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Konzept für Notfunk-Anhänger


Auch ich halte es für sinnvoll, wenn der DARC Fahrzeuge für den mobilen Notfunkeinsatz vorhält. Das darf aber keine Materialschlacht werden, die der DARC weder finanzieren noch unterhalten kann. Mit diesem Text will ich diverse Fragen aufwerfen, die, nach den bisherigen Texten des Notfunkreferats zu urteilen, in Baunatal niemand auf dem Schirm hat.

Ich schlage ein Gesamtkonzept vor, das auf einem einheitlichen Anhänger basiert. Wenn ich richtig informiert bin, sind solche Anhänger mit dem Betriebsfahrzeug versichert – schon wieder was gespart. Für viele Details, von der Montage der Gasflaschen bis zur Unterbringung des Camping-Clos, gibt es im Wohnmobil-Bereich sicher viel kompetentere Spezialisten als mich. Die können sicher auch Platz für Antennen, Kabel und all den anderen Kram vorsehen, den unsereiner in der freien Natur so braucht.

Zwei Drittel eines Notfunkanhängers ist unabhängig vom Einsatzzweck. Ein Einsatztrupp sollte jeweils aus zwei Personen bestehen, die spätestens nach einer Woche abgelöst werden. Ein solcher Trupp besteht also aus einem PKW und einem Anhänger. Die Ablösung kommt per PKW und bringt ihre Vorräte mit, wobei deren Mindestumfang genau definiert ist. Die zwei Personen reichen natürlich nur, wenn man vorzugsweise vollautomatischen Betrieb macht. Sprechfunk sollte man möglichst nur im lokalen Bereich machen, wo viel mit Handfunken gearbeitet wird. Im Zweifelsfall schickt man halt zwei Trupps los. Ich möchte den OV sehen, der eine Truppe Netzaufbau mit 8 eingespielten Mitgliedern auf die Beine stellt. Quer über diverse OVs wird das höchstens in den großen Bevölkrungszentren möglich sein, wo dann aber die Garagen besonders teuer und Übungsräume besonders rar sind.

Die Akzeptanz für die Betreuung eines solchen Anhängers ließe sich massiv steigern, wenn die Nutzung für einen OV-Fieldday formal erlaubt würde. Dafür dürfen aber nur ausgewählte Teile des Anhängers nutzbar sein, um die Überprüfung nach dem Fieldday zu erleichtern und die jederzeitige Bereitschaft für den eigentlichen Zweck sicherzustellen. Der OV kann eine eigene Montageplatte für den Funk-Arbeitsplatz bekommen und z.B. den Kurbelmast am Anhänger nutzen. Aber als Stromversorgung steht nur der Akku zur Verfügung, der unmittelbar nach dem Fieldday zu laden ist. Der Stromerzeuger, der Campingkocher und diverses andere muss in abschließbaren Fächern verstaut sein.

Solche Beschränkungen müssen sein: In meinem früheren OV weigert sich mittlerweile ein OM, seinen Holzkohlengrill für weitere Fielddays zur Verfügung zu stellen: Er bekam seinen Grill so versifft zurück, dass er ihn erst mal mehrere Stunden putzen musste. Die Gefahr ist auch groß, dass irgendwelche Schäden unter den Tisch gekehrt wurden und das erst im Ernstfall auffällt.

Der Notfunkanhänger

Alle Notfunkanhänger werden identisch ausgestattet und für den Einsatz ergänzt. Ich schlage Anhänger mit festen Wänden vor, die von einem Fahrzeug der Golf-Klasse gezogen werden dürfen und etwa 1,90 m hoch sind. So kann man sie in einer normalen Garage aufbewaren. Zwei Personen werden mit Aufsicht und Wartung betreut. Entsprechend einfach müssen diese Arbeiten sein.

Wenn die Heckklappe nach oben schwenkt, hat man gleich einen Wetterschutz. Passende Aufhängungen auf der Innenseite der Klappe ermöglichen, mit Planen einen Wetterschutz zu verwirklichen.

