Amateurfunk ist vor allem ein sehr vielseitiges Hobby. So mancher von uns hat in vielfältiger Form davon profitiert:
Es entstehen Freundschaften, die Hilfsbereitschaft ist groß. Auch beruflich können sich Perspektiven öffnen. Und immer
wieder passiert dabei Unvorhergesehenes.
Diese Seite beschreibt ausdrücklich nur die Verhältnisse in Deutschland. Im Prinzip geht es aber in den meisten Ländern ähnlich zu.
Schließlich lassen sich Funkwellen nicht von Ländergrenzen aufhalten. Der Amateurfunk ist auch international als Funkdienst anerkannt.
Die (nicht ganz offiziellen) Definitionen
Die offiziellen Definitionen kann man auf der Website der Bundesnetzagentur nachlesen. Hier will ich die Grundlagen etwas lebendiger darstellen.
Die formale Seite des Amateurfunks
Amateurfunk ist ein Funkdienst wie beispielsweise Seefunk oder Rundfunk auch – mit Regelungen und Zuteilungen im Frequenzspektrum.
Zusätzlich ist der Amateurfunk ein experimenteller Funkdienst, wir probieren also immer wieder neue Dinge aus. Damit
verbunden ist ein ziemlich einmaliges Privileg:
Funkamateure dürfen ihre Geräte selber bauen. Praktisch alle anderen Funkdienste müssen z.B. einschlägig zertifizierte Geräte
benutzen.
Wichtig ist, dass im Amateurfunk der Betreiber lizensiert ist und nicht die Funkanlage. Das ist anders als z.B. beim CB-Funk:
Dort darf jeder ein zugelassenes Gerät betreiben, darf es aber nicht verändern.
Was ist ein Funkamateur?
Dazu zitiere ich am besten aus dem Amateurfunkgesetz §2: Ein Funkamateur
ist jemand, der sich mit dem Amateurfunkdienst aus persönlicher Neigung und nicht aus gewerblich-wirtschaftlichem Interesse
befaßt. Amateurfunk ist also beispielsweise kein Telefonersatz. Funkamateure dürfen auch nur untereinander Verbindungen
herstellen.
Wie wird man Funkamateur?
Funkamateur wird man, indem man der Bundesnetzagentur in einer Prüfung seine Fachkunde nachweist. Anschießend teilt einem die
Bundesnetzagentur ein Rufzeichen zu. An diesem Rufzeichen kann man erkennen, in welchem Land das Rufzeichen ausgegeben wurde und welche Lizenzklasse der Inhaber
hat.
In Deutschland gehen die Lizenzklassen von Ausbildungsrufzeichen mit dem Präfix "DN" bis zur Klasse A, für die u.a. der
Präfix "DL" vergeben wird. Man vergleiche die Domain dieser Website :-)
Der Weg zum Funkamateur sollte über den nächsten Ortsverband
des Deutschen Amateur Radio Club gehen. Immer wieder veranstalten Ortsverbände entsprechende Lehrgänge oder geben
andere Hilfestellungen. Es gibt auch einen Online-Lehrgang zur
Amateurfunk-Lizenz. Aber auch dabei ist es hilfreich, einem erfahrenen Funkamateur ein Loch in den Bauch fragen
zu können.
Was darf ein Funkamateur?
Ein Funkamateur darf nach bestimmten Regeln und innerhalb der zugelassenen Funkbänder senden. Dabei darf er viele Inhalte
nicht übertragen: Er darf keinen Rundfunk machen, er darf keine Musik übertragen usw.
Beim Amateurfunk zuhören darf jeder. Mit einem SSB-tauglichen Kurzwellenempfänger geht das auf Kurzwelle sehr einfach.
Wer nicht gerade ganz tief in der Provinz lebt, sollte mit einem kleinen Handscanner mal den Frequenzbereich 145,225 MHz bis
145,775 MHz abhören. Dort spielt sich der Großteil des Lokalbetriebs ab.
Wer wird Funkamateur?
Funkamateure kommen als vielen Gesellschaftsschichten und Berufen. All das spielt aber keine große Rolle, denn zur
Identität gehören nur Vorname und Rufzeichen. Frauen kommen leider nur sehr selten von sich aus zum Amateurfunk. Meist werden sie
in der Familie infiziert oder in diese Richtung gedrängt.
Immer wieder stößt man auf durchaus prominente Funkamateure. Persönlich hatte ich Kontakt mit dem Chef eines Max-Planck-Instituts (vor meiner Morseprüfung, mit meinem C-Lizenz-Rufzeichen) und einem
Nobelpreisträger. Dabei sprach ich sie völlig selbstverständlich mit Walter bzw. Joe an –
alles andere hätten alle Beteiligten als seltsam empfunden.
Was kostet Amateurfunk?
Das Teuerste sind erst mal die Prüfungsgebühren, die sich im niedrigen dreistelligen Bereich bewegen. Anschließend bekommt jeder
Funkamateur alle drei Jahre einen Bescheid über weniger als 100 EUR.
Anschließend braucht man eine Funkstation. Deren Kosten können von fast nichts bis beliebig hoch sein. Manche treiben es auch noch toller.
Eine Handfunke aus chinesischer Produktion gibt es schon ab etwa 40 EUR. Die reicht oft schon, um beim Ortsquasselkanal
mitspielen zu können.
Man kann sogar komplett ohne Funkanlage Betrieb machen: Es gibt diverse über das Internet fernsteuerbare Funkanlagen,
z.B. bei manchen Ortsverbänden des Deutschen Amateur Radio Club.
