Seit 2017 beschäftige ich mich mit Solarenergie.
Lange plätscherte das als Hobbyprojekt vor sich hin – ich stand noch voll im Beruf und war häufig die ganze Woche unterwegs.
Daraus entstanden das Kapitel Stromversorgung
und meine erste Veröffentlichung in der Zeitschrift Funkamateur [1].
Dieses Kapitel zeichnet die Entwicklung nach in der Hoffnung, anderen bei der Entwicklung ihres Konzeptes zu helfen.
Das Grundkonzept plante ich anhand meiner Erfahrungen,
aber vieles ergab sich über die Jahre auch aus Gelegenheiten.
Für mich ergibt sich langam ein Ganzes, dem vor allem so einiges an Automatisierung fehlt.
Bislang muss ich mich mehrmals in der Woche um meine Notstromversorgung kümmern.
Covid und Lockdowns brachten uns zur Erkenntnis, dass wir mehr für Vorratshaltung und ähnliche
Vorsorge tun sollten, was zum Kapitel Katastrophenvorsorge
in dieser Website führte.
Nach einem internationalen Ereignis im Februar 2022 wollte ich auf Basis meiner gewonnenen Erfahrungen
eine Notstromversorgung aufbauen, die nicht nur einen Funkkoffer versorgt.
Inhalt
Pflichtenheft der neuen Notstromversorgung
Die wichtigsten Stromverbraucher in unserem Haushalt während einer Katastrophe sind Kühlschrank und Funkanlage,
plus ausreichend Möglichkeiten zum Landen von Geräten mit USB-Anschluss: Lampen, Radios, Smartphones usw.
Als Existenzminimum definierte ich 500 Wh/Tag, also rund 4 kWh pro Woche.
Diese Zeit wollte ich mit Akkus überbrücken.
12,8 V als Systemspannung bereitet spätestens ab Leistungen von 1 kW ziemliche Probleme.
Meinen 2-kW-Wechselrichter musste ich mit 32 mm2 Querschnitt anschließen.
Der 200-Ah-Schalter davor war reichlich teuer und wird trotzdem gut warm.
Das zentrale Argument für 12,8 V war der direkte Betrieb der Funkanlage ohne Spannungswandler.
Die einfachste Möglichkeit wäre gewesen, die Akkus bereitzuhalten und zweimal im Jahr nachzuladen.
Es gab zwei Gründe, daraus ein Solar-Inselnetz zu machen:
Ich wollte die Erkenntnise aus meinen oben geschilderten Experimenten nutzen
und die netzunabhängige Nutzungszeit verlängern. Die Wahrscheinlichkeit,
dass ich innerhalb einer Woche auch etwas Solarstrom ernten kann, sind recht gut.
Ausbau und Einsparung
Der Ausbau begann mit zwei LFP-(LiFePO4)-Akkus mit je 12,8 V/150 Ah.
Zwei Akkus wurden es aus zwei Gründen: Auch wenn LFP-Akkus nur ein Drittel
ähnlich großer Bleiakkus wiegen, sind sie trotzdem reichlich unhandlich.
Zudem hatte ich von Anfang an das Thema Redundanz im Blick.
Nicht nur, dass die Notstromversorgung auch nach dem Ausfall eines Akkus weiter funktionsfähig wäre.
Ich kann auch im laufenden Betrieb einen Akku abklemmen – um ihn zu prüfen, auszutauschen
oder die Notstromversorgung umzubauen.
Parallel kaufte ich drei 335-Wp-Solarmodule.
Zwei davon schaltete ich in Serie, so dass ich zu rund 70 V Solarspannung kam.
Die konnte ich ohne große Verluste mit 2,5-mm2-Leitungen in den Keller führen.
Das dritte sollte das Shack versorgen.
Die Solarmodule schraubte ich vertikal an die mit Holz verkleidete Hauswand.
Das sparte mir nicht nur mehrere 100 EUR für den Unterbau, sondern hat auch zwei technische Vorteile:
Es bleibt kein Schee auf ihnen liegen und ich kann über das Winterhalbjahr mehr Strom ernten.
Im Sommer weiß ich über Wochen sowieso kaum, wohin mit der Solarenergie.
Ins Netz einspeisen war für mich kein Weg, schon weil ich den Netzbetreiber aus meinem Experimentiersystem raushalten wollte.
Den Strom will ich möglichst gleichmäßig über das ganze Jahr ernten können.