Zur Grundausstattung gehören:

  • 2 Propangas-Flaschen mit je 5 kg Inhalt. Die sind handlich und können zum Gewichtsausgleich eingesetzt werden. Propan hat gegenüber Benzin als Energieträger den großen Vorteil der langen Lagerfähigkeit. Benzin müsste man zweimal im Jahr tauschen, Diesel etwa einmal im Jahr. Synthetische Kraftstoffe (z.B. Aspen) sind etwas länger haltbar und stinken weniger, sind aber ein Mehrfaches teuerer.
  • 1 2-kW-Stromerzeuger, der auch mit Propangas betrieben werden kann. Der Stromerzeuger wird an eine der Gasflaschen angeschlossen. Als Wartungsarbeit bleibt so nur, jährlich ein paar ccm Öl zu wechseln und anschließend im Probebetrieb die Akkus zu laden.
  • 400 Ah/12 V LiFePO4-Akkus (5 kWh). Die Akkus müssen schon wegen des Ladestroms so groß sein, damit der Stromerzeuger mit einem guten Wirkungsgrad betrieben werden kann. Die Akkus müssen mit einem Hauptschalter von allen Verbrauchern getrennt werden, damit sie nicht entladen werden. Solche Akkus haben eine sehrt geringe Selbstentladung, sollten also mit 1 Jahr Wartungsintervall zurechtkommen. Falls sich die Garage im Sommer stark aufheizt, sollten die Akkus leicht ausgebaut werden können. Ähnliches gilt im Winter: Unterhalb des Gefrierpunkts darf man die Akkus nicht laden.
  • Ladeeinrichtung für die Akkus, die wahlweise vom Stromerzeuger, Solarmodulen oder über den 12-V-Anschluss des Anhängers aus dem Bordnetz des Zugfahrzeugs versorgt wird. Das stellt beispielsweise sicher, dass die Akkus auf dem Weg zum Einsatz nachgeladen werden.
  • 2 Fächer für standardisierte Proviantkisten mit z.B. 30 l Volumen. Jeder Teilnehmer bekommt eine eigene Proviantkiste mit Standardinhalt, den er daheim nach seinen Bedürfnissen ergänzen und verändern darf. Entscheidend ist, dass er sich davon mindestens eine Woche lang ernähren kann. Wenn der Einsatz länger dauert, bringt die Ablösung ihre eigenen Proviantkisten mit.
  • 1 Fach für eine Kühlbox mit Stromanschluss. In dieser Kühlbox kann jede Besatzung frische Lebensmittel oder auch kühlpflichtige Medikamente mitbringen. Die Ablösung bringt ihre eigene Kühlbox samt Inhalt mit. So macht jeder Trupp seinen eigenen Dreck weg und hat eine geschlossene Kühlkette von daheim bis zum Einsatz.
  • Campingausrüstung, damit die Besatzung notfalls neben dem Funkanhänger übernachten kann. Dazu gehören beispielsweise:
    • 1 Campingkocher, der an der zweiten Gasflasche betrieben wird.
    • Zelt mit 2 Campingbetten, 2 Stühlen und 1 Tisch. Der Schlafsack gehört zur persönlichen Ausrüstung, die jeder selber mitbringt. Bei Sauwetter sollte man sich nicht auf eine Luftmatratze oder so als Unterlage verlassen.
    • Passendes Geschirr und Besteck. Auch hier kann man überlegen, das als persönliche Ausrüstung zu deklarieren, die jeder selber mitbringt und nach einer Woche daheim in die Spülmaschine steckt.
    • 1 Kasten Mineralwasser in Glasflaschen. Das reicht als Vorrat für den ersten Tag.
    • Faltkanister mit mindestens 20 l Inhalt für Trinkwasser.
    • 1 hochwertiger Wasserfilter, um z.B. aus einem Bach Trinkwasser gewinnen zu können.
    • 1 Camping-Clo mit fest verschließbarer Kassette
  • 1 standardisiertes Fach für die Funkausrüstung
  • Solarmodule, egal ob fest auf dem Dach montiert oder zum Aufstellen

