DL4NO

 

Leitfaden für Rundspruch-Meldungen


Den folgenden Leitfaden schrieb ich, in leicht anderer Form, als Hilfestellung für meine Kollegen in der Rundspruchredaktion. Wer es noch nicht bemerkte: Ich weigere mich, den [Verband] auch nur mit Namen zu nennen, auch wenn das das Gegenteil von Suchmaschinenoptimierung ist.

Die meisten Rundspruch-Redakteure gehen wohl völlig ohne Vorbereitung an die Arbeit. Hier findet ihr ein paar Hintergrundüberlegungen und Hinweise, wie man gezielt für einen Rundspruch schreiben kann.

Zunächst möchte ich die Sachzwänge dieses Mediums erläutern:

  • Eine Rundspruchmeldung muss ganz strikt linear verständlich sein. Der Hörer hat keine Chance, irgendwie zurückzugehen und den Textfluss zu vervollständigen. Sobald ein Leser des Manuskripts zurückspringen muss, um den Text zu verstehen, hat der Hörer schon verloren.
  • Die Übertragungsqualität kann sehr gering sein. Sprechfunkverbindungen auf Kurzwelle haben eine bedeutend schlechtere Silbenverständlichkeit als eine Telefonverbindung. Auf UKW ist der Hörer etwas besser dran. Aber heutige Telefonqualität ist das auch nicht. Es gehen also immer wieder Wörter auf dem Übertragungsweg verloren.
  • Die Hörerschaft ist zu einem großen Teil 60 Jahre und viel älter. So Mancher wird den Rundspruch hören, weil er keinen Computer hat oder mit dem Lesen Schwierigkeiten hat. Der Übergang zum White-Sticker ist fließend.
  • Kaum einer der Sprecher macht das professionell. Da wird genuschelt, da werden Silben verschluckt, da schlägt der Dialekt durch. Ortsangaben in DX-Meldungen gehen meist garnicht. All das verringert die Verständlichkeit.

Auf all das muss der Redakteur Rücksicht nehmen. Das bedeutet beispielsweise:

  • Die Texte müssen eine sachlogische Reihenfolge haben:
    • Mit der Überschrift und den ersten 1-2 Sätzen muss man den Hörer abholen, ohne dass schon Wichtiges erzählt wird. Der Hörer verarbeitet womöglich noch die letzte Meldung oder muss sich auf das neue Thema vorbereiten. Dazu gehört auch, dass der Hörer entscheidet, diese Meldung zu überspringen. Um so besser kann er sich dann auf die nächste Meldung einlassen.
    • Erst anschließend kann man zum Kern der Nachricht kommen. Der Hörer hat sich auf das Thema eingestellt und hat den Kopf frei. Aber auch hier muss der Redakteur sicherstellen, dass er keine logischen Löcher lässt. Wenn der Hörer da reinfällt, ist er für den Rest der Meldung verloren. Auch ist häufig weniger mehr. Aber darauf komme ich noch.
    • Nach Möglichkeit sollte der Redakteur jetzt dem Hörer einen Weg bieten, den Kern der Nachricht in sein Wissen zu integrieren. Das kann ein Hinweis auf die Folgerungen sein oder ein anderer Hinweis, der beim Vernetzen der neuen Information in das Wissen des Hörers erleichtert. Kurz: ein Aha-Erlebnis muss her.
    • Schließlich wäre ein schmückender Zusatz noch ganz nett: Eine Pointe oder was zum Schmunzeln.
    Entsprechend haben Meldungen bei mir typisch 3-4 Absätze. Den Sprechern gebe ich die Regieanweisung mit, an jedem Absatz eine ganz kurze Pause zu machen. Das muss kein langer Atemzug sein, aber eine erkennbare Pause.
  • Alle Begriffe, die der Hörer nicht kennt, müssen sofort erklärt werden – am besten am Anfang der Meldung. Sonst kann der Hörer die Relevanz der Information nicht einschätzen, das bislang Gehörte nicht verarbeiten, und steigt bis zur nächsten Meldung aus. Vor allem muss der Redakteur irgendwelche Buchstabensuppe erklären, die längst nicht jeder Funkamateur verinnerlicht hat. AMSAT bekommen die meisten wohl noch mit Organisation für Amateurfunk-Satelliten zusammen. Aber dann hört es schnell auf.
  • Die Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses ist begrenzt. Die Forschung ist sich einig, dass Informationen nur dann leicht verständlich sind, wenn maximal 7 Informationseinheiten beteiligt sind. Unter den genannten Randbedingungen sollten es nur fünf Informationseinheiten sein. Muss der Empfänger mehr als diese Datenmenge aufnehmen, ehe er sie vollständig verarbeiten kann, kommt die Meldung nicht im bewussten Gedächtnis an.

