Dieser Text stammt ausnahmsweise nicht aus meiner Tastatur.
Er stammt aus der Serie "Beobachtungen aus Schottland" (Observations from Scotland) von Allan, GM1SXX – mit freundlicher Genehmigung.
OK, ich nehme alles zurück. Ich hab's gesagt und jetzt muss ich's ausbaden.
Magnetische Antennen sind kein Unsinn!
Magnetische Antenne sind KEIN Unsinn!
Magnetische Antenne sind KEIN Unsinn!
Magnetische Antenne sind KEIN Unsinn!
Magnetische Antenne sind KEIN Unsinn!
Magnetische Antenne sind KEIN Unsinn!
Magnetische Antenne sind KEIN Unsinn!
Magnetische Antenne sind KEIN Unsinn!
Magnetische Antenne sind KEIN Unsinn!
Magnetische Antenne sind KEIN Unsinn!
Damit kann's jetzt aber gut sein...
Mittlerweile habe ich eine funktionierende magnetische Antenne. Für eine
Kurzwellenantenne ist sie ziemlich klein,
aber sie arbeitet recht anständig. Ganz offen: Ich bin überrascht!
Klein soll heißen 2 m mal 75 cm. Angefangen habe ich mit
dem ausgezeichneten Berechnungsprogramm von G4FGQ. Hergestellt habe ich die Antenne
aus handelsüblichem
15-mm-Kupferrohr vom Baumarkt, das mit pasenden Winkelstücken verlötet ist.
Regs rjeloop beherrscht alle Berechnungen,
die man bei der Konstruktion einer rechteckigen magnetischen Antenne braucht. Es ist
ein DOS-Programm, das aber auch unter Windoof läuft.
Die meisten magnetischen Antennen werden mit einer Koppelschleife induktiv eingekoppelt.
Schon früh stellte ich fest, dass ich darauf keine Lust hatte. Aus reiner Sturheit wollte
ich's anders machen. Die Eigenheit der hier beschriebenen Konstruktion ist deshalb
der Koppeltransformator.
Abstimmung... Oben in der Schleife ist natürlich der übliche, motorisch betriebene
Drehkondensator – ganz einfach das, was sich in der Bastelkiste fand. Das Teil hatte
zwei Statorpakete, die ich parallelschaltete. Dabei kamen aber nur mickrige 40 pF zusammen.
Ein symmetrischer Schmetterlingsdreko wäre natürlich eleganter gewesen, aber weder hatte
ich so etwas, noch bekommt man den im nächsten Laden. Aber das sollte ja nur eine
experimentelle Antenne werden und ich erwartete nicht, dass das Teil überhaupt sinnvoll
funktionieren würde.
Anpassung... Aus lauter Trotz wollte ich eben nicht die übliche Koppelschleife
verwenden. Statt dessen sollte es einen Ringkerntransformator sein. Theoretisch
sollte das schließlich auch gehen. Das war wie ein rotes Tuch für mich...
Meine Schleife ist oben und unten unterbrochen. Technisch ist das schlimm! Eigentlich
sollte die Schleife nur oben unterbrochen sein.
Dafür gibt es aber einen Grund: Den Ringkern hatte ich schon vor längerer Zeit bewickelt,
ehe ich die Lust an dem Projekt verlor. Aber heute erinnerte ich mich an das Projekt und
suchte die ganzen Teile zusammen. So tollpatschig wie ich bin, ließ ich den Ringkern
dann auf die Küchenfliesen fallen. Dabei zerbrauch der Ringkern in tausend Teile.
Zeit für Plan B: In der Bastelkiste fand ich noch zwei billige Ringkerne. Die klebte ich
aneinander und wickelte 25 Windungen drauf – mit Anzapfungen alle fünf Windungen. Mit
einem Stufenschalter kann ich so das Übertragungsverhältnis umschalten. Allerdings hatten
die Ringkerne von Plan B einen so kleinen Durchmesser, dass sie nicht auf das 15-mm-Rohr passten.
Also ließ sich eine kleine Pfuscherei nicht vermeiden: Ich schnitt das Rohr auf, drückte es
etwas zusammen und lötete ein Stück 8-mm-Rohr rein. Weder elegant noch stabil, aber es
funktioniert.
Die 25 Windungen mit Anzapfungen alle fünf Windungen waren eine theoretische Schätzung.
