Es gab eine Zeit, da bestand die schriftliche Kommunikation zwischen dem Amateurfunkverband und seinen Mitgliedern
aus der monatlichen Zeitschrift und der jährlichen Einladung zur Hauptversammlung des Ortsverbandes. Längst nicht
jeder Haushalt hatte ein Telefon. Telefongespräche waren absurd teuer und in den Telefonzellen hing der Hinweis
Fasse Dich kurz!. In dieser Zeit ermöglichte nur ein Rundspruch die wöchentliche Information der Mitglieder.
Das war eine wichtige Funktion, aber diese Zeiten sind lange vorbei.
Heute hat jeder Ortsverband seine Mailingliste und den Deutschlandrundspruch kann man im Internet lesen.
Wozu braucht man da überhaupt noch einen Rundspruch?
Ein Geständnis: Bis zum November 2019 hörte ich höchst selten einen Rundspruch und noch seltener erfuhr ich dort
etwas wirklich Interessantes. Auf dem Heimweg vom Kunden am Freitagabend bekam ich manchmal den Franken-Rundspruch mit.
Aber am Montagabend? Da war ich meist nicht im Einzugsbereich.
Das änderte sich, als ich im November 2019 mal einen fremden OV-Abend besuchte. Dort akquirierte mich einer der Redakteure,
für die Redaktion des Distriktsrundspruchs. Seine genauen Argumente tun hier nichts zur Sache. Er erwischte mich
aber zum bestmöglichen Zeitpunkt: Ich verabschiedete mich gerade vom Berufsalltag und der bestand aus dem Schreiben
technischer Texte.
Unübersehbar war, dass der Rundspruch austrocknete: Die OVs waren sich selbst genug und teilten der
Rundspruchredaktion ihre Termine eher zufällig mit. Einige positive Ausnahmen gab und gibt es. Aber wie kriegt man die
20 Minuten voll? Das kann man als Grund zur Resignation nehmen. Oder als Chance, ein Vakuum zu füllen. Ich entschied
mich für Letzteres.
Rundspruch als Edutainment
Der Begriff Edutainment setzt sich zusammen aus Education (Erziehung, Ausbildung) und
Entertainment (Unterhaltung) und stammt sicher nicht von mir. Entsprechende Sendungen gibt es in großen Mengen,
von der Kochshow bis zum popularwissenschaftlichen Feature. Immer geht es darum, das Publikum zu unterhalten
und ein Quäntchen Wissen rüberzubringen.
Genau das versuchte ich jetzt im Rundspruch: In vielen Fällen lieferte ich nicht die nackte Nachricht, sondern eine
kleine Geschichte in typisch 1400 Zeichen. Da taucht im Bericht vom OV-Abend auch mal die Wirtin des OV-Lokals auf.
Oder beim Sonder-DOK anlässlich von 50 Jahren FM-Relais weise ich darauf hin, welchen massiven Umbruch die Relais
in den Amateurunk auf 2 Meter brachten und warum.
Als mit der Corona-Pandemie das Vereinsleben austrocknete, brachen entsprechend weitere Meldungen weg.
Trotzdem sollten die Hörer weiter ihre 20 Minuten Rundspruch geboten bekommen. Das ging nur mit eigener Recherche
und Erweiterung des Themenspektrums. Dazu blicke ich auch mal über den Tellerrand. So berichteten wir über
spezielle Kurzwellensendungen, vorzugsweise für Entwicklungsländer, zum Thema Corona auf Kurzwelle. Das illustrierte
ich mit einem Blick nach Ozeanien, wo die Australische Politik aus vorgeschobeben Finanzgründen die Kurzwellensendungen
für das eigene Outback und die weit verstreuten Südsee-Staaten strich.
Natürlich hat die Kurzwelle nicht mehr die Bedeutung wie während des Kalten Kriegs. Aber als höchst flexibles
Nachrichtenmedium darf sie nicht komplett verloren gehen. Aus irgendwelchen Gründen übernahm Radio China international
viele der Kurzwellenfrequenzen der Austalien Broadcasting Corporation.
Ein anderes Thema, das ich immer wieder ansprach, ist der Notfunk. So wies ich auf die Bedeutung der Kommunalpolitik
hin: Viele Funkamateure sind die besten Funktechniker in ihren Gemeinden. Gerade außerhalb der großen Städte sollte man
daraus so Manches machen können.
Kleines Beispiel: In 20-30 km Umkreis um meine Heimatgemeinde gibt es an die 100 km Autobahnen (A9, A99, A92).
Unter den Gemeindemitarbeitern gibt es sicher so Manchen, der Türkisch, Polnisch, Griechisch usw. spricht.
In diesem Fall spielt es sicher keine Rolle, ob der Mitarbeiter schon in Rente ist – eher im Gegenteil.
Die könnte man an eine CB-Station setzen, deren Antenne auf dem Schlauchtrockenturm der Freiwilligen Feuerwehr steht.
Einfacher kann man sich im Katastrophenfall nicht über die Verhältnisse auf den Autobahnen informieren lassen.
Erzähle mir jetzt keiner was von der ganzen Sensorik entlang der digitalen Autobahn: Bei der Leistungsaufnahme
hat die sicher keine Notstromversorgung für mehrere Tage.
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