Nur ganz nebenbei: Obigen Text habe ich optisch strukturiert. Wenn ihr eine Vorlage für eine Rundspruchmeldung bekommt, die irgendwie ähnlich aussieht, habt ihr viel Arbeit vor euch: Wie soll der Sprecher diese optische Strukturierung rüberbringen?

  • Listen in Listen?
  • Fett- und Kursiv-Markierungen, die zum Querlesen und als Gliederungsebene genutzt werden?

Aber nichts ist so deutlich wie Beispiele:

Deutschland-Rundspruch 7/2020 im Original

Fangen wir mit der Aufmacher-Meldung an:

  • ENAMS - Auslieferung der Serienanlagen hat begonnen

So eine Überschrift kann man mal riskieren. Vielleicht erregt die Buchstabensuppe erst mal Neugier.

  • Am 7. Februar übergab der ENAMS-Projektleiter Klaus E., DL6???, die erste ENAMS-Serienanlage an den Vorsitzenden des Vorstandes des DARC e.V., Christian E., DL3???. Mit insgesamt 55 Anlagen dieser Art...

Jetzt taucht die Buchstabensuppe zweimal innerhalb des ersten Satzes auf. Ergebnis: Die meisten Hörer steigen aus. Der Rest weckt Assotiationen zu der Vorsitzende des Staatsrates etc, etc., worauf der Genannte nach eigener Aussage keinen Wert legt. Das konnte ich ihn aber erst viel später fragen.

  • Mit insgesamt 55 Anlagen dieser Art ermittelt der [Verband] damit in Deutschland...

Erst Gehirn einschalten und dann in die Tasten greifen! Das damit ist eine Referenz, die beim Hören nur schwer aufzulösen ist. Zudem stimmt die Zeit nicht: Der [Verband] macht das alles noch längst nicht. Das ist ja der Sinn der ganzen Meldung! Das geht doch viel einfacher: Mit 55 dieser Anlagen will der [Verband]...

  • ...den Grundstörpegel ITU-konform im Frequenzbereich von 100 kHz bis 31 MHz.

Zählen wir mal die Informationseinheiten: "insgesamt 55 Anlagen", "ermittelt", "[Verband]", "in Deutschland", "Grundstörpegel", ITU-konform", "Frequenzbereich", "100 kHz bis 31 MHz". Ich zähle 8 Informationseinheiten, wobei "ITU-konform" eine extrem schwierige Nuss ist. Dazu der Stolperstein "damit" von oben. Das funktioniert so nicht! Ganz nebenbei: "in Deutschland" ist im Zusammenhang überflüssig, genau wie das "damit" oben, was nur das Verständnis erschwert. Einen Gutteil der Arbeit kann man allein dadurch erledigen, dass man Unwichtiges weglässt. Man hätte auch zwei Informationseinheiten verschmelzen können, indem man "Frequenzbereich von 100 kHz bis 31 MHz" auf "bis 31 MHz" verkürzt. Dass das nicht bei 0 Hz anfangen kann, sollte der Zielgruppe klar sein.

