In der cqDL Juni 2015 [1] erschien ein Artikel eines anderen OM, der im gleichen Fahrzeugtyp
QRV ist wie ich früher. Der Artikel enthielt derartige Böcke, dass ich mich zu einem Leserbrief [2]
genötigt sah. Dieser Leserbrief war der Ausgangspunkt für diese Seite.
Mein zentraler Kritikpunkt ist dabei weniger das Vorgehen des Autors, als das der Redaktion: Der Artikel beschreibt einige
schlechte Praktiken und das hätte die Redaktion so nicht durchgehen lassen dürfen.
Leider sind diese schlechten Leistungen der Redaktion
keine Ausrutscher, sondern haben Prinzip: Da wird ganz offensichtlich nur durchgeschoben und nicht redigiert.
Den gleichen Eindruck bekam ich auch bei meinem eigenen Artikel in der cqDL [3]: Im Vorfeld gab es eine
kurze Abstimmung über das Thema. Die einzige Reaktion auf mein Manuskript war das Zusenden einer PDF-Datei zur Korrektur.
Dort sind mir keinerlei Änderungen meines Textes aufgefallen.
Auf diese Missstände habe ich in den letzten Jahren wiederholt DL3MBG angesprochen, das zuständige DARC-Vorstandsmitglied.
Der hält aber mild und schützend seine Hand über die Redaktion. Meine Forderung auf dem DARC-Stand nach einer
Mantelwellendrossel am Antennenfuß, gerade bei offensichtlich prekärer Masseverbindung desselben, hielt er für eine
Überforderung des Redakteurs. Als ob der immer alles selber wissen müsste – wer kennt da mehr Spezialisten als der
Redakteur der Vereinszeitschrift? Das kenne ich vom Funkamateur ganz anders: Da bekomme ich immer wieder mal E-Mails,
in denen ich um Rat gebeten werde, z.B. wenn es um Mobilbetrieb geht.
Besserung ist also absolut nicht in Sicht. Vielleicht bringe ich ja mal den Masochismus auf, die eindeutigsten Böcke der
Redaktion aus den letzten Jahren zu dokumentieren. Im aktuellen Zustand ist die Vereinszeitschrift jedenfalls kein Argument,
DARC-Mitglied zu werden. Ich werde jedenfalls weiter bevorzugt im Funkamateur
publizieren. Dort bekomme ich auch die nötige
Unterstützung, um komplexere Themen rüberbringen zu können.
Mein Leserbrief zu dem Artikel
Sechs Jahre und 200.000 km fuhr ich einem Meriva A. Einen wesentlichen Teil der Strecke hatte ich meine Kurzwellenanlage
(FT-857, Monobandstrahler 1,5 - 1,7 m lang) dabei. Details siehe http://www.dl4no.de. Mein ODX war VK2 auf 20m bei 120 km/h
auf der Autobahn. Die Gegenstation hatte 400 W und einen 3-El.-Beam.
Zum Artikel: Das Klappern der Zentralverriegelung und die Reaktion auf die Kabellänge sind starke Hinweise, dass die
Installation HF-seitig nicht sauber ist: Im Innenraum ist zu viel Hochfrequenz unterwegs. Eindeutig fehlt unmittelbar am
Antennenfuß eine Mantelwellendrossel auf dem Speisekabel.
Mein Meriva zwang mich, solchen Problemen genau auf den Grund zu gehen: Bis ich im Innenraum alles kalt hatte, war der
Störnebel indiskutabel. Am Ende störte vor allem noch ein 1-kHz-Lattenzaun, der über den ganzen Kurzwellenbereich hörbar war.
Die garantierten 10 A Dauerstrom liefert die Steckdose im Kofferraum auch während der Fahrt nur bei weniger als 12 V.
Selbst diese Spannung erreichte ich erst, als ich den Masseanschluss der Steckdose mit einem Bolzen dicht daneben verband,
der als Masseanschluss für die Rücklichter gedacht war. Die Anschlussdrähtchen haben einen Querschnitt von vielleicht 0,7 mm2.
