literatur findet man auch Hinweise, man könne die Radials mit einer gemeinsamen
Verlängerungsspule auch auf niedrigeren Bändern resonant machen.
Funkbetrieb
Habe ich schon erwähnt, dass man auf den Ålandinseln Ruhe findet? Das gilt auch für
die Kurzwellenbänder: Als erstes habe ich den Mithörton meines TRX leiser gedreht. Auf
OH0RAA auf 145,675 MHz habe ich natürlich gerufen, aber nie eine Antwort bekommen. OK, das war
immer nur vom Auto aus und so oft waren wir nicht unterwegs.
Diese Ruhe ist übrigens ein Argument gegen QRP-Betrieb: Man ärgert sich, weil man so viel hört,
bei dem sich das S-Meter schon lange nicht mehr rührt, und nicht hin kommt.
Schließlich muss man das QRM und QRN bei der Gegenstation übertönen – diesen Effekt beschreibt auch
DL5XL für die Antarktis [1]. Auch sollte
man nicht vergessen, dass man deutlich nördlicher ist als in Deutschland und das tut den meisten
Ausbreitungspfaden nicht unbedingt gut.
Das Gedränge nach dem vergleichsweise seltenen Land hatte ich mir übrigens schlimmer vorgestellt.
Wenigstens mit meiner QRP-Station habe ich kein Pile-Up ausgelöst. Das liegt auch an den
einheimischen OMs und diversen Contestmannschaften vom finnischen Festland. Ein OM meinte zu mir,
nur noch OH0A sei allein in einheimischer Hand. Er selber mache eine große Anzahl an
CW-Verbindungen und klagte über die vielen QSL-Karten, die er dafür schreiben müsse.
Wenn man mit Afu-geübten Augen auf den Ålandinseln unterwegs ist, findet man eine Menge
Amateurfunkantennen. Die lokalen OMs nutzen also ihre Möglichkeiten durchaus – etwa mit der
80-m-Vertical im Bild rechts am Wochenendgrundstück eines OMs. Aber wenn weniger
OMs ein ganzes Land vertreten, als so mancher deutsche Ortsverband Mitglieder hat, dann bleibt
das Land doch relativ selten.
QRV On The Åland Islands
Where to spend your next summer holidays – and do equal justice to your family
and your hobby? The Åland Islands (country OH0) definitely are not the worst possible
choice.
Why The Åland Islands?
Naturally there are people who need to get away from their job and enjoy the wild
pleasures of partying and boozing. I could imagine that most radio amateurs have
slightly different needs. Your list might look like this:
- No more stress!
- Enough space, especially for the antennas you never could erect!
- Reachable without too much fuss.
- Water!
- Not too hot.
Families relying on the school holidays to take their Mediterranean vacation need to
cope with the extreme heat from June to September and must enjoy taking siestas. Only
few people consider traveling to northern Europe: Scandinavia is cold and populated
with swarms of bloodthirsty mosquitos! But if you talk to people who have been
there, you will hear a different story: True, there are seasons and certain areas
where you feel like the central blood bank. Everyone whose quest in life was to see
the midnight sun at the North Cap will agree to that. However, the situation improves
vastly just a few weeks later.
You should also consider the temperature issue from a different angle: The sun might
not be as strong as in the south but it shines much longer. And if you go to Finland,
the temperature is no issue at all – heat up the sauna (batu on the
Swedish-speaking Åland Islands) in the evening and feel comfortably warm for hours.
And another thing is very important: Space – all the space you could wish for the
children and the OM. The travel brochures usually specify the distance to the next
house, and distances of 100 m are nothing unusual – the less so the farther you travel
to the north and east. The Åland Islands offer a few specific advantages in this:
- If you travel overland from the rest of Europe and do not take a direct ferry
from Germany or Estonia to the Finnish mainland, you will pass through Mariahamn
on the Åland Islands anyway.
- You save a full day's worth of travel (there and back) compared to a place e.g. in
the Seimaa area (Savonlinna) – 150 km more on the ferry and another 400 km or so
by car in each direction.
- OH0 is a much more interesting country than the Finnish mainland (OH2, OH4 or such).
A Few Tips About Operating From OH0
Setting Up Antennas
I've already mentioned the space – real estate agents offer 5000 m2
properties directly at a lake for EUR 30.000. But only locals are allowed to buy
real estate on the Åland Islands. Otherwise the neighboring Swedes would have driven
up the prices long ago and crammed a lot more houses into the countryside.
If the next house is 100 m or even further away, asking the owner about your antenna
is not an issue. Unfortunately, you will have a few more problems than the locals
with their permanent settings: They don't build any foundations even for their high
masts. The typical ground is bedrock covered with a thin layer of humus. So they
simply put their drilling machine to use and bolt their masts to the rock.
This type of terrain means you can leave your ground anchors safely at home. With a
bit of luck you might find a stable and horizontal place for the foot of your mast.
I have had the best experience using an 8-m fiberglass mast and a 20-m ground plane
antenna. The radials are connected to the mast at 3 m above ground, thus stabilizing
the mast. The radials should be tied as low as possible to surrounding bushes. BTW:
My radiator and the radials are 5.10 m long and the SWR was good all across the band.
I did not investigate any further – I was on holiday, after all!
If the radials are not on the ground as discussed here, four radials are easily enough.
64 or more radials are technically needed if you want them to disappear beneath the
grass. But you will need four radials per band, and a matchbox is not of much use:
QRP on 20 m worked quite well, but there were no replies on 10 MHz. You will also
find a few notes in publications stating that you can resonate the radials on lower
bands with a common inductor.
Operation
Have I mentioned the absolute tranquility on the Åland Islands? This also
applies to the shortwave bands – the first thing I did was to reduce the sidetone
volume of my TRX.
Of course I called on the local repeater OH0RAA on 145,675 MHz but never got any reply.
OK, I only called from the car and we did not drive around that much.
These quiet conditions make a strong case against QRP operation: It is frustrating to
hear so many stations that don't even budge the S meter, but you have no chance of
reaching them. Eventually you must get above the QRM and QRN level at the other end.
And don't forget that you are relatively far to the north, which doesn't really help
on most propagation paths.
I thought there would have been more of a run for this comparatively rare country; at
least my QRP station didn't cause a pile-up. This might be due to the activities of
local hams and several contest teams from the Finnish mainland. One OM told me that
only OH0A is completely in the hands of the locals. He is very active in CW and
lamented about the many QSL cards he has to write.
You will find quite a few amateur antennas if you travel across the Åland Islands
with the trained eyes of a radio amateur. The local hams are definitely using all of
their options – for example with an 80-m vertical as seen in the picture at right at
a weekend QTH. But if a country has less OMs than many German DOKs, the country will
remain a rare visitor on the bands.
Translated by Ellen Fetters
Literatur
- Riess, Felix, DL5XL: Neumayer-Station III: Wissenschaft und Amateurfunk
in der Antarktis
- In: cq-DL 12/2009, S. 846ff
|