Was ich zu dem Zeitpunkt auch noch nicht wusste, aber extrem wichtig gewesen wäre: Bis 2014 machten die BNetzA und ihre Vorgängerorganisationen solche Messungen.

  • Ziel ist es, die Veränderung des Grundstörpegels im Interesse des Amateurfunks, aber auch der Verbraucher, wie er durch zunehmenden Einsatz oft gar nicht oder nur mangelhaft entstörter elektronischer Geräte verursacht wird, aufzuzeigen.

Das ist ein Klammersatz mit mehreren Einschüben. Macht aber nix, kriegt eh' keiner mehr mit. Aber halten wir mal das "mangelhaft entstört" fest.

  • Auch kann der durch allgemeine Haushaltselektronik oder z.B. durch PLC, VDSL und Schaltnetzteile erzeugte Störnebel gemessen und dessen Entwicklung dokumentiert werden.

Das ist in weiten Grenzen das Gleiche wie im Satz davor. Nachdem das aber getrennt dargestellt wird, sollte das doch was Anderes sein – oder vielleicht nicht? Um das zu zerlegen und einzuordnen, ist beim Hören des Rundspruchs keine Zeit.

  • Das System ist für eine Einsatzdauer von mehr als fünf Jahren konzipiert.

Das ist der erste vernünftig formulierte Satz der ganzen Meldung.

  • Die Abkürzung ENAMS steht für "Electrical Noise Area Monitoring System" und beschreibt ein System zur flächendeckenden Bewertung der elektromagnetischen Umwelt.

'luja! Endlich wird die Buchstabensuppe aus der Überschrift aufgeklärt! Ich bezeichne so etwas als Rucksack. Mein Standardbeispiel aus dem Bereich der Bedienungsanleitungen: So machen Sie XXX: Tun sie YYY. Aber vorher müssen sie ZZZ tun. Im Klartext: Dem Autor fiel auf, dass er was vergessen hat. Also schreibt er es hin, als es ihm einfiel. Nach der sachlogischen Reihenfolge gehört es aber wo ganz anders hin.

  • Es wurde durch die Fördermittel der Mitgliedschaft Pro aus dem Jahr 2018 finanziert.

Das gehört tatsächlich hinten in die Meldung rein.

  • Weitere Informationen zum System können Sie in den folgenden CQ DL-Artikeln nachlesen: "Mess-System für elektromagnetische Störungen" erschienen in CQ DL 12/17 auf S. 15ff. und "Aktive Empfangsantenne für ENAMS" in CQ DL 2/18, S. 49ff.

Hier wäre es mehr gewesen, nur pauschal auf die beiden Hefte der Vereinszeitschrift hinzuweisen. Beim Hören kann sich das keiner merken und es auch nicht so schnell mitschreiben. "12/17, 2/18" hätte man mitschreiben können.

Deutschland-Rundspruch 7/2020 – Fassung von DL4NO

Als Kontrast hier die Fassung dieser Meldung, die in meinem Rundspruch verlesen wurde. Es gibt einen einzigen Teil der Meldung, die ich auf keinen Fall ändern werde: Die Überschrift, egal wie verquer sie sein sollte. Die Referenz muss bleiben.

ENAMS - Auslieferung der Serienanlagen hat begonnen

ENAMS steht für "Electrical Noise Area Monitoring System" und beschreibt ein System zur flächendeckenden Bewertung der elektromagnetischen Umwelt.

Am 7. Februar übergab der ENAMS-Projektleiter Klaus E., DL6???, die erste ENAMS-Serienanlage an den Vorsitzenden des Vorstandes des [Verband], Christian E., DL3???. Mit 55 dieser Anlagen will der der [Verband] den Grundstörpegel in Deutschland ITU-konform ermitteln. Gemessen wird im Frequenzbereich von 100 kHz bis 31 MHz.