Dieses Problem löste ich mit einem 1-F-Kondensator ("Powercap"), denn bei SSB braucht der FT-857 einen mittleren Strom von
noch nicht mal 5 A. Wenn der Kondensator mal versehentlich nicht angeschlossen war, bekam ich schlechte Modulationsrapporte
oder war überhaupt nicht zu verstehen.
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So sieht das bei mir aus: Die Mantelwellendrossel macht das Antennenkabel HF-mäßig kalt, obwohl der Fuß selber
nur kapazitiv mit der Erde (Fahrzeug) verbunden ist. Das hier ist übrigens der Fuß für die 2m/70cm-Antenne und
die Drossel brauche ich nur für den Kurzwellenbetrieb. Aber ohne die Drossel bekäme ich eine Induktionsschleife Antennenfuß
– Antennenkabel – Transceiver – Masse – Koppelkapazität – Antennenfuß, die sich im Innenraum
massenweise Störungen einsammeln könnte.
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Der Meriva A wird schon seit diversen Jahren nicht mehr gefertigt. Er wurde bei Opel in deren Kompaktklasse geführt –
letztlich ist das ein aufgeblasener Corsa C. Für Fahrzeuge aus aktueller Fertigung und gar Mittel- oder
Oberklassefahrzeuge ist der Meriva A sicher nicht repräsentativ. Dort gibt es immer mehr Probleme, wenn man irgendwie in die
Elektrik eingreift: Das Fahrzeugmanagement interpretiert die erhöhte Stromaufnahme eines Stromkreises als Kurzschluss und
schaltet ihn womöglich ab. Oder es erscheinen Fehlermeldungen, weil die Batterie defekt sei. Schließlich verliert sie
Ladung, wenn ein Funkgerät direkt an dem Batteriepolen hängt. Auch die modifizierte Masseverbindung von oben kann einem bei
einem modernen Auto in die Werkstatt zwingen.
Ich weiß, dass auch die Autowerkstätten der BOS-Dienste regelmäßig an diesen Problemen verzweifeln. Das gilt selbst in den
Bundesländern, die ihre Fahrzeuge zentral einkaufen und bei den Herstellern entsprechend Durchsetzungskraft haben.
Offensichtlich haben die Hersteller schon längst den Überblick über die vielen Varianten in der Autoelektrik verloren,
die sie selbst bei formal identischen Fahrzeugmodellen einbauten.
Das folgende Fass wollte ich in dem Leserbrief nicht auch noch aufmachen: Die Antenne befestigte der OM auf einem
Querträger, wie man ihn als Unterbau für einen Dachgepäckträger benutzt. In jedem Energiespartipp für Autos steht, dass
solche Aufbauten den Spritverbrauch recht deutlich erhöhen. Das gilt speziell für Aufbauten, die einen gewissen Abstand
von der Karosserie haben: Hier ist die Luftgeschwindigkeit noch deutlich höher als die Fahrgeschwindigkeit, denn das Fahrzeug
verdrängt ja vorne eine Menge Luft und die muss irgendwo hin. Dazu kommen scharfe Kanten des Befestigungsblechs für den
Antennenfuß und Flügelschrauben mit Gewindestange, die oben herausstehen. Eine glatte Oberfläche sieht anders aus.
Literatur
DARC-Mitglieder können auf die Artikel über die Vereinswebsite zugreifen.
- [1] Garbe, Horst (DK3GV): Mobilfunk – ein Erfahrungsbericht.
Funken aus dem Meriva A
- In: cqDL 6/2015, S. 25f
- [2] Obert, Alexander, von (DL4NO): Leserbrief HF im Fahrzeug
- In: cqDL 7/2015, S. 81
- [3] Obert, Alexander, von (DL4NO): USB-Anschlüsse entstören. Funcube & Co.
erfordern manchmal zusätzliche Maßnahmen
- In: cqDL 5/2015, S. 26f
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