Gerade für Notfälle werden häufig Kurbelradios oder Kurbellampen als zuverlässige Hilfsmittel angepriesen.
ich halte wenigstens viele davon für Elektroschrott – nichts weiter.
Hier ist die Begründung.
Das Bild zeigt die Platine aus einer Kurbellampe. Die Lampe leuchtet nur, so lange man die Kurbel dreht.
Keine Sekunde länger.
Erst mal eine Diskussion der Schaltung:
Links sieht man den Generator, der über ein Übersetzungsgetriebe von der Kurbel angetrieben wird.
D1 bis D4 sind die Gleichrichterdioden, die aus der Wechselspannung des Generators Gleichspannung machen.
Der 47-µF-Kondensator unten in der Mitte glättet die Spannung und
das weiß umrahmte Teil in der Mitte ist ein kleiner Litium-Ionen-Akku.
Das schwarze Quadrat mit dem roten Knopf ist der Schalter der Lampe.
Die Elektronik rechts wird genutzt,
um je nach Schalterstellung eine oder mehrere der drei Leuchtdioden (ganz links) mit Strom zu versorgen.
Was aber völlig fehlt ist ein Tiefentladeschutz! Solche Akkus dürfen nicht tiefentladen werden, so macht man sie ganz schnell kaputt.
Ein Überladungsschutz wäre sogar verzichtbar, denn so lange dreht keiner an der Kurbel.
Ergebnis: Nachden niemand die Kurbel dreht, wenn er kein Licht mehr braucht, gibt der Akku schon nach kurzer Zeit den Geist auf.
Hätte diese Lampe aber eine Schutzschaltung, bekämen die Händler dieser Lampen regelmäßig Reklamationen:
Jetzt habe ich schon fünf Minuten gekurbelt, die Lampe geht aber immer noch nicht an!
Wie könnte die Abhilfe aussehen?
Das wäre nicht ganz einfach, denn den Ladezustand dieser Akkus kann man nur an zwei Punkten erkennen: ganz voll oder ganz leer.
Letztlich eignet sich nur der Punkt ganz voll, denn ganz leer muss man ja vermeiden.
Der Nutzer müsste also womöglich endlos kurbeln, bis die Lampe sich eine halbe Stunde oder so einschalten ließe.
Rein zeitgesteuert müsste sie sich dann abschalten, denn den genauen Ladezustand kann man nicht erkennen.
Einschalten ließe sie sich dann erst wieder, wenn der Akku wieder voll geladen ist.
Das Vollladen vor dem ersten Nutzen dürfte jedem Besitzer eines Smartphones oder Notebooks in der Bedienungsanleitung aufgefallen sein.
Das ist eine Maßnahme gegen eine ungewollte Tiefentladung.
Der entscheidende Unterschied ist, dass diese Geräte den entnommenen Strom messen und den Ladestand des Akku berechnen können.
Android geht so weit, den Stromverbrauch einzelner Apps zu bestimmen.
Damit wäre auch geklärt, warum Geräte mit stark strapaziertem Akku plötzlich von vielleicht 30% auf 5% Ladezustand springen.
Was ist die Alternative?
Ich empfehle Lampen und Radios, die mit handelsüblichen Batterien, vorzugsweise Mignon-Zellen der Größen AA oder AAA, betrieben werden.
Diese Batterien sind überall erhältlich und problemlos fünf Jahre lagerfähig.
Ich nutze in meiner Hausautomatisierung sowieso ziemlich viele dieser Batterien und kaufe sie im 100er-Pack für 15-20 EUR.
LED-Lampen brauchen nur noch einen kleinen Bruchteil der Leistung, die Taschenlampen früher brauchten.
Mit zwei oder drei AA-Zellen kommt man durchaus mehrere Tage aus.
Man muss ja im Blackout nicht unbedingt die ganze Nacht all den Lesestoff aufarbeiten, der die letzten fünf Jahre liegen blieb.
Kleine Taschenradios haben schon seit Jahrzehnten einen sehr geringen Leistungsbedarf.
So lange es noch Sender zu empfangen gibt, braucht man da nicht groß zu sparen –
vorausgesetzt man hat wenigstens noch einen 10er-Pack Batterien rumliegen.
Sie sollten Primärzellen, also keine Akkus einlagern.
Akkus entladen sich bedeutend schneller als die üblichen Akali-Mangan-Zellen und haben eine geringere Kapazität.
Auch sollte man überlegen, wie man beim Stromausfall die Akkus landen könnte.
Noch eine Vorsichtsmaßnahme
Ich empfehle, die Batterien bei längerem Nicht-Gebrauch des Gerätes zu entnehmen.
Dabei geht es erst in zweiter Linie darum, dass die Batterien auslaufen.
Das passiert mit heutigen Alkali-Mangan-Zellen nur noch höchst selten.
Viel eher verhindert man so das Entladen der Batterien im Gerät,
entweder weil jemand an den Einschalter kam oder weil die Elektronik im Gerät ständig etwas Strom zieht.
Dann ist die Batterie nach einem viertel Jahr leer, obwohl es niemand benutzt hat und der Schalter aus war.
Damit sind wir auch wieder beim Bild oben: Ohne Schraubendreher und Lötkolben kann man diesen Akku nicht austauschen.
Zudem kostet er als Ersatzteil irgendwas von 5 EUR aufwärts.
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