Dieses Langfristprojekt soll die Veränderung des Grundstörpegels dokumentieren, wie er durch zunehmenden, flächendeckenden Einsatz von Schaltnetzteilen und Digitalelektronik aller Art erzeugt wird. Viele dieser Geräte sind mangelhaft entstört. Diese Untersuchung ist im Interesse des Amateurfunks, aber auch im Interesse der Verbraucher.

Das System ist für eine Einsatzdauer von mehr als fünf Jahren konzipiert. Es wurde durch die Fördermittel der Mitgliedschaft Pro aus dem Jahr 2018 finanziert.

Weitere Informationen zum System können Sie in den folgenden CQ DL-Artikeln nachlesen: "Mess-System für elektromagnetische Störungen" erschienen in CQ DL 12/17 auf S. 15ff. und "Aktive Empfangsantenne für ENAMS" in CQ DL 2/18, S. 49ff.

Vonwegen der Quellenangaben und einiger anderer Punkte wollte ich keine überflüssigen Angriffspunkte bieten. Aber der Kontrast sollte deutlich sein.

Noch ein Beispiel: gleich die folgende Meldung im gleichen Rundspruch

AMSAT wählt Clayton Coleman, W5PFG, zum Präsidenten

Während einer Telekonferenz wählte der AMSAT-Vorstand Clayton Coleman, W5PFG, aus Granbury, Texas (USA), zum AMSAT-Präsidenten. Coleman war von 2017 bis 2019 Mitglied des Vorstands und Sekretär der AMSAT und hat sich in verschiedenen anderen Funktionen für die AMSAT eingesetzt, unter anderem als Vorsitzender des AMSAT-Weltraumsymposiums 2016. Er tritt die Nachfolge von Joe Spier, K6WAO, an, der kürzlich aus persönlichen Gründen zurückgetreten ist, nachdem er seit Oktober 2017 im Amt war.

Coleman wurde durch das SAREX-Programm – dem Vorläuferprogramm von ARISS - und die russische Raumstation MIR an das Thema Amateurfunk im Weltraum herangeführt. Sein Interesse an der Einrichtung einer AX.25-Mailbox und von Knotenpunkten Anfang der 1990er Jahre veranlasste ihn dazu, zu versuchen, über das Mir Personal Message System (PMS) und Digipeater Kontakte zu knüpfen. Im Jahr 2011 begann Coleman, sich für OSCARs zu interessieren. Coleman wird sich als Präsident darauf konzentrieren, mit den Mitgliedern zusammenzuarbeiten, um die organisatorischen Prozesse zu verbessern und sie auf die strategischen Ziele auszurichten. Beruflich ist Coleman im Bereich der industriellen Prozesssteuerung sowohl als Berater als auch als Manager für Geschäftsentwicklung tätig. Darüber berichtet der amerikanische Amateurfunkverband ARRL mit Verweis auf die AMSAT-Webseite.

AMSAT wählt Clayton Coleman, W5PFG, zum Präsidenten

In einer Telekonferenz wählte der AMSAT-Vorstand einen neuen Präsidenten. Darüber berichtet der amerikanische Amateurfunkverband ARRL mit Verweis auf die AMSAT-Webseite.

Gewählt wurde Clayton Coleman, W5PFG, aus Granbury, Texas, USA. Coleman war von 2017 bis 2019 Mitglied des Vorstands und Sekretär der AMSAT. Er hat sich schon in verschiedenen anderen Funktionen für die AMSAT eingesetzt, unter anderem als Vorsitzender des AMSAT-Weltraumsymposiums 2016.

Er folgt auf Joe Spier, K6WAO, der aus persönlichen Gründen zurücktrat. Joe war seit Oktober 2017 im Amt.

Coleman wurde durch das SAREX-Programm an das Thema Amateurfunk im Weltraum herangeführt. SAREX war das Vorläuferprogramm von ARISS, in dessen Rahmen heute auf der ISS Amateurfunk betrieben wird.

