Jede Familie, Nachbarschaft und andere Gemeinschaft hat ihre Rituale und eingefahrenen Verhaltensweisen.
Aber was passiert, wenn das plötzlich nicht mehr funktioniert? Da reicht es schon, dass eine zentrale Person gerade nicht erreichbar ist:
Wer hat sonst noch die Rufnummer von der Kita? Um so kritischer wird es in Notfällen.
Da ist es gut, wenn man die nötigen Kontaktinformationen und sonstigen Details in Ruhe sammelt und allen Angehörigen oder sonst Betroffenen
zur Verfügung stellt. Nach den Flutkatastrophen im Sommer 2021 wäre sicher so mancher froh um so einen Zettel gewesen.
Fangen wir mit ein paar scheinbar einfachen Fragen an: Was ist, wenn...?
- Was ist, wenn irgend etwas passiert und ich bin nicht mit der Familie zusammen?
- Wie kann ich Familie, Freunde usw. erreichen?
- Wie bekomme ich mit, wie es ihnen geht?
- Wie kann ich sie wissen lassen, dass es mir gut geht?
Während einer Karastrophe wollen wir uns mit Familie und Freunden austauschen.
Dafür sollte man auch um Umwege wissen, die beim Ausfall des normalen, direkten Wegs funktionieren könnten.
Man könnte sich beispielsweise auf ein oder zwei Personen etwas weiter weg einigen, die im Zweifelsfall alle Informationen sammeln und weitergeben.
Besonders wichtig ist der Kontakt zu Behinderten und sonstigen Hilfsbedürftigen – und zu deren normalen Pflegepersonen.
Dann reicht es nicht mehr zu wissen, dass die AWO die Oma betreut.
Notieren Sie so weit irgend möglich Handy-Nummern. Nicht nur funktionieren die Handynetze womöglich länger noch
und früher wieder als das Festnetz. Auch gibt es Chancen, dass eine SMS auch bei überlasteten Netzen noch durchkommt:
Sie braucht viel weniger Bandbreite. Auch werden sie im Netz zwischengespeichert,
bis sich der Empfänger wieder ins Netz eingebucht hat.
1. Schritt: Sammeln Sie die Informationen.
Nehmen Sie ein Blatt Papier und sammeln Sie darauf die Kontaktinformationen der Familienmitglieder,
andere wichtiger Personen und von Ärzten, Schulen, Hilfsdiensten, Stadtwerken usw.
Sammeln Sie auch Kontaktinformationen für sonst unübliche Kommunikationswege.
Ein Handy hat einen Akku, der nur für begrenzte Zeit reicht.
Viele Smartphones müssen mindestens einmal am Tag an die Steckdose.
Sammeln Sie Informationen über fremde Nötfallpläne, beispielsweise der Schulen, Pflegedienste und Arbeitsplätze
der Familienmitglieder und ggf. Nachbarn. Klären Sie, wer im Ernstfall die Kinder abholt und überhaupt abholen darf.
Auch die Notfallpläne von Arbeitsplätzen, Pflegediensten usw. sollten festgehalten werden,
soweit das für den Privatbereich wichtig sein könnte.
Natürlich müssen auch die Personen eingebunden und informiert werden, die sie als weiter entfernte Ansprechpartner gewonnen haben.
Wenn die alle Rufnummern haben, können alle anderen sie dort bekommen.
Diese Ansprechpartner sollten z.B. auch über Besonderheiten wie medizinische Probleme Bescheid wissen,
damit Notdienste entsprechende Maßnahmen ergreifen können.
Für manche Menschen ist es lebensnotwendig, dass sie regelmäßig ihre Medikamente nehmen.
Vereinbaren Sie Treffpunkte für den Notfall. Die Kinder müssen wissen wo sie hin können,
wenn keiner daheim ist oder das eigene Wohnviertel abgesperrt wurde.
Das kann eine vertrauenswürdige Person sein oder schlicht ein markanter Treffpunkt, zu dem alle kommen.
Wenn man die Flutkatastrophen vom Sommer 2021 bedenkt, sollte man auch etwas größer planen.
2. Die Informationen an die Zielgruppe verteilen
Die Rufnummern usw. sollten Sie schriftlich so aufbereiten, dass sie jedes Familienmitglied verstehen
und jederzeit dabei haben kann. Das kann ein Kärtchen im Geldbeutel sein oder ein möglichst wasserfester Zettel
in einer Tasche im Gürtel.
Bei Kindern sollten Hilfspersonen sie leicht finden können.
Speichern Sie die wichtigsten Rufnummern auf allen Handys der Familienmitglieder und markieren Sie die Einträge
deutlich als Notfallnummern. Eine Nummer sollten Sie Im Notfall oder ähnlich benennen.
Bringen sie allen Beteiligen bei, wie man eine SMS schreibt. Mancher wird dieses Medium sonst nie nutzen,
aber im Ernstfall hat es eindeutige Vorteile. Auch sollte man festlegen, was in der SMS stehen muss.
3. Die Verhaltensweisen für den Notfall regelmäßig einüben!
Im Ernstfall muss jeder ohne großes Nachdenken wissen, was er zu tun hat und wie er Hilfe bekommt.
Das geht vom SMS-Schreiben bis zum abfragen, wo man sich unter welchen Umständen trifft und wer das im Zweifelsfall entscheidet.
Diskutieren Sie, wann welche Notrufnummer anzurufen ist. Im Normalfall ist das bei uns die 112.
Nur wenn man gezielt die Polizei braucht, sollte man die 110 anrufen.
Auch wichtig: Gerade den Kindern sollte man einschärfen, dass sie diese Nummern nicht einfach zum Spaß anrufen dürfen.
Schließlich sollte jeder die fünf W kennen:
- Wähle 112!
- Wer ruft an?
- Wo ist etwas geschehen?
- Was ist geschehen?
- Warte auf Rückfragen!
Diskutieren Sie Transportmöglichkeiten, vom ÖPNV bis zu Mitfahrmöglichkeiten.
Speziell für Behinderte muss da womöglich intensiver geplant und vorbereitet werden.
Bringen Sie den Sinn dieser Übungen jedem Familienmitglied nahe. Auch aus Mitteleuropa gibt es genug Bilder im Internet,
die das plastisch machen – von den umgeknickten Hochspannugsmasten im Münsterland bis zum verwüsteten Ahrtal.
Üben Sie, wie man beim Handy Strom spart: Bildschirm-Helligkeit reduzieren, unnötige Apps beenden, keine Spiele nutzen,
Flugzeugmodus einschalten.
Wenn das Handynetz ausgefallen ist, braucht auch das Handy nicht danach suchen und SMS kann man auch später abrufen.
Wenn das Handy ein UKW-Radio enthält, kann man das auch etwas häufiger nutzen – zumindest mit Ohrhörer:
Das braucht nur wenig Strom und ist sowieso die wichtigste Informationsquelle.
4. Denken Sie über Vorräte nach
Das geht vom Wasser über Nahrungsmittel bis zur Powerbank, damit Sie Ihr Smartphone über mehrere Tage hinweg nutzen können.
Zur Erinnerung: Man kann ein Handy auch als Tschenlampe benutzen.
Aber zur Vorratshaltung gibt es in dieser Website noch viel mehr Hinweise.
Abgeleitet aus https://www.ready.gov/sites/default/files/2021-04/family-emergency-communication-plan.pdf.
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