In Ländern wie den Philipinen ist Notfunk mit Amateurfunk-Hilfsmitteln Alltag:
Nach jedem Wirbelsturm werden zunächst ein paar Amateurfunkstationen aufgebaut,
damit die ersten Lageberichte möglichst schnell übermittelt werden können.
Bei uns, mit dem digitalen Behördenfunk, sieht die Lage völlig anders aus.
Dazu kommt, dass kaum jemand für Katastrophen vorsorgt.
Wenn wir Notfunk betreiben wollen, müssen wir auf dieser Basis aufbauen.
Noch in der Generation meiner Eltern war Vorratshaltung selbstverständlich.
Bis ihnen der Kühlschrank den Platz wegnahm, waren auch in Arbeiterwohnungen Speisekammern üblich.
Heute stoße ich auf einen geadezu religiösen Glauben an die Zuverlässigkeit unserer Infrastruktur.
Kaum jemand hat noch Vorräte daheim und schon gar keiner denkt daran, dass wir völlig vom Internet abhängig sind.
Praktisch jeder Laden muss sofort schließen, sobald der Strom ausfällt. Siehe Eiskatastrophe in Texas.
Schon 2009 kam eine Studie zum Ergebnis, dass etwa am 5. Tag eines großflächigen Stromausfalls
die öffentliche Ordnung zusammenbricht [3].
Österreich ordnet die Gefährdung des Gesamtssystems durch einen Blackout als höher ein als die Gefährdung durch Covid-19
[35], S. 14.
Durch digitale Kommunikationsmedien wie TETRA-Netz und private Mobilfunknetze
sind die Kommunikationshemmnisse des Analogfunks beseitigt.
Dadurch hat der Notfunk, wie er von IARU, DARC usw. vorgeschlagen wird, bei uns kaum noch eine Grundlage.
Der große Schwachpunkt dieser Digitaltechnik ist ihr Energiebedarf.
Meines Wissens verbraucht eine durchschnittliche TETRA-Feststation 3 kW.
Wenn sie denn einen Notstromgenerator hat, ist dessen Dieseltank nach 2-3 Tagen leer.
Wenn es während der Katastrophe überhaupt noch eine Kraftstoffversorgung geben kann,
werden viele Feststaionen kaum erreichbar sein – weggespülte Straßen,
vom Sturm umgeworfene Wälder usw.
Erst anschließend werden sich THW, Feuerwehren usw. an uns Funkamateure erinnern.
Deshalb müssen wir Infrastruktur vorhalten, die mehrere Wochen ohne externe Stromversorgung durchhält.
Ein Analogrelais mit 1 kWh Speicherkapazität und einem 400-Wp-Solarmodul ist da schon nah dran.
Wenn wir Funkamateure Notfunk betreiben wollen, müssen wir zuerst für uns und unsere Familien vorsorgen.
Die vom BBK vorgeschlagenen 10 Tage sind das absolute Minimum.
Es gibt Abschätzungen, dass ein Blackout unsere Lebensmittel-Logistik für mindestens 2 Wochen komplett zusammenbrechen ließe.
Wenn man bei Youtube mal nach "Stromausfall Köpenick" sucht, erkennt man das größte Problem der betroffenen Bevölkerung:
Die totale Ungewissheit. Hier sollten wir unsere Fachkompetenz in die Kommunalpolitik einbringen:
Kenntnis der Sirenensignale, batteriebetriebene Radios, PMR-Funkgeräte, die mit handelsüblichen Primärzellen betrieben werden können usw. Hier können wir auch mit Welfare-Traffic ansetzen, z.B. über Winlink.
Unsere Stärken sind unsere große Zahl und die Einfachheit unserer Technik.
Wir sind immer schon vor Ort und können mit unserer Kommunikationstechnik lange durchhalten.
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