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Wie vorbereiten?


Wer sich im Katastrophenfall auf den Staat verlässt, der ist verlassen: Es gibt keine Rückfallebene für unsere normale Infrastruktur. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) empfiehlt eine Vorratshaltung für 10 Tage. Das ist besser als nichts, aber vermutlich für einen großen Stromausfall (Blackout) zu wenig. Nach einem Blackout braucht unsere Infrastruktur vermutlich 2-3 Wochen, um sich leidlich zu erholen. Zum Glück wurde das in den letzten Jahrzehnten noch nicht ausprobiert.

Der Vorratshaltung habe ich eine eigene Seite gewidment, als Ergänzung für die Hinweise im Ratgeber für Notfallvorsorge des BBK. Es gehört aber noch viel mehr zu den Vorbereitungen, die einem durch solche, im wahrsten Sinne des Wortes dunklen Zeiten helfen.

Abkochanordnung für Oberschleißheim

Wasserversorgung

Im Alltag fällt uns überhaupt nicht auf, wie viel Wasser wir jeden Tag nutzen. Bei jeder Sitzung rauschen etwa 8 Liter Wasser durchs WC. An diesen 8 kg kann man ganz schön schleppen, wenn man sie vom nächsten Bach holen müsste.

Es lohnt sich, im Ernstfall zwischen Trinkwasser und Brauchwasser zu unterscheiden: Nur ersteres muss unbedingt keimfrei sein. In aller Regel wird man beispielsweise Brunnenwasser zum Kochen verwenden können, denn beim Kochen wird es entkeimt. Ähnliches gilt für das Waschen. Wenn man Zugriff auf einen Brunnen hat, kann man dessen Wasser untersuchen lassen. Dafür gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Einfach mal die Suchmaschine des Vertrauens befragen.

Es gibt auch Wasserfilter, die mehr oder weniger alle Keime entfernen. Die sind aber vorzugsweise für unterwegs gedacht. Zum Entkeimen benutzen sie häufig Silber. Silber gehört zu den Schwermetallen und ist deshalb nichts, was man in größeren Mengen im Körper haben will [28].

Im Minimum sollte man Wasserkanister haben, um wenigstens 20 l Wasser bevorraten zu können. Die gibt es aus dem Campingbereich in großer Auswahl. Faltkanister sparen Platz, eignen sich aber weniger zur Vorratshaltung. Kanister braucht man beisielsweise auch, wenn die Gemeindeverwaltung Wasser mit Tankwagen verteilt.

Eine gute Möglichkeit ist, unmittelbar nach dem Ausfall des Stroms möglichst viele Flaschen und Kanister mit frischem Wasser zu füllen. Es gibt sogar den Tipp, die Badewanne mit kaltem Wasser zu füllen und so einen Vorrat an Brauchwasser zu schaffen. Bleibt zu hoffen, dass der Stöpsel wirklich dicht schließt.


Akkus oder Batterien (Primärzellen)?

100er-Pack AA-Batterien

Bei vielen Kleinverbrauchern wie Radios oder Lampen stellt sich die Frage nach der Stromversorgung. Wir sind an Akkus gewöhnt, aber die muss man aber recht häufig laden. Zum Einlagern als Vorrat sind sie eindeutig zu teuer und außerdem meist gerätespezifisch.

Die Alternative ist, möglichst viele dieser Kleinverbraucher auf eine Bauform von handelsüblichen Batterien zu standardisieren. Am preiswertesten, auf den Energieinhalt bezogen, sind Mignon-Zellen (AA). Der 100er-Pack kostet im Versandhandel, genau bei den kleineren AAA-Zellen, um die 20 EUR. Trotzdem wird man bei einer Stirnlampe AAA-Zellen bevorzugen, weil sie deutlich leichter sind.

Solche Batterien sind mindestens fünf Jahre lagerfähig. Ich habe schon welche ausgetauscht, die in einem Thermometer 10 Jahre ihren Dienst getan hatten. In den meisten Haushalten braucht man regelmäßig solche Batterien, nicht nur für Thermometer. Sie stecken in Wanduhren, Waagen und vielen anderen Geräten. Die 100 Stück gehen so im Lauf der Jahre schon weg, ehe sie zu viel Kapazität verloren haben.

