Für Mobilbetrieb sind die 5W Ausgangsleistung meines FT-817 etwas zu
leise, auch auf 145 und 430 MHz:
Relais arbeiten mit einer auf 15 W beschränkten Strahlungsleistung und systembedingt etwas
tauben Empfänger. Schließlich arbeitet der eigene Sender nebenan und
auf den exponierten Standpunkten herrschen auch außerhalb des Amateurfunkbereichs
recht hohe Feldstärken. Also sollte eine Duoband-Endstufe her. Und Linearbetrieb
sollte sie auch beherrschen, wenn das Funkgerät davor schon alle Betriebsarten
beherrscht.
Eine umfangreiche Marktrecherche im Internet führte zu ziemlich ernüchternden
Ergebnissen:
- Der Markt für Duoband-Endstufen ist recht begrenzt.
- Nahezu alle diese Endstufen benutzen PL-Stecker. Das wollte ich mir
beim Mobilbetrieb und 70 cm nicht antun.
- Die Linearendstufen sind wohl alle einstufig aufgebaut und auf einem
Entwicklungsstand von vor wenigstens 10 Jahren. Das bedeutet u.a.,
dass die Leistungstransistoren deutlich unter 10 dB Verstärkung machen.
Schließlich entschied ich mich für das Modell V-ULA 50 des italienischen Herstellers
RM Costuzioni Elettroniche. Neben
den geforderten N-Steckern bietet das Gerät auch Schaltpläne – direkt auf der Website
des Herstellers.
Von da an ging's bergab: Nach Bestellung über das Internet ließ der Lieferant drei
Wochen lang nichts von sich hören, bis dann doch noch das Paket eintraf. Gut, dass ich
solche Bestellungen grundsätzlich per Nachnahme aufgebe. Zudem bin ich mir sicher, dass
ich kein Neugerät erhielt, sondern einen Rückläufer: Das Stromkabel war ziemlich kurz
abgeschnitten, ohne abisolierte Enden, und das Gerätesiegel war verletzt. Eigentlich hätte mir
schon die nebenstehende Ansicht reichen sollen, mich an die Möglichkeiten des
Fernabsatzgesetzes zu erinnern – von oben nach unten:
- Die N-Buchsen sind mit zwei Schrauben halblebig am Kühlkörper festgeschraubt.
- Unter dem TRX-Anschluss klafft völlig unmotiviert ein rechteckiges Loch.
Ich konnte keinerlei sinnvolle Funktion dafür finden.
- Das Stromversorgungskabel hat weder sinnvollen Knickschutz noch Zugentlastung.
Praktische Erfahrungen
Für 70cm habe ich keine Messmittel. Der Stromaufnahme nach schätze ich, dass ich um die
20W Hochfrequenz produziere. Auf 2m kommen, mit etwas gutem Willen, an die 40 W raus.
Mehr ist mit 5W Eingangsleistung kaum zu erwarten, wenn man sich die Datenblätter der
Endstufentransistoren (SD1477 und BLU60/12) ansieht. Immerhin sind die Transistoren
reichlich dimensioniert.
Als ärgerliches Problem erwiesen sich die Empfangs-Vorverstärker, die wenigstens für
meinen Zweck im Auto viel zu viel Verstärkung machten. Ich konnte bei FM die
Rauschsperre kaum noch bändigen. Dazu war der 70cm-Verstärker absolut taub: Wenn ich
die Endstufe komplett abschaltete, waren die empfangenen Signale eindeutig rauschärmer
als mit dem Vorverstärker.
Nach wenigen Stunden Betrieb gab der 2m-Vorverstärker den Geist ganz auf. Bei den
letzten QSOs musste ich die Endstufe abschalten, damit ich über den direkten Durchgang
etwas hören konnte. Meine Vermutung: Der FT-817 als Allmode-Gerät (CW!) schaltet seinen
Sender so schnell ein, dass die HF-Vox den Vorverstärker nicht schnell genug aus der
Schusslinie nehmen konnte.
In einer Bastelstunde klemmte ich die beiden Vorverstärker ab, indem ich ein paar
Leiterbahnen durchkratzte und die entsprechenden Kontakte der Sende-Empfangsrelais
überbrückte. Seit ich mir bei dieser Gelegenheit den Aufbau etwas intensiver ansah,
wundert mich nur noch eines: Wie man unter Missachtung so ziemlich aller Regeln des
Hochfrequenzentwurfs ein funktionsfähiges Gerät zustande kriegt.
Fazit: Zum Glück tut die Entstufe V-ULA 50 das, wofür ich sie vorzugsweise
kaufte: Wenn ich ein Relais hören kann, dann komme ich jetzt auch drüber. Für
allein diesen Zweck hätte es aber auch eine reine FM-PA für das halbe Geld getan.
Das Gerät steht ganz offensichtlich in der viele Jahrzehnte alten Tradition der
italienischen CB-Funk-Nachbrenner, die ohne jedes Tiefpassfilter im Ausgang daher
kamen.
Einen nachträglichen Hinweis auf die Fertigungsqualität bekam ich eineinhalb Jahre später, siehe Bild:
Im Auto flog mehrfach die 20-A-Sicherung, mit der ich die Funkanlage betrieb. Anfangs glaubte ich an die
Ermüdung der Sicherung, bis eine der Sicherungen richtig schwarz war. Kein Wunder, wenn man sich
das Geklebe des Versorgungskabels ansieht...
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