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Blackout - was muss passieren?


Bei einem Blackout geht buchstäblich nichts mehr: Fast alles Elektrische stellt den Dienst ein! Sobald der Router daheim keinen Strom mehr bekommt, sind Internet und Telefon tot. Mit etwas Glück und dem richtigen Netz funktioniert das Handy noch ein paar Stunden. Im Winter wird es dann dunkel und kalt. In vielen Gemeinden fällt auch ziemlich bald die Wasserversorgung aus. Das größere Problem ist erst mal die Abwasser-Entsorgung, weil die an vielen Stellen (Schöpfwerke) und ziemlich viel Strom (Klärwerke) braucht. Aber was soll die Gemeinde machen, wenn die Abwasserkanäle voll sind und der Dreck in die Keller läuft? Vielleicht treibt sie einen Tanklastwagen auf, mit dem sie Trinkwasser verteilen kann.

Den meisten Läden bleibt nichts anderes übrig, als die Kunden ohne Ware aus den Läden zu scheuchen: Supermärkte haben typisch kaum Fenster und die Kassen funktionieren ohne Internetanbindung an die zentrale IT auch nicht mehr. Spätestens am nächsten Tag ist alles verdorben, was irgendwie auf Kühlung angewiesen ist. Neue Ware kommt erst lange nach Ende des Blackouts.

Aber die Politik verschläft die immer größer werdenden Probleme konsequent:

  • Das Büro für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag untersuchte schon 2008 bis 2010 die Gefährdung und Verletzbarkeit moderner Gesellschaften – am Beispiel eines großräumigen und langandauernden Ausfalls der Stromversorgung [3] und kam zu katastrophalen Erkenntnissen.
     
    Fazit: Bereits nach wenigen Tagen bricht die öffentliche Ordnung zusammen: ...die flächendeckende und bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung mit lebensnotwendigen Gütern und Dienstleistungen [ist] nicht mehr sicherzustellen... Und, noch drastischer: ...die dadurch ausgelösten Folgen [wären] selbst durch eine Mobilisierung aller internen und externen Kräfte und Ressourcen nicht "beherrschbar", allenfalls zu mildern.
     
  • 2021 titelt der Bundesrechnungshof kurz und bündig: Bund steuert Energiewende weiterhin unzureichend [4]. Das umfangreiche Papier kann man sich an der angegebenen Stelle herunterladen. Ich spare mir, das im Detail zu erläutern, das kann man sich bei Youtube [5] ganz ausführlich ansehen.

Dringende persönliche Maßnahmen

Egal ob Stromausfall, Überschwemmung, Schneechaos, Pandemie, Krankheit oder sonst was: Sehr schnell bricht die ganz normale Logistik zusammen. Jeder sollte deshalb dafür sorgen, dass er ein paar Tage bis Wochen ohne Einkauf, ohne Netzstrom und ohne Wasserversorgung auskommen kann. Das ist vor allem eine Frage der Vorbereitung und weniger eine des Geldes, im Gegenteil: mit konsequenter Nutzung von Sonderangeboten und Mengenrabatten kann man sogar Geld sparen. Um dieses Thema geht es hier.

Dringende öffentliche Maßnahmen

Wir können nur beten, dass ein möglichst kleiner Blackout kommt, ehe noch mehr Steinkohle-Kraftwerke endgültig vom Netz sind [20]. Bevor jetzt die üblichen Verdächtigen anfangen, wie am Spieß zu schreien: 2/3 des Kohlestroms kamen 2020 aus Braunkohlekraftwerken, die dabei 3/4 des CO2 aus der Stromerzeugung ausstießen.

Es geht längerfristig auch um weit weniger als das letzte Drittel des CO2 aus der Kohleverstromung von 2020: Wir werden die Kraftwerksbetreiber nicht mehr dafür zahlen, dass sie Strom erzeugen. Wir werden sie dafür bezahlen, dass sie unser Stromnetz in der Dunkelflaute in Betrieb halten. Das bedeutet aber auch, dass diese Kraftwerke eine minimale Zahl von Betriebsstunden im Jahr brauchen, damit sie nicht in ziemlich kurzer Zeit zu Schrott werden. Ein Auto braucht auch seinen jährlichen Ölwechsel und wenn man den Wagen zu lange nicht bewegt, werden die Reifen unrund.