Anfang der 1990er Jahre interessierte er sich für die Einrichtung einer AX.25-Mailbox und von Knotenpunkten. Das veranlasste ihn zu Versuchen, über das Mir Personal Message System (PMS) und Digipeater Kontakte zu knüpfen. Seit 2011 beschäftigt sich Coleman, sich mit Amateurfunk-Satelliten.

Coleman will sich als Präsident darauf konzentrieren, mit den Mitgliedern zusammen die organisatorischen Prozesse zu verbessern und sie auf die strategischen Ziele auszurichten.

Beruflich ist Coleman im Bereich der industriellen Prozesssteuerung sowohl als Berater als auch als Manager für Geschäftsentwicklung tätig.

Deutschland-Rundspruch 19/2020

Ein weiteres schlimmes Beispiel findet sich im Deutschland-Rundspruch 19/2020:

Start zweier chinesischer Satelliten für September geplant
 
Mit CAS-7A und CAS-7C werden am 15. September voraussichtlich zwei neue chinesische Amateurfunksatelliten gestartet. Bei CAS-7A handelt es sich um einen 27 kg schweren Mikrosat mit einem Transponder für 15/10 m sowie 2 m/70 cm. Die Frequenzen wurden in Zusammenarbeit mit der IARU geplant. Bei CAS-7C handelt es sich um einen 2U-CubeSat mit einem V/U-Lineartransponder und einer CW-Bake. Die IARU hat noch keine Frequenzen für CAS-7C koordiniert, bei dem ein 1080 m langes, 1 mm dünnes Kohlefaserseil zum Einsatz kommen soll.
Beide Satelliten werden vom Jiuquan Satellite Launch Center in eine 500 km sonnensynchrone Umlaufbahn mit einer Neigung von 98° gebracht. Nachfolgend noch einige Daten zu den geplanten Frequenzen für CAS-7A. Alle Transponder haben eine Passbandbreite von 30 kHz. Im H/T-Modus liegt der Uplink im Bereich von 21,245 bis 21,275 MHz und der Downlink im Bereich von 29,435 bis 29,465 MHz. Die CW-Bake sendet auf 29,425 MHz. Im Modus H/U wird der Uplink im Bereich von 21,3125 MHz bis 21,3275 MHz und der Downlink im Bereich von 435,3575 bis 435,3725 MHz genutzt. Die CW-Bake sendet dabei auf 435,430 MHz. Für den Modus V/U wird der Uplink von 145,865 bis 145,895 MHz genutzt, wobei der Downlink im Bereich von 435,385 bis 435,415 MHz liegt. Eine CW-Bake hört man dann auf 435,430 MHz. Für den V/U-FM-Transponder sendet man auf 145,950 MHz und empfängt auf 435,455 MHz. Den 4,8k/9,6k-GMSK-Telemetrie-Downlink empfängt man bei 435,480 MHz. Auf 10,460 GHz werden zudem Bilddaten mit 1 Mbps in GMSK gesendet.

Wer obigen Text beim Lesen auch nur annähernd erfassen wollte, sprang sicher mehrfach zurück. Die Möglichkeit haben die Hörer eines Rundspruchs nicht. Dieser Text ist auch nicht reparierbar.

In meinem Rundspruch ging ich deshalb einen anderen Weg: Ich strich den Text komplett – schließlich verspricht die Redaktion nur Auszüge aus dem Deutschlandrundspruch. Alternativ ließ ich mir für unseren Rundspruch einen Text zum gleichen Thema einfallen, der beim einen oder anderen Hörer ein Aha-Erlebnis auslösen könnte:

