Viele Ortsverbände treffen sich regelmäßig auf ihrer Ortsfrequenz. Genau so regelmäßig hört man beim OV-Abend die Ausrede:
Ich habe überhaupt keine Antennenmöglichkeiten! Ein Provisorium, das deutlich besser funktioniert als eine Handfunke
im Zimmer, lässt sich aber fast immer verwirklichen. Die hier beschriebene Lösung war ein Schnellschuss für das Appartement,
das ich für einen Auftrag in Bad Homburg wochenweise mietete. Die Mitglieder von F11 waren regelmäßig ob meiner Feldstärke
verblüfft.
Erst etwas Theorie
Eine Antenne kann nur dann gut funktionieren, wenn sie frei ist. Besonders gilt das, wenn eine Antenne aus mehreren
Elementen besteht, deren Teilfelder sind sinnvoll überlagern sollen. Diese Überlagerung erzeugt dann das Richtdiagramm.
Dabei sollte man nicht erwarten, dass unmittelbar hinter einer Yagi eine geringe Feldstärke herrscht. Das Minimum ergibt sich
erst, wenn die Teilfelder sich auch betragsmäßig passend überlagern. Hindernisse sollten also ein Vielfaches des Elementabstandes
entfernt sein.
Am übersichtlichsten ist das bei einer HB9CV: Sie hat nur zwei Elemente und die sind nur 1/8 Wellenlänge voneinander entfernt.
In einer halben Wellenlänge Abstand hat sich das Minimum hinter der Antenne schon deutlich ausgebildet. Dabei geht es in
diesem Fall nicht darum, direkt hinter der Antenne die Feldstärke zu minimieren. Sinn der Übung ist, hier möglichst wenig
Hochfrequenz zu vergeuden.
Ein Besuch im Baumarkt und eine Stunde Bastelei
Als erstes galt es, die Antenne ein Stück vor dem Fenster zu befestigen. Dazu besorgte ich im Baumarkt eine Federstange.
Damit werden häufig Vorhänge in der Dusche oder so aufgehängt. Ich stemmte sie lotrecht als Antennenträger in die Fensterlaibung.
Der Rest lag in der Bastelkiste, man bekommt es aber auch im Baumarkt: Ein Stück Elektro-Installationsrohr und starkes Klebeband
wie Panzerband. Welcher Fieldday kommt ohne aus?
Die Antenne sollte leicht zerlegbar und im Auto transportierbar sein. Da wäre eine starre Konstruktion zu unhandlich gewesen.
Also baute ich einen zerlegbaren Ausleger.
Zunächst sägte ich 10 cm vom dünnen Ende des Installationsrohrs ab. In das eine Ende feilte ich mit einer größeren Halbrundfeile
mittig ein paar mm hinein, damit es nicht von der Federstange (rechts) abrutscht. In die obere Rundung habe ich noch einen Schlitz
gesägt, damit ich das Koaxkabel nach oben herausführen kann. Den Grund dafür zeigt das oberste Bild. Wenn es besser passt,
kann man das Kabel natürlich auch unten in den Raum führen.
Diese Elektro-Installationsrohre haben ein dickeres Ende, damit man sie in eineinander stecken kann. Genau das wollte ich nutzen.
Also schnitt ich vom dickeren Ende rund 1 m ab, um das dickere Ende über den Stummel von oben stecken zu können.
Am anderen Ende befestigte ich die HB9CV mit Panzerband.
Bei mir gibt es keine Verbindung zwischen Antenne und Koaxkabel ohne Mantelwellendrossel – am besten eine an jedem Ende.
Also habe ich erst zwei Ferrithülsen über das Kabel geschoben und dann die Stecker montiert. Wer an beiden Enden dicke Stecker
(N, PL) montieren will, sollte erst den folgenden Schritt abarbeiten und dann die Stecker montieren.
Sonst ist es anders herum bequemer.
