Diese Seite ist eine zusammenfassende Übersetzung von
http://www.w8ji.com/common-mode_noise.htm.
[Ein paar Begriffsbestimmungen ist für den folgenden Text wichtig:
- Spule bezieht sich auf das physikalische Gebilde.
- Induktivität ist eine elektrische Eigenschaft.
- Ein Belag ist eine verteilte Eigenschaft. So hat ein
Kabel einen Kapazitätsbelag von einigen pF/m.
Wenn hier von "ich" die Rede ist, bezieht sich das
auf Tom, W8JI. Nur in den [eckigen Klammern], wenn es um Verweise
auf noch nicht übersetzte Texte geht, bezieht sich "ich" auf den
Übersetzer.]
Das Unterdrücken von Gleichtaktstörungen
Nicht nur beim Senden ist es wichtig, die Hochfrequenz mit
Mantelwellendrosseln, Baluns usw. von der Station fernzuhalten:
Gleichtaktströme auf der Antennenzuleitung können Empfangsstörungen
in die Antennenanlage einkoppeln und die Richtwirkung der Antenne
verschlechtern. Ein kurzer Blick auf Systeme mit Gleichtaktströmen
zeigt, wie gut Gleichtaktströme strahlen können. Und wo sie Energie
abstrahlen, können sie auch externe Felder in die Antennenleitung
einkoppeln.
Viele Antennen funktionieren nur wegen der Gleichtaktströme. Zwei
bekannte Beispiele sind CFA und EH-Antenne. Wenn man die Gleichtaktströme
auf der Zuleitung unterdrückt, funktionieren beide bedeutend schlechter.
Noch so ein Beispiel ist ein dicker Vertikalstrahler ohne Gegengewicht.
Der Untergrund eignet sich sehr häufig ausgesprochen schlecht als
Gegengewicht.
Ein andersartiges Beispiel einer im Gleichtakt erregten Antenne ist die
Schlangenantenne. Dieses System braucht (zufällig oder absichtlich)
Gleichtaktströme auf der Abschirmung des Antennenkabels, damit sie
funktioniert. Die vorgebliche Antenne ist ein Draht, der am Boden liegt.
Die Abschirmung der Ableitung fängt das meiste Signal auf.
Die Snake-Antenne ist also lediglich ein umgekehrt betriebener
Langdraht.
Es gibt viele Beispiele, bei denen die Antennenkonstrukteure
Gleichtaktströme gezielt einsetzen. So kann man das Koaxkabel zum
Gegengewicht eines λ/4-Strahlers machen, indem man im
entsprechenden Abstand vom Speisepunkt eine Mantelwellensperre auf
das Kabel setzt.
[Im Original ist dieser Abschnitt länger und mit der Kopie einer
Buchseite illustriert. Aus Gründen des Urheberrechts verzichte ich
hier auf die Wiedergabe. Für das Verständnis des Artikels ist das
aber auch nicht entscheidend.]
Gleichtaktströme in Empfangsantennen
Beim Untersuchen von Antennen vergessen wir oft, dass die
Erdungsverhältnisse häufig alles andere als ideal sind. Wir halten
ein Gegengewicht aus vier, oder gar nur zwei, Radials für eine ideale
Erdungsebene. Selbst wenn so eine Groundplane-Antenne viele
Wellenlängen über der Erde steht, führen vier Radials immer noch zu
beträchtlichen Gleichtaktströmen.
EZNEC ver. 3.0
Groundplane 12/14/02 6:20:40 PM
--------------- CURRENT DATA ---------------
Frequency = 29.95 MHz.
Wire No. 1 Main Element 100
Radial wires 19.71
Feedline shield at GP 69.96
1/4 wl from GP 2.12
1/2 wl from GP 71.3
3/4 wl from GP .70557
At ground end of feedline 71
Ein Blick auf die Stromverteilung dieser Antenne zeigt, dass der
größte Teil des Strombelags nicht auf der Antenne liegt, sondern
auf der Ableitung. Hier strahlt also in erster Linie nicht die Antenne,
sondern die Ableitung!
Trotzdem behaupten viele Antennenentwickler, vier, oder gar nur zwei,
Radials seien völlig ausreichend. [DL4NO: Meist betrachten die Entwickler
wohl die Antenne ohne Ableitung und stellen die Fragen, ab welcher
Radialzahl sich die Verluste der Antenne in Grenzen halten und ab wann
sich das Strahlungsdiagramm nicht mehr nennenswert verformt.]
Warum verlassen wir uns also auf einen einzelnen Bodenspieß mit
50 Ω HF-Impedanz oder mehr, um den Außenleiter des Koakkabels
auf Masse zu legen?
Empfangssysteme
Zugegeben: Die Antenne oben benutzt die schlechtest mögliche
Kombinantion aus Ableitungslänge und Erdverhältnissen. Aber Probleme
sind in jedem Fall vorprogrammiert. Für das Senden mag so eine
Antenne unter guten Verhältnissen fast perfekt sein. Aber
empfangsseitig kann sie völlig unbrauchbar sein, sobald auch nur
geringe Störströme im Erdungssystem der Station unterwegs sind.
Stromschleifen, über die Störungen eingekoppelt werden können,
bilden sich leicht in der Stationsverkabelung. Nur die Verbindungen
zur Masse und die Serienwiderstände verhindern, dass noch mehr
Störungen eingekoppelt werden.
Wenn eine lange Antennenableitung in die Erde eingegraben ist, können
die Erdungsverluste die >Gleichtaktstörungen dämpfen. Leider lässt
sich kaum messen, wie sehr sich das Kabel Gleichtaktstörungen einfängt.