Licht

Im Blackout wird es richtig dunkel – dunkler, als man es je erlebt hat: Die Straßenbeleuchtung ist aus und auch der Wiederschein der nächsten Stadt fällt weg. Endlich Gelegenheit, die Milchstraße zu bewundern!

Die wichtigste Lichtquelle sind mittlerweile wohl mit Batterien betriebene LED-Lampen. Die gibt es in vielen Bauformen und mit unterschiedlichen Batterien.

Die Alternative sind Systeme mit USB-Schnittstelle. Ein paar größere Powerbanks der 10.000-mAh-Klasse sind ein Anfang, wenn man eine Möglichkeit zum Laden hat – etwa mit einer kleinen Solaranlage. Dafür habe ich eine eigene Seite erstellt. Powerbanks mit eingebauten Solarmodulen sind weitgehend sinnlos: Einmal ist so ein Solarmodul viel zu klein, außerdem sind diese Geräte ein Widerspruch in sich: Zum Laden muss man sie in die Sonne legen, der Akku muss aber möglichst kühl gelagert werden.

Natürlich gibt es immer noch Kerzen. Die kann man über viele Jahre lagern, aber die Brandgefahr ist enorm!

Wärme, Kochen

Bei einem Stromausfall fällt auch die Zentralheizung aus, denn die hat eine elektronische Steuerung und eine Umwälzpumpe. Eine Gasheizung fällt vermutlich sowieso aus, weil auch das Gasnetz zur Steuerung und Überwachung Strom braucht. Aber dazu fand ich noch keinerlei Informationen.

Wärme kann man beim Blackout auf keinen Fall aus Strom erzeugen. Es kann auch nicht das Ziel sein, die ganze Wohnung warm zu halten. Man kann sich beispielsweise auf die Küche und eine Kissenburg im Schlafzimmer konzentrieren. Wirklich dramatisch wird es bei Frost, wenn man überall das Wasser ablassen muss.

Auch zum Kochen braucht man Wärme. Die einfachste Möglichkeit ist in vielen Fällen ein Camping-Gaskocher. Wenn man den in geschlossenen Räumen betreiben will, braucht man dringend einen CO-Wächter und muss regelmäßig lüften! Mit einer 5-kg-Flasche Gas kommt man schon ziemlich weit.

Medikamente und anderer medizinischer Bedarf

Von einem Stromausfall sind beispielsweise auch Apotheken betroffen. Es ist also hilfreich, wenn man nicht erst im letzten Moment das Folgerezept beschafft und zur Apotheke geht. Eine Hausapotheke sollte man auch haben, mit Pflaster, Verbandszeug, Schmerzmittel usw.

Auszug Münchner Nordrundschau

Vorbereitung in der Zivilgesellschaft: Obiger Artikel in der Münchner Nordrundschau vom 11.08.2021 ist das Ergebnis einer Pressemitteilung, die in diversen Zeitungen erschien. Im Vorfeld mussten natürlich die Apothekerinnen (ja, beide weiblich) überzeugt werden.
(Text: DL4NO, Bild: Notfall-Vorsorgeberatung Schleißheim)

Kommunikation: Radio

Spätestens nach ein paar Stunden sind Telefon und Internetzugang tot. In den meisten Haushalten hängen die Telefone heute am Internet-Router und der braucht Strom. Sobald das Licht ausgeht, funktionieren also Fenstnetz-Telefon und Internetzugang nicht mehr. Sofern die Mobilfunk-Feststationen überhaupt Batterien enthalten, sind die nach wenigen Stunden leer – nichts geht mehr!

Für diesen Fall ist ein billiges Taschenradio hilfreich. Ein luxuriöses Modell braucht gewöhnlich auch mehr Strom, was hier von Nachteil ist. Auch hier lohnt es sich wieder, alles auf einen Batterietyp zu standardisieren. Die Batterien aus den LED-Lampen sollten auch beim Radio passen. Aber auch hier kann man mittlerweile den USB-Weg gehen. So kommt man wenigstens noch an Nachrichten, sofern einer der lokalen UKW-Sender eine vernünftige Notstromversorgung hat.