Einen Strich durch die Rechnung machen mir die rund 20 m hohen Bäume südlich meines Gartens.
Von Anfang November bis Mitte Februar steht das Haus mehr oder weniger vollständig im Schatten.
Deshalb war auch eine übliche Solaranlage mit 10 kWp oder so für mich nie ein Thema.
Das nebenstehende Bild wurde Weihnachten aufgenommen. Ich habe den Kontrast verstärkt,
damit man die Schatten der Baumkronen besser sieht.
Tatsache ist, dass dieser Halbschatten die Ausbeute um mehr als die Hälfte reduziert.
Projekt Kühlschrank
Die oben erwähnten Akkus landeten im Keller mit dem primären Ziel,
den Kühlschrank und kurzzeitig Küchengeräte zu versorgen.
Ein funktionierender Kühlschrank erleichtert die Vorratshaltung beträchtlich.
Unser Kühlschrank war gut 10 Jahre alt und brauchte, samt Wechselrichter, fast 1 kWh pro Tag –
zu viel für die oben angepeilten 500 Wh/Tag.
Das führte zu einem Ringtausch: Unser schätzungsweise 30 Jahre alter Notfall-Kühlschrank im Keller
landete auf dem Wertstoffhof, der Kühlschrank aus der Küche im Keller.
Der neue Kühlschrank mit Energieklasse A hat mehr Raum als der alte und braucht,
samt Verlusten des Wechselrichters, rund 400 Wh/Tag.
Selbst bei reinem Netzbetrieb lohnte sich die zusätzliche Ausgabe für die hohe Energieklasse
über die Nutzungsdauer durch die Stromeinsparung.
Umstieg auf neue Technik im Shack
Im Shack sammelten sich die ganzen Blei-Gel-Akkus –
letztlich nominell 2 x 110 Ah (zusammen 30 EUR, weil sie im ursprünglichen Einsatz nicht mehr einen ganzen Tag durchhielten),
und 30 Ah, auf einem AFU-Flohmarkt gekauft.
Die nächste Entwicklungstufe wurde vom zunehmenden Verfall der Blei-Gel-Akkus ausgelöst:
Selbst die alten Solarmodule bekamen die Akkus schnell voll,
aber bis zum Morgen waren die Akkus mehr oder weniger leer.
Da half auch die 4-mm2-Leitung von den Akkus im Keller nicht mehr weiter:
Durch die höhere Systemspannung der LFP-Akkus im Keller wurden die Blei-Akkus im Shack mit bis zu 1 A nachgeladen.
Ende des Blei-Zeitalters
Also beschaffte ich noch zwei LiFePO4-Akkus, diesmal mit jeweils 100 Ah Kapazität.
Das ist die gängigste und billigste Bauform. Beim lokalen Altmetallhändler lieferte ich insgeamt 130 kg Blei-Gel-Akkus ab.
Damit wurde auch der Ladestrom aus dem Keller wesentlich kleiner.
In der Übergangszeit hilft ein Gleichspannungs-Aufwärtswandler,
der bei Bedarf etwas Energie aus dem Keller ins Shack pumpt.
Von den alten Solarmodulen (im Bild die untere Reihe) blieb nur das rechte in Betrieb,
das parallel mit dem linken 335-Wp-Modul das Shack versorgt.
Die Kombination ist nicht optimal, liefert aber mehr Energie als nur ein Modul:
Das 335-Wp-Modul ist bis zum frühen Nachmittag in der Sonne,
wenn das alte Modul erst voll in die Sonne kommt.
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Neuer Computer spart Strom
Der größte Stromverbraucher im Shack war der Windows-Kompaktcomputer, der zudem mit 19 V zu betreiben war.
Dafür benutzte ich einen Spannungswandler, mit dem man Notebooks auch im Auto, Wohnmobil usw. betreiben kann.
Dann lief mir der Testbericht eines Miniaturrechners mit N100 CPU über den Weg. Auf einem Bild war klar zu erkennen,
dass der Rechner mit 12 V betrieben wurde.
In dem Rechner war wohl nichts drin, das direkt mit 12 V betrieben wurde.
Ich ging davon aus, dass der Spannungswandler im Eingang auch mit den 13,8 V klarkommen würde,
die maximal vom Akku ankommen würden.
Das Spiel ging auf, zu dem Rechner gibt es hier eine eigene Seite.
Der Strombedarf meiner Funkanlage sank auf unter 300 Wh/Tag bei Dauerbetrieb.