Diese Aufteilung hat diverse Vorteile: Diverse schwere Bestandteile können im Zugfahrzeug transportiert werden, denn das zulässige Gesamtgewicht des Anhängers wird sowieso zum Problem. Der Funkanhänger lässt sich leicht an die jeweiligen Bedürfnisse und den aktuellen Stand der Technik anpassen. Jede Einsatzkraft kann ihre Ausrüstung an ihre Bedürfnisse anpassen und nutzt ihren eigenen Schlafsack usw. Die Ablösung weiß genau, was sie mitbringen muss und was nicht.

Das Konzept kommt während des Einsatzes ohne das Zugfahrzeug aus. Das hilft beispielsweise bei Platzproblemen am Einsatzort oder ermöglicht, das Zugfahrzeug ohne Beeinträchtigung des Einsatzes anderweitig zu verwenden.

Die Funkmodule

Hier will ich mich nicht auf Details einlassen. Ich gehe davon aus, dass jedes Funkmodul aus Notebook, Funkgeräten und Nebengeräten besteht. Der Normalfall sollte der direkte Betrieb aus dem 12-V-Akku sein. Durch die LiFePO4-Technik ist die Batteriespannung viel steifer, als wir das von den diversen Varianten des Blei-Akkus her kennen. Bei meinen Akkus habe ich die Ladeschlussspannung auf 13,9 V eingestellt. Ernsthaft unter 13 V sinkt die Spannung bei meiner Notstromversorgung nicht.

Viele Betriebsarten, sowohl SSB als auch moderne digitale Übertragungsmethoden, haben einen hohen Crest-Faktor, d.h. ihre Spitzenleistung ist ein Vielfaches der mittleren Leistung. Für solche Zwecke empfehle ich den Einsatz von Powercaps, wie ich sie seit vielen Jahren im KW-Mobilbetrieb einsetze.

Jedes Funkmodul ist auf einer Grundplatte standardisierter Größe mit standardisierten Befestigungen aufgebaut. Jeder Anschluss bekommt eine über alle Funkmodultypen standardisierte Position, damit da nichts schiefgehen kann: Wenn der Funkanhänger außen einen Kurbelmast hat, dann gibt es feste Positionen für obere Antenne, untere Antenne und Rotor. In der Bedienungsanleitung des Funkmoduls steht dann, welche Antenne oben oder unten montiert werden soll.

Wenn ein Funkmodul einen Bedienplatz enthält, kann man es ein Stück aus dem Funkanhänger ziehen und dort fixieren. Die Heckklappe und daran befestigte Planen dienen als Wetterschutz. Bei Bedarf werden die Planen mit Häringen im Boden fixiert. Entsprechende Ösen in den Planen sind vorzusehen.

Die persönliche Ausrüstung

Jede Einsatzkraft weiß vorher, was sie mitbringen kann oder muss. Für ihren persönlichen Kram, von Kleidung über Nahrung und Geschirr bis Clo-Kassette, ist jeder selbst verantwortlich. Das muss vor dem Einsatz geprüft werden.

Niemand kann erwarten, dass die Freiwilligen dafür auch noch groß in Vorleistung gehen. Sobald sie die erste Schulung überstanden haben, müssen sie eine gefüllte Proviantkiste, eine Clo-Kassette usw. bekommen. Diese Ausrüstung kann beispielsweise in der Garage des Funkanhängers aufbewahrt werden. Die Proviantkiste sollte da besser nicht stehen – aus den gleichen Gründen wie die Akkus.

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Alexander von Obert * http://www.dl4no.de/beispiel/konzeptf.htm
Letzte Änderung: 07.-11.06.22 (Erstfassung)


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