Ohne Anmeldung und Nachweis seiner Amateurfunklizenz geht da aber nichts – wenigstens sendeseitig.
Womit beschäftigen sich Funkamateure?
Wie schon geschrieben: Amateurfunk ist ein ausgesprochen vielseitiges Hobby. Natürlich gibt es die Techniker,
für die ein Eigenbau uninteressant wird, sobald er funktioniert. Ich bin auch eher der Typ des Technikers – bei einem
Elektrotechnik-Ingenieur sicher nicht überraschend. Die letzten Jahre habe ich mich auf meine Mobilfunkanlage konzentriert
und alle lange bekannten Regeln der Kunst in Frage gestellt. Heraus kam ein Konzept, das den Aufwand für den
Kurzwellenbetrieb aus dem fahrenden Fahrzeug heraus deutlich reduziert.
Genau so gibt es aber auch Wettbewerbe der
verschiedensten Art. Wer sich gerne an der frischen Luft bewegt, kann z.B. beim Amateurfunkpeilen mitmachen,
auch ohne Lizenz: Fünf Sender werden im Gelände versteckt. Die Teilnehmer sollen diese Sender mit ihren Peilempfängern
finden. Meist haben die Veranstalter auch ein paar Peilempfänger für Interessenten ohne Ausrüstung dabei –
vorher nachfragen!. Nur einer der Veranstalter muss hier eine Amateurfunklizenz haben, um die fünf Sender betreiben zu dürfen.
Ein für mich ganz entscheidender Aspekt ist die persönliche Kommunikation. Das beginnt bei der Fahrt zur Arbeit,
wo man sich auf einem Relais (Zwischenstation auf einem Berg oder Hochhaus) trifft. Fast jeder der
über 1000 Ortsverbände im Deutschen Amateur Radio Club
trifft sich wenigstens einmal im Monat. Wer sich für Amateurfunk interessiert, ist hier willkommen.
Wer, wie ich, viel unterwegs ist, findet so fast überall Gleichgesinnte. Besonders gut funktionierte das für mich während
meiner beruflichen Zeit in Böblingen: Dort treffen sich jeden Donnerstag Funkamateure in einer Pizzeria. So brauchte ich
mein Abendessen nicht alleine runterzuwürgen und konnte am Feierabend auch mal fachsimpeln. Ich komme da hin und stelle mich
vor als "Alexander, DL4NO". Der Ham Spirit gebietet, dass ich freundlich aufgenommen werde. Bei allgemeinen
Vereinsangelegenheiten rede ich dann auch aus dem Stand mit – schließlich bin ich schon sehr lange DARC-Mitglied.
Nur bei lokalen Themen halte ich mich natürlich zurück. Und fachsimpeln tun wir alle gerne :-)
Der gesellschaftliche Nutzen des Amateurfunks
In unterschiedlichen Ländern helfen unterschiedliche Aspekte des Amateurfunks der Gesellschaft. Beispielsweise in den
USA haben Funkamateure eigene Organisationen für den Notfunk
aufgebaut. Dieser Aspekt ist bei uns weniger präsent, weil unsere Infrastruktur stabiler ist. Es gibt beispielsweise
eingespielte Zusammenarbeit mit dem THW.
Festzuhalten bleibt, dass unsere vergleichsweise einfache Technik mit minimalem Aufwand und oft unabhängig von externer
Infrastruktur funktioniert. Wir bringen das technische Wissen mit, um diese einfache Technik zu beherrschen.
Einfach mit Einschalten ist es bei uns oft nicht getan. Ein Funkgerät ist kein Handy.
In vielen Entwicklungsabteilungen gibt es eine hohe Dichte von Funkamateuren. Für viele Ingenieure war der Amateurfunk
ein wichtiger Grund, eine technische Ausbildung anzustreben. Auch ich profitierte schon vielfach beruflich von meinem Hobby.
Es gibt auch eine lange Geschichte, dass Staaten auf das spezielle Wissen von Funkamateuren zurückgriffen. Das waren
beispielsweise im letzten Jahrhundert die Morsekenntnisse von Funkamateuren. Funkamateure wurden bei der Bundeswehr Horchfunker
oder auch umgekehrt: Wenn man die Morsekenntnisse schon mal hatte, war der Rest der Amateurfunk-Lizenzprüfung nicht mehr
so schwer. Ich kenne auch einen Funkamateur, der für die Polizei Gerätschaften in die Streifenwagen einbaut – auch
kein Job, dem man allein mit dem Lesen von Montageanleitungen gerecht werden kann.
Auch im privaten Bereich ist das Wissen von Funkamateuren hilfreich: Wir wissen, wie man Funkstörungen erkennt und
beseitigt oder ein WLAN optimiert.
Nicht zuletzt bringen wir uns immer wieder in die politische Diskussion ein. Wir warnten davor, sämtliche Mittelwellensender abzuschalten, denn das war das optimale
Veröffentlichungsmedium im Katastrophenfall. Wir warnen vor der Powerline-Technik, weil die bei immer größerer Verbreitung
zwangsweise zu massiven Störungen vieler Funkdienste führen wird. Die neueste Generation der Powerline-Technik verseucht
das gesamte Spektrum unterhalb des UKW-Rundfunkbereichs – warum hören die wohl bei 86 MHz auf? Die vorherige Generation
nutzte den Frequenzbereich bis 68 MHz, sparte also den 4m-Bereich mit dem analogen Behördenfunk aus. Der wurde mittlerweile
digitalisiert und arbeitet bei 400 MHz.
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