Satellitenbetrieb mit der Kurzwellenstation
 
Für den 15. September ist der Start zweier chinesischer Amateurfunk-Satelliten geplant. Wenigstens teilweise wurden bereits Frequenzen mit der IARU koordiniert. Es könnte uns also erspart bleiben, was wir hier auf DB0ZU immer wieder erleben: Wenn auf dem Oberband des Zugspitzrelais im Hintergrund CW-Signale zirpen, stammen die von einem chinesischen Satelliten, dessen Frequenzen eben nicht koordiniert wurden. Nehmen wir das als Hinweis darauf, wie leicht solche Satellitensignale zu empfangen sind.
Die Satelliten CAS-7A und CAS-7C sollen in 500 km hohen, sonnensynchronen Umlaufbanen ausgesetzt werden. Die Nutzlast enthält 30 kHz breite Lineartransponder für 15 Meter nach 10 Meter, 15 Meter nach 70 cm und 2 Meter nach 70 cm. Auch ein FM-Transponder von 2 Meter nach 70 cm soll an Bord sein. Auf 3 cm sollen die Satelliten Bilddaten senden.
Es wird also erstmals seit ziemlich langer Zeit möglich sein, mit der Kurzwellenstation Satellitenbetrieb zu machen. Nur wenige werden 15 Meter nach 10 Meter in Vollduplex arbeiten können. Zum Zurückhören gibt es heute aber genug WebSDRs.

Monate vor dem geplanten Start ist es sicher müßig Daten zu nennen, die sich womöglich noch ändern werden. Entscheidend neu ist das Thema, das ich als Überschrift nutzte. Den Eingeweihten reichen einstweilen die Hinweis sonnensynchron und 500 km hoch: Der Satellit sollte also auch hin höheren Breiten zu arbeiten sein und einen relativ großen Ausleuchtungsbereich haben. Zu dem Seil aus den Deutschlandrundspruch fand ich ansonsten keinerlei Informationen; zumal das Seil wohl mit dem Amateurfunk nichts zu tun hat.

Noch drei Hinweise auf Formalien:

  • Die IARU (International Amateur Radio Union) ist der internationale Verband der Amateurfunkverbände. Diese Abkürzung sollte eigentlich jeder Funkamateur kennen, deswegen habe ich mir eine Erklärung gespart.
  • Der vierte Satz meiner Meldung ist ziemlich lang, was aber kaum auffallen sollte: Das ist eine Gedankenkette, die ich in einem Satz zusammenfasste. Das sind aber drei abgeschlossene Einheiten, die jeweils für sich verständlich sind. Man kann sie also jeweils einzeln erfassen und verarbeiten – anders als bei einem der im deutschen üblichen Klammersätze.
  • Die Schlüsselbegriffe für weitere Suche stehen am Anfang des zweiten Absatzes. Bis dahin hatten die Hörer genug Zeit, das Thema zu erfassen und den Stift in die Hand zu nehmen. "CAS-7A" kann man während des Rundspruchs problemlos mitschreiben.

Deutschland-Rundspruch 24/2020

In diesem Fall kann man schön zeigen, dass eine vergeigte Übersetzung sachliche Fehler maskiert:

Originalmeldung vom 10. Juni aus der ARRL-Website
 
"§$% Übersetzung der Redaktion in der Zentrale des [Verband] Meine Umsetzung für den eigenen Rundspruch

AO-73 Now in Full-Time Transponder Mode
06/10/2020

AMSAT reports that, after some 8 months in continuous sunlight, AO-73 (FUNcube-1) began to encounter some eclipses during each orbit. Telemetry showed that AO-73 continued to function, although maintaining a sufficient battery charge was a concern. After 3 weeks of increasing eclipse periods, however, AMSAT reported that the lithium-ion battery appears to be okay, and the bus voltage has not yet dropped below 8.1 V. The operating mode has been shifted from high-power telemetry educational mode to continuous amateur mode with the transponder on. Telemetry continues to be available, but at low power.