Damit bin ich an meinem Ziel, im Ernstfall auch über Wochen netzunabhängig Notfunk machen zu können.
Die Situation des AFU-Notfunks
Ehe ich meine konkrete Ausrüstung planen konnte,
musste ich mich erst einmal mit den wahrscheinlichen Randbedingungen eines Notfunk-Einsatze beschäftigen.
Im Lauf diverser Jahre, mit viel Recherche und einer Reihe von Gesprächen mit einschlägigen Fachleuten,
kam ich zu einem deutlich anderen Ergebnis als der organisierte Amateurfunk.
Ich bin auch in einem Alter, wo man gerade bei Chaos das Haus nicht mehr verlässt.
Es gibt die völlig veraltete IARU-Richtlinie zum Notfunk [2], von der sich auch der DARC noch nicht lösen wollte.
Das Grundaxiom all dieser Aktivitäten ist,
dass Notfunk in erster Linie aus Unterstützungsfunktionen für Hilfsdienste und staatliche Institutionen besteht.
Zu Zeiten des analogen BOS-Funks war das richtig, denn die meisten der BOS-Organisationen konnten per Funk nicht zusammenkommen.
Heute, mit TETRA, geschlossenen Mobilfunketzen, Satellitenfunk usw. gibt es dieses Problem kaum noch.
Entsprechend wurden meines Wissens in Deutschland seit vielen Jahren keine Funkamateure mehr von THW usw. angefordert.
Ein spezieller Aspekt des Amateurfunks disqualifiziert uns auch für solche Einsätze:
Wir müssten die jederzeitige Einsatzfähigkeit innerhalb von Stunden sicherstellen.
Das würde, zumindest für Kernteams, Rufbereitschaft rund um die Uhr erfordern.
Wenn man mal mit Notfunkreferenten aus verschiedenen Ortsverbänden und Distrikten gesprochen hat,
verliert man hier jede Illusion.
Meine Konsequenz ist die Konzentration auf den Welfare-Traffic,
denn um die Kommunikation der Zivilbevölkerung kümmern sich die Hilfsdienste ausdrücklich nicht.
Wir sind viele und wenn etwas passiert, sind wir schon da.
Meine Folgerungen aus dieser Analyse:
- Wir müssen möglichst viele Funkamateure zu einem Minimum an Vorbereitung motivieren.
Das führt zwingend zu Kanalfunk, vorzugsweise mit Handfunkgeräten.
Die liefern heute regelmäßig 5 W. Wer dann noch eine Antenna am Dach hat, hat eine ausreichende Reichweite.
Mit einem Akku der 7-Ah-Klasse für 20 EUR wären die meisten Funkamateure schon vollständig ausgerüstet.
- Die wichtigste Infrastruktur sind Analog- oder Multinormrelais mit ausreichender Notstromversorgung.
Hier können sich zwei Entwicklungen unterstützen: Vielen Betreibern wachsen die Stromkosten über den Kopf,
während Akkus und Solarmodule immer billiger werden.
Das funktioniert aber nicht,
wenn man ein Relais 23,5 Stunden am Tag mit 100 W Stromaufnahme vor sich hindämmern lässt.
Mein Vorschlag ist, eine Handfunke an der Relaisantenne Wache halten zu lassen.
Zusammen mit einem Kleinstrechner wie Arduino oder Raspberry Pi Zero hätte das Relais die meiste Zeit
eine Leistungsaufnahme von weniger als 10 W.
Diese Einrichtung könnte auch regelmäßig Meldungen absetzen, z.B. um auf den Termin der nächsten Notfunkrunde hinzuweisen.
Wenn jemand das Relais öffnen will, bekommt er eine Statusmeldung über das Handfunkgerät.
Das Relais meldet sich dann 60 s oder so später, nachdem es hochgefahren wurde.
- Eine begrenzte Anzahl engagierter Funkamateure übernimmt zentrale Funktionen.
In diesem Kreis sehe ich mich. Dazu unten mehr.
- Die Notfunk-Referenten sollten Listen von Funkamateuren aufstellen, die für Notfunk gerüstet sind.
Die wichtigsten Informationen wären Standort, mögliche Betriebsdauer, erreichbare Stationen,
einschlägige Infrastruktur in der Nähe (Hilfestation mit Notstromaggregat, Feuerwache, Rathaus, Arzt usw.),
Bereich zum Zustellen von Nachrichten,
technische Möglichkeiten jenseits von Relaisbetrieb usw.