Gleichtaktstörungen messen
Manchmal wird vorgeschlagen, die Antenne einfach durch einen
Abschlusswiderstand zu ersetzen und den Unterschied zu bestimmen.
Leider hat das keinerlei theoretische Berechtigung: Der
Abschlusswiderstand verändert das System beträchtlich.
Ein sinnvoller Test wäre das lediglich, wenn der Abschlusswiderstand
die gleichen Verbindungen und Impedanzen (im Gleichtakt als auch
differenziell) hätte wie die Antenne selber. Der Abschlusswiderstand
kann also nur die Antenne sein!
Am besten ergreifen wir also von vorne herein einige Vorsichtsmaßnahmen.
Oft genug macht das nur einige Prozent der Gesamtkosten aus.
Systemanalyse
Die folgende Schaltung zeigt vereinfacht die Gleichtakt-Pfade
[oder "Brummschleifen"] einer Beverage-Antenne oder ähnlich.
- R_Station_gnd ist der Erdwiderstand des Empfängers.
- R_source und V1 sind die Ersatzschaltung für die Spannungsquelle
über R_Station_gnd.
- Feedline_R ist der Gleichtaktwiderstand der Antennenableitung.
- R_ANT_GND ist der gesamte Erdwiderstand am Antennenfußpunkt –
einschließlich differentieller Eingangsimpedanz des Kabels
und dem Antennen-Innenwiderstand.
- R_ANT und V2 sind die Ersatzschaltung für die gewünschte
Antennen-Ausgangsleistung.
Bestimmen wir die Dämpfung an einem Beispiel:
- R_source = 90 Ω
- R_station = 10 Ω
- R_station_gnd = 10 Ω
- R_Feedline = R3 = 500 Ω (Abschirmung der Antennenableitung)
- R_ANT = R5 = 1000 Ω
- R_ANT_GND = 100 Ω (Erdwiderstand des Erdankers)
Das führt zu folgenden Ergebnissen:
Wenn wir von 1 V Gleichtaktspannung an der Station ausgehen, wirkt sich
das aus wie 152 mV Nutzsignal am Antennenfußpunkt. Die
Gleichtaktspannung an der Stationserdung wird also um rund 16 dB
gedämpft.
Wenn wir den Erdwiderstand an der Antenne auf 10 Ω reduzieren,
wirkt die Gleichtaktspannung aus der Station wie 19 mV Antennensignal.
Wir bekommen also eine Dämppfung von 34 dB.
Offensichtlich reicht das aber noch nicht. Wir müssen also entweder
den Erdungswiderstand an der Antenne noch deutlich weiter senken, was
nicht mehr so einfach ist, oder wir müssen den Längswiderstand
zwischen Antenne und Station erhöhen.
Das passt zu der Beobachtung, dass allein ein größeres Erdungssystem
den Rauschpegel einer Vertikalantenne stark reduziert. Auch eine
Stromdrossel (Mantelwellensperre) kann da helfen.
Lösungen
EIne typische Lösung wäre, das Antennenkabel mit einem
Trenntransformator aufzutrennen und die Ableitung
in einiger Entfernung von der Antenne zu erden. Das würde sowohl
den Längswiderstand auf ein paar 1000 Ω erhöhen als auch die
Brummschleife von der Antenne weg verlegen.
Falls sich die Ableitung aus irgendwelchen Gründen nicht auftrennen
lässt, könnte man auch mit mehreren Erdankern und Mantelwellensperren
dazwischen arbeiten. So käme man zu einem mehrstufigen π-Glied,
das bei begrenzten Drosselimpedanzen eine beträchtliche Dämpfung
haben kann. Ganz nebenbei wäre das auch ein recht wirkungsvoller
Blitzschutz.
Zusammenfassung
Die lokale Störungseinkopplung kann sich über die Zeit stark
ändern: Die Erdfeuchtigkeit beeinflusst den Erdwiderstand der Antenne,
Störungen kommen und gehen. Mit all diesen Einflüssen ändert sich
der Störungseintrag in das Empfangssystem. Wir können die Einflüsse
auch mit Abschlusswiderständen nicht bestimmen. Reale Systeme
sind zudem noch bedeutend komplexer als hier dargestellt.
Wir können die Störquellen also nicht vernünftig messen und
sollten deshalb die nötigen Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Wir sollten
nicht darauf hoffen, dass die unerwünschten Signale (aus der falschen
Antennenrichtung, Störungen) schon nicht stören werden.
Niemand garantiert, dass die beschriebenen Maßnahmen die Störungen
reduzieren. Das Auftrennen ist aber fast kostenlos und ganz einfach
möglich. Also wäre es unsinnig, auf diese Maßnahmen zu verzichten.
Die wichtigsten Regeln
- Kleine magnetische Antennen sollten sauber symmetriert werden.
- Antennenableitungen sollten am Boden liegen oder vergraben werden.
Das reduziert die Mantelströme.
- Die Abschirmungen der Koaxkabel sollten sorgfältig angeschlossen werden.
- Wenn die Störpegel hoch sind oder die Antenne sehr unempfindlich
ist, sollte die Antenne von der Ableitung isoliert werden,
beispielsweise mit Stromdrosseln.
- Die Ableitung sollte einige Meter von der Antenne entfernt
geerdet werden.
- Spartransformatoren sollten vermieden werden. Getrennte Wicklungen
für Antenne und Ableitungen sorgen für eine bessere bessere
Entkopplung.
- Die Antenne sollte ihre eigene Erdung haben und nicht mit der
Abschirmung des Kaoxkabels verbunden sein.
[DL4NO: Siehe auch meinen Beitrag zum Thema.]
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