Die Ampel-Regierung versucht das Problem mit Gaskraftwerken anzugehen. Die will aber keiner bauen, weil das weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll ist: Die Kraftwerke sollen nur 10-15 Jahre laufen und das angeblich nur wenige Stunden im Jahr. 2023 waren 52% des nach Europa importieren Flüssiggases Frackinggas aus den USA, das über die ganze Kette noch bedeutend umweltschädlicher ist als Steinkohle [93]. Dafür treibt der Gaspreis aber den Strompreis hoch. Hätte man Kohlekraftwerke nicht grundsätzlich als böse betrachtet, hätte es auch den Weg der GUD-Kraftwerke gegeben. Dazu kann man Kohlekraftwerke wie den stillgelegten Block RDK4 der EnBW mit einer Gasturbine ausrüsten und einem außerordentlich hohen Wirkungsgrad erzielen.

Die letzten konventionellen Kraftwerke können erst vom Netz,

  • wenn wir ein hoch leistungsfähiges HGÜ-Netz von Spanien bis Finnland und von den Shetlandinseln und Norwegen bis Sizilien und Griechenland haben,
  • die bislang vorhandenen Speicherkapazitäten, vorzugsweise in Pump-Speicher-Kraftwerken, mindestens verhundertfacht wurden [11],
  • und ein intelligentes, feingliedriges Netzmanagement dafür sorgt, dass die Schäden durch Stromabschaltungen in einem erträglichen Rahmen bleiben.
  • Zudem muss ein Verfahren erprobt werden, wie man das Europäische Verbundnetz möglichst schnell wieder hochfährt. Ich gehe davon aus, dass die Netzbetreiber schon längst an einem Konzept dafür arbeiten und das beim nächsten Blackout einem Test unterziehen werden. Vergleiche [10] (Übung in österreichischer Kaserne, Flughafen Wien-Schwechat).

Im Klartext: Wenn der Ausbau im bisherigen Stil weitergeht, werden wir auch 2050 noch konventionelle Kraftwerke vorhalten (nicht: durchgängig betreiben) müssen. Entscheidend Schuld daran sind vorgebliche Umweltschützer, die ihre Partikularinteressen unter dem Mäntelchen des Umweltschutzes durchzusetzen versuchen. Ideologische Wolkenkuckucksheime werden hoffentlich eher kurz- als langfristig vom einen oder anderen Blackout auf den Boden der Physik zurück geholt werden. [21]

Wem HGÜ (Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung) nichts sagt: Unser normales Hochspannungsnetz arbeitet mit den gleichen 50 Hertz Netzfrequenz wie die Steckdosen daheim. In der Energietechnik gibt es die Regel, dass man diesen Strom wirtschaftlich nur 1 km/kV weit transporieren kann. Also auf der Niederspannungsebene 230 m und auf der 400-kV-Ebene 400 km. Letzteres sind die Trassen mit den ganz hohen Gittermasten und den ganz langen Isolatoren. Ernsthaft weiter geht es nur mit Gleichspannung, was diverse physikalische Gründe hat. Unterirdisch oder unter Wasser wird es schon ab 20 km Trassenlänge kritisch. Deshalb wurde schon 1954 ein HGÜ-Kabel zwischen Schweden und der Insel Gotland verlegt [7].

Ohne Norwegen geht in diesem Zusammenhang übrigens nichts [11]: Die Wasserkraftwerke in den Fjorden müssen viel Regelenergie liefern, d.h. ihre Stromerzeugung sehr schnell ändern können. Das größere Problem könnte werden, die Norweger zum Bau von Pump-Speicher-Kraftwerken zu überreden: Dort liegt das Potential für 2/3 der in Europa überhaupt denkbaren Speicherkapazität.

Eine kleine Hoffnung an der Speicherfront löste bei mir die Ankündigung von VW aus, ab 2022 nur noch Elektrofahrzeuge auf den Markt zu bringen, die nicht nur geladen, sondern auch entladen werden können.

Wohl gemerkt: Die Auto-Akkus können lediglich in einem privilegierten privaten Bereich eine Entspannung bringen; bei Hausbesitzern mit Garage auf dem Grundstück. Egal wie: Jeder Blackout kostet Menschenleben und Milliarden.

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Alexander von Obert * http://www.dl4no.de/beispiel/blackout2.htm
Letzte Änderung: 10.01.24 (redaktionell überarbeitet)


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Ohne vieeeeeel Speicher wird die Energiewende nichts
Literaturverweise ab August 23