Damit überschreite ich ganz bewusst den Rahmen des Amateurfunks.
Zu meinen wichtigsten Ansprechpartnern gehören Rathaus, Landratsamt usw.
Dabei sehe ich mich als Teil der Bemühungen um Resilienz in der Gemeinde.
Amateurfunk bleibt hier ganz bewusst im Hintergrund.
Kaum Strukturen im Großraum München
Auf der Amateurfunk-Tagung 2025 schilderte der DV-C den aktuellen Stand:
- Zusammen mit Kommunen und Landkreisen könnten Breitband-Mikrowellensysteme aufgebaut werden,
die Funkamateure im Rahmen des HAMNET aufbauen, nutzen und warten sollen.
Im Katastrophenfall werden darüber Rathäuser usw. miteinander verbunden.
- Die Funkamateure sollen angeregt werden, im Ernstfall in FM Verbindungen aufzubauen.
Damit sind wir auch bei meiner (älteren) Idee mit der Notstromversorgung, auch für Relais.
Weitergehende Strukturen oder Regeln gibt es aber noch nicht.
So lange komme ich auch nicht weiter als bis Notfunk ready.
Bis dahin empfehle ich mein Notfunk-Blog.
Meine konkrete Ausrüstung
Primär will ich Notfunk im lokalen bis regionalen Bereich betreiben können, etwa bis 500 km Entfernung.
Mit einem IC-705 habe ich ein leistungsfähiges QRP-Funkgerät gewählt,
das alle naheliegenden Bänder abdeckt und einfach per USB-Kabel mit einem Computer verbunden werden kann.
Falls die 10 W mal nicht ausreichen, habe ich auch eine 40-W-PA für Kurzwelle.
Bislang kann ich die konventionellen Bänder 80/40/20/10m nutzen.
Die 80m-Antenne ist elektrisch vielleicht 3 m über dem Boden und funktioniert ans NVIS-Antenne recht ordentlich.
Die anderen KW-Bänder nutze ich mit einer
speziellen Windom-Antenne,
die mit 22 m Länge gerade noch in meinen Garten passt.
Damit kann ich tagsüber mit guter Wahrscheinlichkeit den deutschsprachigen Raum
und den Bereich bis etwa 1000 km Entfernung erreichen.
Ich konzentriere mich auf digitale Betriebsarten, weil meine Station so auch ohne mich sinnvolle Dienste anbieten kann.
- Meine wichtigste Betriebsart ist VarAC, die ja auch eine Menge Notfunk-Funktionen enthält.
Damit läuft meine Station fast rund um die Uhr – halt wenn ich daheim bin.
Diese Betriebsart führt zu vielen, längeren und interessanten QSOs.
So bleibe ich in Übung und fahre meine die Anlage so, als wäre ich ständig im Notunk aktiv.
- In kleinem Rahmen bemutze ich JS8Call, weil diese Betriebsart mit etwa 6 dB mehr Streckendämpfung klar kommt als VarAC.
Für den Einatz im Notfunk muss ich mich mit dieser Betriebsart noch näher beschäftigen,
weil viele Funktionen hinter Kontextmenüs, Doppelklicks usw. versteckt sind.
- FLdigi und FLarq habe ich installiert. FLdigi ist auch so weit konfiguriert,
dass ich damit kurzfristig QRV werden könnte. Praxis habe ich aber keine.
Falls im Ernstfall der Bedarf auftauchte, wäre ich vorbereitet.
FLarq ist bislang ein Buch mit sieben Siegeln für mich.
- Seit Jahren im Routineeinsatz ist Winlink Express.
Damit könnte ich im Ernstfall eine Positionsmeldung absetzen, etwa so:
QSX 3.581 Winlink P2P VARA 9,12,15...Z QRV DB0ZU, DB0XF
Demnächst will ich etwas an meinen VHF/UHF-Antennen tun, damit ich vernünftig nach München hinein komme.
Die meisten Funkamateure dort sitzen in einer Mietswohnung in einem mehr oder weniger großen Haus,
wo sie die Antenne auf dem Balkon verstecken müssen.
Keine guten Voraussetzungen, um auf einer Direktfrequenz mehr als 5 km zu überbrücken.
3 km davon sind schon der Abstand von mir bis zum Bebauungsrand von München.