Jetzt fädelte ich das Koaxkabel durch die beiden Rohrstücke, um dann den Rohrstummel senkrecht auf der Federstange,
etwa 40 cm unterhalb von deren oberen Ende, zu befestigen. Auch dafür verwendete ich wieder Panzerband:
Ein Streifen um die Federstange und am Rohrstummen entlang, der zweite Streifen als Befestigung des ersten zweimal um den
Rohrstummel herum. Bei der Konstruktion sollte man bedenken, dass man Klebeband nicht auf Zug und möglichst wenig auf Scherung
belasten sollte: Die Klebestelle gibt im Lauf der Zeit nach.
Jetzt befestigte ich eine Schnur an der Buchse der Antenne. Die Schnur band ich dann so an das obere Ende der Federstange,
dass bei gespannter Schnur der Ausleger senkrecht von der Federstange absteht. An dieser Stelle sollte man 30 cm der Schnur
überstehen lassen. Wenn man das Schnurende zwischen Fensterflügel und Rahmen einklemmt, kann die Antenne nicht abstürzen
– speziell wenn man das Koaxkabel unten durch das Fenster führt.
Die Konstruktion ist so gewählt, dass die Klebestellen minimal belastet werden: Die HB9CV ist leicht.
Der Rohrstummel wird vor allem auf Druck belastet, deshalb die Aktion mit der Halbrundfeile oben.
Ernsthaft Zug ist nur auf der Schnur.
Zum Schluss bearbeitete ich den Antennenanschluss gut mit Plastikspray. Bei einem gelegentlichen Regenguss sollten so Stecker
und Kabel trocken bleiben – nicht, dass man mitten in der Ortsrunde aussteigen muss.
Wenn das Kabel nicht durchs Fenster passt
Wenn man diese Antenne nur fallweise vor das Fenster hängt, sollte man problemlos mit RG-58/U oder ähnlichen Kabeln
klar kommen. Wegen des Drucks im Fensterrahmen sollte man besser kein Kabel mit Schaum-Dielektrikum nutzen.
Eine Alternative ist, RG-174/U zu verwenden – es sind ja nur ein paar Meter und niemand wird hier mit 100 W senden wollen.
Dieses 3 mm dünne Kabel sollte wirklich durch jede Fensterdichtung hindurch passen.
Man kann auch auf käufliche Lösungen aus dem Fernsehbereich zurückgreifen. Das wird dann zwar ein 75-Ohm-System,
aber auch das ist beherrschbar: Wenn man die Antennenableitung elektrisch ein Vielfaches von λ/2 lang macht,
transformiert das Kabel nicht. Beim Abmessen hilft sicher gerne ein OM aus dem eigenen OV. Nur eines sollte man nicht tun:
50-Ohm- und 75-Ohm-Komponenten ohne genaues Durchrechnen aneinander hängen.
Betriebserfahrungen
Bad Homburg liegt in einer durchaus bergigen Gegend, funkmäßig eine Herausforderung. Mein Apartment lag am Ostrand von
Bad Homburg, auf der Westseite des Hauses im 1. Stock – Glück gehabt. Mobilstationen im Stadtgebiet wunderten sich
regelmäßig über die Feldstärke von DL4NO/p. Auch 7 km in den Taunus hinein war mit 5 W kein großes Problem.
Beim OV-Abend von F11 wurde meine Antenne jedenfalls intensiv untersucht und fotografiert. Ich muss mal nachfragen,
ob seitdem der Teilnehmerkreis an der Ortsrunde größer wurde. :-)
Dieser Artikel erschien erstmals in der cqDL 2/2019, S. 28f. Die Bilder dort haben sie in der Redaktion verhunzt.
Im Manuskript stand an den entsprechenden Stellen:
((Hier in der Gegend DL4NO-2.jpg – BITTE PARALLAXE ENTFERNEN UND DANN BESCHNEIDEN!))
Ist schon schlimm, wenn man seinen Job nicht beherrscht! Aber dem Vorsitzenden des DARC fehlt das Verständnis
für die Bedeutung solcher handwerklicher Fehler im wichtigsten Darstellungsorgan des Vereins.
Siehe Die dilettantische Arbeit der cqDL-Redaktion
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