Es konnte aber nicht mehr passieren, als dass es nicht funktionierte.
Der Transformator ist wie üblich unten montiert. Drehkondensator und Transformator
stecken in kleinen, wetterfesten und wasserdichten Gehäusen. Auf der Unterseite der
Gehäuse sorgen kleine Löcher dafür, dass Feuchtigkeit entweichen kann.
Schon bei kleinen Leistungen fließen in magnetischen Antennen heftige Ströme und
entstehen beträchtliche
Spannungen. Die Verbindungen und Isolationen müssen deshalb hochwertig sein. Den Kondensator
habe ich mit dickem, versilbertem Draht angeschlossen. Das Abschirmgeflecht von altem
RG-213 wäre vielleicht noch besser gewesen.
Zur Funkentstörung lötete ich einen 100-nF-Kondensator über die Klemmen des Motors uns schloss
doppeladriges Kabel an. Ferritperlen sollen den Motor weiter entstören.
Der schwierigste Teil beim Bau der magnetischen Antenne war die ganze Mechanik. Das
Stabilisieren der beiden Hälften habe ich noch nicht wirklich gelöst. Dann fraß sich noch der
Motor fest – fast hätte ich das Handtuch geworfen!
Aber ich gab nicht auf. Der Getriebemotor wurde abgebaut und durch einen einfachen
Drehknopf aus Kunststoff ersetzt. Sicherheitstechnisch ist das sicher nicht zu empfehlen! Am Kondensator
liegen beim Senden hohe Spannungen an, die sollten auch vom Getriebemotor ferngehalten werden.
Zum Ausprobieren schleppte ich die Maschinerie über diverse enge Treppen in ein Zimmer unter dem Dach.
Die Antenne lehnte ich an einen Schrank. Mit dem FT-817 hörte ich auf 20m eine Menge
Stationen. Als ich den Kondensator auf Maximum abstimmte, stiegen die Signale deutlich an.
Auch das Übersetzungsverhältnis des Transformators hat enormen Einfluss auf die Anpassung.
Auf 20m brauchte ich nur 5 Windungen, auf 40m und 80m bedeutend mehr. Mein Ratespiel
machte sich also bezahlt. Da frage ich mich, wie effizient wohl die festen Koppelschleifen
der üblichen magnetischen Antennen sind.
Die Transformatorkopplung ist also einen Versuch beim Eigenbau von magnetischen Antennen wert,
Am Kondensator liegen auch im QRP-Betrieb lebensgefährliche Spannungen.
[Kommentar DL4NO: Einen Schlag wie bei Netzspannung wird man da nicht bekommen. Aber
es kann reichlich warm werden und ein gekochtes Stück Fleisch am Daumen ist sicher nicht
angenehm. Da soll sich schon so mancher ein Loch geholt haben. Gefährlich ist vor allem
der Schreck, wenn man den Arm reflexmäßg wegzieht und was weiß ich vom Tisch wirft.]
Der Grund für die hohen Spannungen und Ströme ist die hohe Güte der Schleife.
Entsprechend ist auch die Abstimmung kritisch. Speziell der obere Teil der Antenne
sollte außerhalb der Reichweite von Kindern oder Haustieren sein.
Wenn die Antenne im normalen Betrieb eingesetzt werden soll, muss ein entsprechend hochwertiger
Drehko mit großem Plattenabstand her. Schon bei 100 W Sendeleistung gibt es sonst Überschläge.
Der Betrieb einer magnetischen Antenne im Raum ist wegen der hohen Feldstärken kritisch.
Die Sendeleistung sollte auf vielleicht 5 W begrenzt werden.
Das Projekt hat meine Einstellung zu solch kleinen Antennen verändert. Natürlich kann man
damit nicht gegen ausgewachsene Antenne konkurrieren – mehr ist da fast immer besser.
Aber es ließ sich zeigen, dass eine solche, vergleichsweise kleine Struktur ganz
anständige Leistung liefern kann.