Weitere Erfahrungen
Im Lauf der Jahre sammelte ich diverse Erfahrungen, die weit über den üblichen Notfunkbereich hinaus gehen.
Damit verblüffe ich andere Funkamateure regelmäßig, aber der Zusammenhang ist klar:
So lange die eigene Situation nicht gesichert ist, macht man auch sicher keinen Notfunk –
eingefleischte Junggesellen vielleicht mal ausgenommen.
Energieausbeute eines Inselnetzes optimieren
Von Anfang an plante ich die Notstromversorgung als Inselnetz.
Meine Installation enthält also bis heute keinen netzgeführten Wechselrichter.
Natürlich kann ich so nicht alle Solarenergie ernten, die meine Solarmodule insgesamt liefern könnten.
Darin sehe ich weder einen ökonomischen noch einen ökologischen Nachteil:
Ein netzgeführter Wechselrichter würde sich nicht amortisieren
und mit dem Einspeisen meines Überschussstroms würde ich nur das Stromnetz weiter destabilisieren.
Das bedeutet nicht, dass ich solchen Verlusten tatenlos zusähe.
Ich habe drei Wechselrichter laufen, mit denen ich Überschüsse nach Möglichkeit nutze.
- Ein hochwertiger 600/800-W-Wechselrichter im Keller versorgt die Küche.
Routinemäßig hängt da der Kühlschrank dran.
Die Dimensionierung des Wechselrichters bestimmte der alte Kühlschrank durch den Anlaufstrom des Kompressors.
Heute würde ich den Wechselrichter noch knapper dimensionieren,
denn das würde 1-2 Watt Verlustleistung am Kühlschrank einsparen.
Aber damit kiann ich leben.
Daneben können wir auch Küchenmaschine und andere kleinere Elektrogeräte in der Küche aus der Notstromversorgung betreiben.
Zusammen mit einem Camping-Gaskocher und der Gasflasche des Grills bleibt die Küche auch bei einem Stromausfall
weitgehend funktionsfähig.
- Im Sommer 2023 konnte ich an einem Sonderangebot nicht vorbeigehen: ein 2-kW-Wechselrichter für 139 EUR,
mit dessen Hilfe ich etwa 120 kWh/Jahr Überschuss verwerte.
Bis der Wechselrichter lief, war ich 200 EUR los: doppelte 16-mm2-Verkabelung,
200-A-Hauptschalter, 200-A-Relais. Unschön ist, dass der Wechselrichter immer im Standby-Betrieb aufwacht.
Bei einem Überangebot an Solarstrom muss ich in den Keller und den Wechselrichter einschalten,
damit der Luftentfeuchter seinen Dienst tun kann.
Ein Luftentfeuchter ist die optimale Zusatzlast für ein Inselnetz:
Es macht nichts, wenn der Luftentfeuchter mal eine Woche außer Betrieb ist.
So schnell steigt die Luftfeuchtigkeit im Kellerraum nicht an.
Zudem gelangt im Sommer aus bauphysikalischen Gründen viel mehr Feuchtigkeit in den Keller als im Winter.
Ohne Luftentfeuhter könnten wir den Keller längst nicht so intensiv nutzen, wie wir das tun.
- Im Shack steht mein kleinster und ältester Wechselrichter mit 200 W Nennleistung.
Der lief mir mal für ein paar 20 EUR als Sonderangebot zu.
Mit den alten Blei-Gel-Akkus benutzte ich ihn wenig –
während eines Stromausfalls hätte ich damit den Lötkolben betrieben.
Heute könnte ich damit den Monitor im Shack betreiben. Allerdings benutze ich den Computer im Shack durchgängig
headless, also ohne Monitor, Tastatur und Maus. ich steuere ihn z.B. aus dem Arbeitszimmer per VNC.
Zusätzlich kann ich auch Notebook und Monitor im arbeitszimmer damit betreiben.
Meist nutze ich diesen Wechselrichter heute, um überschüsigen Solarstrom im Arbeitszimmer zu nutzen.
Es gibt noch kleineren Optimierungsbedarf, aber insgesamt sehe ich meine Notstromversorgung als ziemlich runde Lösung.
Erzielte Energieausbeute
Pro Jahr brauche ich für Kühlschrank und Funkanlage noch etwa 20 kWh Netzstrom.
So viel könnte ich an 10 Sonnentagen ernten, aber die fehlen halt zwischen
November und Januar – abgesehen von der Abschattung der Solarmodule während dieser Zeit.