Eine Alternative zu einem Taschenradio sind viele Handys, die ein UKW-Radio enthalten. Das gilt auch für Einfach-Handys der 30-EUR-Klasse. Wichtig ist der Kopfhörer – nicht unbedingt um damit zu hören, sondern als Antenne. Während eines Blackout sollte man das Handy in den Flugzeug-Betriebszustand bringen, weil dann viele Stromverbraucher abgeschaltet werden. So reicht eine Akku-Ladung viel länger.

Kommunikation: Funkgerät

Suchen sie mal bei Youtube nach Stromausfall Köpenick: Im Blackout sind Hilferufe praktisch unmöglich! Otto Normalverbraucher hat höchstens die Chance, mit lizenzfreien Funkgeräten die Kommunikation in der Nachbarschaft aufrecht zu erhalten. Hier lohnt es sich, nach Freenet oder PMR zu suchen. Im Ernstfall wird man im Freenet-Bereich vermutlich auf weniger Störungen durch andere Nutzer stoßen, weil PMR-Funkgeräte weiter verbreitet sind. Das hängt u.a. damit zusammen, dass Freenet eine rein deutsche Lösung ist, während PMR in vielen europäischen Ländern erlaubt ist.

Egal welches Funkgerät man benutzt: Wenigstens bei den einfacheren Geräten kann jeder mithören! Deshalb sollte man vorsichtig sein, was man erzählt: Nach ein paar Tagen werden manche Mitbürger hungrig, durstig und verzweifelt sein. Man sollte nicht riskieren, dass die zur spontane Eigentumsübertragung schreiten. Wenn man einen Brunnen im Garten hat, kann man durchaus Wasser abgeben – das fließt von allein wieder nach. Aber wenn einer etwas bei Ihnen ergattern konnte, stehen in Kürze die nächsten 10 vor der Tür.

Für meine Nachbarschaft habe ich ein paar Sets aus zwei PMR-Funkgeräten und einer Powerbank in einem Kunststoffkästchen zusammengestellt. Darüber habe ich eine eigene Seite geschrieben.

Im Prinzip gibt es auch noch den CB-Funk im 27-MHz-Bereich. Der wird aber nur noch sehr wenig genutzt, schon weil die Antennen im diesem Frequenzbereich ziemlich unhandlich sind. Die meisten Nutzer sind LKW-Fahrer aus ost- und südosteuropäischen Ländern. In ihren Fahrzeugen brauchen sie die größere Reichweite dieser Technik.

Auch bei den Funkgeräten steht man wieder vor der Alternative AA/AAA-Zellen oder USB. Passende Geräte gibt es mittlerweile ab etwa 20 EUR. Der Umgang mit diesen Geräten ist eigentlich ganz einfach. Eine Sprachsteuerung wie bei einem Babyphone ist auch üblich. Damit kann man auch die bettlägrige Nachbarin einbinden, die sonst von jeder Hilfe abgeschnitten wären. Den normalen Pflegedienst kann man auch recht schnell vergessen, weil die Fahrzeuge keinen Sprit mehr haben und die Pfleger womöglich nicht mehr zum Dienst kommen können.

Damit sind wir dann bei meinem Spezialgebiet: Als Funkamateur kann man sich eine Funkanlage mit passender Notstromversorgung bauen, die auch größere Entfernungen überbrücken kann. Das hat längst nicht jeder Funkamateur, aber es gibt sie. Ich kann auch dann noch Emails verschicken und empfangen, wenn in ganz Mitteleuropa der Strom ausgefallen ist. Unter normalen Umständen dürfen Funkamateure nur untereinander kommunizieren. Aber im Katastrophenfall gilt das nicht.

Beispiele

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Alexander von Obert * http://www.dl4no.de/beispiel/wievorbe.htm
Letzte Änderung: 31.01.22 (Abschnitt 'Batterien' eingefügt)


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