Thanks to AMSAT News Service

AO-73 jetzt im Vollzeit-Transponder-Modus

Die AMSAT berichtet, dass AO-73 - auch bekannt als FUNcube-1 - nach etwa acht Monaten ununterbrochen im Sonnenlicht während jeder Umlaufbahn einige Eklipsen erlebte. Die Telemetrie zeigte, dass AO-73 weiterhin funktionierte, obwohl die Aufrechterhaltung einer ausreichenden Batterieladung Anlass zur Sorge gab. Nach drei Wochen zunehmender Perioden von Eklipsen berichtete die AMSAT jedoch, dass die Lithium-Ionen-Batterie anscheinend in Ordnung ist und die Busspannung noch nicht unter 8,1 V gefallen ist. Der Betriebsmodus wurde vom Hochleistungs-Telemetrie-Lernmodus auf den kontinuierlichen "amateur mode" mit eingeschaltetem Transponder umgestellt. Telemetrie ist weiterhin verfügbar, aber mit geringer Leistung. Darüber berichtet die ARRL mit Verweis auf den AMSAT-Nachrichtendienst.

AO-73 jetzt im Vollzeit-Transponder-Modus

Die AMSAT berichtet, dass AO-73, auch bekannt als FUNcube-1, etwa acht Monaten ununterbrochen im Sonnenlicht flog. Mittlerweile führen immer mehr Umläufe durch den Erdschatten. Nach der Telemetrie funktioniert AO-73 auch so, trotz Sorgen um eine ausreichende Batterieladung.

Nach drei Wochen mit immer längeren Durchläufen durch den Erdschatten berichtete die AMSAT, dass die Lithium-Ionen-Batterie anscheinend in Ordnung ist und die Busspannung noch nicht unter 8,1 V gefallen ist. Der Betriebsmodus wurde vom Hochleistungs-Telemetrie-Lernmodus auf den kontinuierlichen "amateur mode" mit eingeschaltetem Transponder umgestellt. Telemetrie ist weiterhin verfügbar, aber mit geringer Leistung. Darüber berichtet die ARRL mit Verweis auf den AMSAT-Nachrichtendienst.

[[Meine] Ergänzung der Redaktion: In der Meldung aus [der Verbandszentrale] steht mehrfach Eklipse. Diese Vokabel der englischen Originalmeldung ersetzten wir mit Durchgang durch den Erdschatten. Außerdem korrigierten wir einen offensichtlichen Fehler der englischen Original-Meldung: Der Satellit kann nicht mehrfach pro Umlauf in den Erdschatten geraten. Gemeint war offensichtlich mehr Umläufe mit Durchgängen durch den Erdschatten.]

Fazit

Mit ein paar Grundsätzen im Hinterkopf und begrenztem Aufwand kann man einen Rundspruch viel verständlicher machen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das durchaus Arbeit ist, die ich neben dem Beruf nicht allein hätte leisten können. Das viel größere Problem ist die Verbandspolitik. Damit sorgte letztlich der Distriktsvorsitzende selber dafür, dass irgendwann bei mir der Ofen aus war.

Obige Beispiele zeigen, welche Arbeit das hauptamtliche Team für Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes so abliefert. Und das in einem Verband, dessen Mitgliederzahlen seit Jahrzehnten nur den Weg nach unten kennen. Der Vorstand ruht sich auf einer Umfrage unter den Mitgliedern aus, dass die Verbandszeitschrift doch recht gut bewertet würde.

Aber diese Umfrage haben sie selber gefälscht: Sie hätten eine Umfrage unter den ehemaligen Mitgliedern machen müssen! Ich habe mich immer auf die handwerklichen Schwächen konzentriert. Ein ehemaliger Marinefunker nannte mir einen ganz anderen Grund, warum er aus dem Verband austrat: Viel zu viele Artikel in der Vereinszeitschrift erforderten ein Ingenieurstudium zum Verständnis. Das verwunderte mich erst mal. Aber er erklärte mir, dass er in 30 Jahren Seefahrt nur einmal einen Elko nach Anleitung ausgetauscht habe. Damit war mir auch klar, warum er ein DH-Rufzeichen hat.

Mit besserer redaktioneller Arbeit hätte man diese Verständnisschwelle weit nach oben schieben können.

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Alexander von Obert * http://www.dl4no.de/beispiel/leitfaden_rundspruch_meldungen.htm
Letzte Änderung: 11.07.20 (Erstfassung)


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