Frequenz | Wirkungsgrad | Kapazität für Resonanz |
Spannung über den Kondensator | Strom über den Kondensator |
3,5 MHz | 2% | 438 pF | 1,3 kV | 8,7 A |
7,0 MHz | 19% | 105 pF | 1,9 kV | 6,2 A |
14 MHz | 73% | 21 pF | 1,7 kV | 2,3 A |
21 MHz | 92% | 6 pF | 1,1 kV | 0,5 A |
28 MHz | 96% | 68,6 μH | 690 V | 40 mA |
Elektrische Daten einer 2 m x 75 cm großen magnetischen Antenne
bei 5 W Sendeleistung |
Auf 20m und höher ist die Effizienz recht beachtlich. Aber auch die 2% für 80m sind
längst nicht so schlimm, wie es erst mal erscheint.
Bei 100 W liegen am Kondensator bis zu 7,7 kV und dabei fließen reichlich 10 A.
Das macht deutlich, warum der Kondensator bei einer magnetischen Antenne so ein
kritisches Bauteil ist.
Und was soll dann der Wert von 68,6 μH in der letzten Zeile? Die Antenne hat
einen so großen Umfang (mehr als eine halbe Wellenlänge), dass die Resonanz auf
10m mit einer Induktivität erzwungen werden müsste.
Warum habe ich eigentlich diese Dimensionen für die Antenne gewählt? Weil ein Umfang
von 6 m für 40m bis 15m recht sinnvoll ist. Für 80m ist die Antenne zu klein. Sie hat
einen ähnlichen Wirkungsgrad wie eine Groundplane, braucht aber keine Radials.
Die üblichen Leistungsangaben für kleine Antennen betrachte ich recht kritisch.
Bezogen auf ihre Größe schlägt sich eine magnetische Antenne aber recht ordentlich. Natürlich
muss man einen Preis zahlen, das ist die Schmalbandigkeit. Man muss damit leben
können, dass fast jeder Frequenzwechsel zum Neuabstimmen zwingt.
Wenn Du, wie ich, einen Garten im Briefmarkenformat hast, solltest Du über eine
magnetische Antenne nachdenken. Und baue sie selber. Dabei gibt es was zu lernen
und billiger als eine kommerzielle Antenne wird es allemal.
Ach ja: Auch beim Rohrdurchmesser ist größer besser. Durch die größere Oberfläche sinkt
der Widerstand. Entscheidend sind aber durchgängig niedrige Verbindungswiderstände.
Meine Kenntnisse zum Antennenbau passen problemos auf einen Bierdeckel. Ich behaupte nicht,
zu wissen, was ich hier tue. Ich halte mich nur an G4FGQs Kochrezept.
Nachwort von DL4NO
Diesen Text habe ich übersetzt, weil er gerade durch seine Einfachheit und fast
schon Naivität überzeugt: Ein paar Rohre und Winkel aus dem Baumerkt, etwas Kleinkram
aus der Bastelkiste und ein paar Stunden Arbeit – schon hat man was Brauchbares
beieinander.
Einiges im Original beruht mehr auf Spekulation denn Wissen. Entsprechend habe ich einige
Abschnitte gekürzt oder geändert – etwa das mit den tödlichen Spannungen. Auch geht
Allen beim Widerstand des Rohres vom Querschnitt aus, was wegen des Skineffekts natürlich
so nicht stimmt. Da ist auch von Vakkumkondensatoren die Rede, während die kommerziellen
Konstruktionen wohl meist einfach mit entsprechenden Plattenabständen arbeiten.
Kritisch werden leicht die Feldstärken, die so eine kleine Antenne im Nahfeld
produziert. Bei 5 W Sendeleistung sollte aber 1 m Abstand reichen. Bei QRO
sollte es aber doch etwas mehr sein. Die Belastung sollte man unter 1 mW/cm2
halten. Speziell die Augen sind da empfindlich: Weil die Linse schlecht durchblutet
wird, heizt sie sich leicht auf. Und das kappt mit Wirbelströmen besonders leicht,
wie man bei jedem modernen Elektroherd leicht beobachten kann.
Gerade beim Betrieb in Räumen haben magnetische Antennen einen besonderen Vorteil:
Das Magnetfeld durchdringt Wände leichter als das elektrostatische Feld, das die
üblichen Dipole im Nahfeld produzieren. Gegen Stahlbeton hilft natürlich auch eine
magnetische Antenne nur wenig. Mehrere Wellenlängen von der Antenne entfernt
kann man die Felder von magnetischen Antennen und Dipolen nicht mehr unterscheiden.
Aber bis dahin ist man höffentlich aus dem Mauern raus...
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