Chinesen sind berühmt-berüchtigt dafür, dass sie alles noch etwas billiger bauen können. Ein Beispiel davon entdeckte ich,
als eine 12-V-Verteilersteckdose Funkstörungen produzierte. Genauer: Neben drei der großen, runden Buchsen enthielt sie
noch zwei USB-Buchsen. Wenn ich die benutzte, stieg der Störpegel im 2-m-Band deutlich an.
Die Suche
Als erste, nicht-invasive Maßnahme versah ich die Eingangsleitung mit einem Ferritring. Auch verdächtigte ich den
angeschlossenen Tablet-Computer und verdrosselte auch dessen Stromleitung. Nach dem Einstecken war erst mal Ruhe –
offensichtlich aber nur so lange, bis die Ladeeinrichtung des Tablets aktiv wurde. Also musste ich die Verteilersteckdose
untersuchen.
Die Untersuchung der Wandlerplatine zeigte mal wieder die Berechtigung obiger Behauptung: Bauteile, die zur grundsätzlichen
Funktion nicht elementar wichtig sind, lässt man bewusst weg – auch wenn man damit nur wenige Cent spart:
- Noch am ehesten verständlich ist das Fehlen der Diode D1 (unterer Kreis): Damit soll beim Verpolen der Betriebsspannung
die Sicherung ausgelöst werden. Wer die Verteilersteckdose schlicht im Auto einsteckt, sollte nicht auf dieses Problem
stoßen. Wer selber bastelt, die Betriebsspannung falsch herum anschließt und das dann nicht prüft, ist selber schuld.
- Ganz anders sieht das bei C2 (Ellipse) aus: Da hat der Entflechter der Platine ganz bewusst und unmittelbar am Schaltregler
die Eingangsspannung mit einem Keramikkondensator abgeblockt. Der ist nicht bestückt, schließlich ist unten rechts
auf der Platine ein Elektrolytkondensator angeschlossen (auf der anderen Platinenseite). Genau hier wird ständig der
Strom ein- und ausgeschaltet! Und das passiert mit sehr steilen Flanken, denn der Schaltregler ist mit 3,1 A bei 5 V
spezifiziert. Ohne sehr schnelle Schalter würde der Regler viel zu warm.
- Dass der Kondensator C5 (Mitte) fehlt, ist schon fast entschuldbar. Hier wird die Ausgangsspannung abgeblockt, aber da ist
schon die Drossel des Schaltreglers davor, die das Störsignal hochohmig macht.
Dass sich die Hersteller in Fernost gerne auf gute Hochfrequenzeigenschaften von Elektrolytkondensatoren verlassen, ist für sie
Stand der Technik. Wenn also ein Schaltregler Funkstörungen verursacht, kann man gleich mal auf Verdacht allen
einschlägigen Elkos einen Keramikkondensator parallel schalten. Anschließend sollte man prüfen, ob die Störungen schon
hinreichend unterdrückt sind. Geeignete Drosseln sind vergleichsweise groß und müssen in Serie angeschlossen werden.
Das bedeutet oft genug das Durchkratzen von Leiterbahnen und mechanische Probleme, was alles die Betriebssicherheit
beeinträchtigt.
Die Lösung
Die Lösung sieht am Ende so aus:
- Eine Ferritdrossel (obere Ellipse, im Isolierschlauch) liegt in der Plus-Zuführung des Spannungswandlers.
- Ein Keramikkondensator schließt die Störungen kurz, die von der Drossel hochohmig gemacht wurden.
- Die oben angemahnten Keramikkondensatoren (rechte Ellipse) reduzieren die Störungen an der Quelle und machen sie
niederohmig – Voraussetzung dafür, dass die Ferritdrossel mit ihrer breitbandigen Impedanz von 50 Ohm
überhaupt ihre Wirkung entfalten kann.
Mal ganz konkret:
- Schon länger hatte ich bemerkt, dass das S-Meter meines FT-817 im 2m-Band immer wieder zuckte. Bei der Ortsrunde
irritierte mich das nicht so sehr und das Zugspitzrelais kann ich selbst mit der Handfunke arbeiten.
Also waren andere Dinge erst mal wichtiger.
- Bei meiner Recherche zum Salzburger 2m-Relais OE2XZR [1] war dann nicht mehr zu überhören, dass ich
Funkenstörungen auf dem Signal hatte. Das Relais ist über 100 km weit weg und kommt an meinem Rundstrahler
so knapp über der Grasnarbe an. So war es jedenfalls nicht lesbar.
- Ohne den Kondensator im Kreis waren die Störungen schon deutlich niedriger. Ich konnte aber immer noch
hören, ob die Verteilersteckdose gerade 12 V bekam oder nicht.
- Erst der Kondensator im Kreis sorgte dafür, dass ich nichts mehr vom Schaltregler höre. Dafür höre ich jetzt Interferrenzen
von einem zweiten Relais, das ich ganz offensichtlich auch mit 5 W öffnen kann, das allein aber kein irgendwie verständliches
Signal liefert. Dessen Antenne muss noch deutlich mehr Gewinn haben als die 4 dB bei OE2XZR.
Weitere Beobachtungen
Die Platine hat noch andere aufschlussreiche Spuren: Die Platine wurde nach dem Lötbad nicht gereinigt und ein Teil der
Lötstellen, vor allem auch an den SMD-Bauelementen, wurden manuell gelötet. Ich vermute, dass die gesteckten Bauelemente
in einem uralten Lötbad gelötet wurden und der Rest dann unter dem Mikroskop von Hand passierte. Die Elektrolytkondensatoren
wurden vermutlich auch von Hand bestückt. Sonst steckten sie wohl nicht so schief in der Platine.
Arbeitskräfte sind in China ganz offensichtlich immer noch billiger als moderne Maschinen.
Die Quintessenz ist die gleiche wie bei meinem Artikel über den Direktimport von Schaltreglern aus China
[2], obwohl ich die Verteilersteckdose bei einem deutschen Händler kaufte: Man bekommt immer das, was
man einkaufte. Nur haben wir da in vielen Fällen keine Wahl mehr: Die Billigkonkurrenz aus Fernost hat ihre Konkurrenz
längst niedergewalzt. Es hat keinen Sinn, den Kopf in den Sand zu stecken: Wir müssen mit dem Fernost-Schrott leben
und ihn selber zu Ende entwickeln.
Noch eine Störungsquelle
Wenn der Schaltregler im Kurzwellenbereich sauber ist, aber im VHF/UHF-Bereich Störungen produziert, sollte man
nach einem Oszilloskop mit mehreren 100 MHz Bandbreite suchen. Falls man damit ein deutliches Klingeln an den
Schaltflanken zwischen Leistungstransistor und Induktivität entdeckt, kann noch ein anderer, etwas komplexerer, Effekt
Schuld sein. Näheres ist in [3] zu finden.
Verweise
- [1] Oberbayern-Rundspruch 3/2020
- [2] Kritisch unter die Lupe genommen: Schaltregler aus Fernost
- In: Funkamateur 12/2019, S. 1138ff
- [3] Nexperia (ex NXP): Application Note: AN11160 - Designing RC snubbers
- In: https://assets.nexperia.com/documents/application-note/AN11160.pdf
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