Die eindeutig billigste Möglichkeit, diese Lücke während eines längeren Stromausfalls zu füllen,
ist ganz klar ein Notstromaggregat.
20 kWh in Akkus zu speichern kostet auch heute noch wenigstens 2.000 EUR.
In den letzten drei Jahren konnte ich rund 500 kWh/Jahr ernten.
Exakt kann ich das nicht angeben, weil mein System in Fluss ist
und ich bei der Powerstation die Ladeenergie nicht so einfach messen kann.
Das reduziert unsere Stromrechnung um vielleicht 150 EUR/Jahr.
Die Kosten bekomme ich so nicht herein, aber das war auch nie das Ziel.
Pro Jahr speichere ich in den 300-Ah-Akkus (4 kWh) im Keller rund 200 kWh.
In einer normalen Solaranlage würde man versuchen,
die Akkus möglichst jeden Tag komplett zu leeren und wieder zu füllen.
Das wären rund 1000 kWh oder Strom für 300 EUR.
An den Akkus im Shack habe ich noch keine Messeinrichtung.
Hier werde ich noch mehr Ausbauten machen.
Nach konventionelle Maßstäben müssten auch meine Solarmodule mit 1 kWp installierter Leistung
wesentlich mehr liefern. Dafür hätte ich sie aber völlig anders montieren müssen.
Der damit verbundene Aufwand wäre aber völlig unwirtschaftlich,
weil ich damit Profis beauftragen müsste, die mit einem Gerüst anrücken.
Ich erfülle aber problemlos meine Forderung vom Anfang mit 500 Wh/Tag.
Bei den heutigen Preisen für Solarmodule lohnt es sich nicht mehr,
sie maximal auszunutzen. Unterbau, Kabel usw. kosten meist mehr als die Solarmodule.
Weitere Pläne
Vor allem im Shack gibt es noch Optimierungsbedarf.
So läuft dort immer noch der 10-A-Laderegler, mit dem ich meine Experimente 2017 begann.
Bis zur großen Renovierung im März 2022 lieferte er knapp 200 Wh, seitdem weitere 300 kWh.
Ein 20-A-Laderegler wartet schon auf seinen Einsatz,
dafür muss ich aber den ganzen mechanischen Aufbau erneuern.
Dann werde ich meinen Rechner im Arbeitszimmer wohl über weite Phasen des Sommerhalbjahrs
mit Solarstrom betreiben.
Diverse Dinge möchte ich noch automatisieren.
Davon ist bislang nur die Abschaltung des 2-kW-Wechselrichters im Keller verwirklicht:
Das oben erwähnte 200-A-Relais schaltet ein, wenn der Ladezustand im Keller 85% übersteigt.
Bei 80% schaltet das Relais wieder aus.
Der Luftentfeuchter verbraucht rund 300 W, während der Laderegler oft über 400 W liefert.
Bei sonnigem Wetter sorgen diese Parameter dafür, dass die Akkus trotz Luftentfeuchter voll werden
und reichlich Reserven für schlechtes Wetter in den Akkus bleiben.
Auch das Laden aus dem Netz möchte ich noch automatisieren.
Dafür sehe ich zwei völlig getrennte Betriebsarten:
- Wenn wir z.B. in den Urlaub fahren, möchte ich die Akkus im Keller mit 13,2 V Festspannung versorgen.
Damit kann ich den Solarbetrieb des Kühlschranks fortsetzen,
ohne mir Gedanken über schlechtes Wetter machen zu müssen.
- Wenn in der dunklen Jahreszeit Sturm oder starke Niederschläge drohen,
möchte ich die Akkus aus dem Netz komplett laden können.
Zusätzlich habe ich noch einige Ideen,
wie ich die Notstromversorgung mit der Hausautomatisierung verknüpfen könnte.
Der erste Schritt wäre ein Spannungswandler auf 48 V, um mit PoE (Power over Ethernet) den Raspi der Hausautomatisierung
und einige Teile der Hausvernetzung zu versorgen.
Verweise
- [1] Allzeit bereit? Gedanken zur Notstromversorgung im Shack (1) In: Funkamateur 2/2019, S. 130ff
Allzeit bereit? Gedanken zur Notstromversorgung im Shack (2). In: Funkamateur 3/2019, S. 240ff
- [2] IARU Region 1: Emergency Operating Procedures – The IARU Emergency Telecommunications Guide
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