Wir befinden uns im Sonnenflecken-Minimum. Sehr viel ist deshalb im 10m-Band nicht los. Lohnt es sich
trotzdem, vom Auto aus auf 10m QRV zu werden? Und wenn: Wie?
Grundsätzlich ist es recht einfach, auf 10m QRV zu werden: Manche Mobil- und Portabel-Funkgeräte aus dem
Amateurfunk-Bereich beherrschen auch 10m. Oder man bedient sich gleich beim CB-Funk-Markt und baut auf 10m um.
Bei der Antenne liegt die Anleihe beim 11m-Bereich besonders nahe – außer die Ambitionen reichen auch zum
einen oder anderen niederfrequenteren Amateurfunk-Band.
Der entscheidende technische Unterschied zwischen CB-Betrieb und Amateurfunk-Betrieb ist die
Leistungsbegrenzung. Kaum eine verkürzte CB-Funk-Antenne ist für mehr als 30W Hochfrequenz ausgelegt. Wie ich
noch zeigen werde, ist das für Amateurfunk eindeutig zu wenig.
Dieser Leistungsaspekt hat für den Amateurfunk eine sehr angenehme Folge: Verkürzte Antennen mit
entsprechend geringem Wirkungsgrad ermöglichen sinnvollen Amateurfunk-Betrieb, während ein CB-Funker damit auf
keinen grünen Zweig mehr kommt. Eine 50W-Endstufe lässt sich notfalls aus dem
Zigarettenanzünder mit Strom versorgen.
Empfangsseitig ist der geringe Antennenwirkungsgrad kein wesentliches Problem: Eine sinnvolle
Richtwirkung bekommt man sowieso nicht hin – eine 5/8 λ passt unter keiner Brücke mehr durch.
Auch eine verkürzte Antenne mit 60cm-Strahler liefert noch so viel Grundrauschen, dass das Empfängerrauschen
untergeht. So kommt man sogar noch samt Antenne auf dem Dach in die Tiefgarage hinein.
Allerdings sollte man nur ein Handicap akzeptieren:
- Ein sehr stark verkürzter Strahler (z.B. 60 cm lang) muss fest montiert werden – auf einem Magnetfuß
verhält er sich sich spätestens dann seltsam, wenn man das Antennenkabel mit einer
Mantelwellensperre versieht. Eine so kurze Antenne hat einen sehr niedrigen Strahlungswiderstand,
der dann auch noch gegen die geringe Koppelkapazität zwischen dem entsprechend kleinen Magnetfuß
und Autodach ankämpfen muss. Ohne die Mantelwellensperre hat man aber die Hochfrequenz zum großen Teil
im Innenraum. Oder, empfangsseitig betrachtet, fängt man sich Funkstörungen durch die
Autoelektrik ein. Solch kurze Antennen sind auch sehr schmalbandig. Damit macht man entweder SSB oder FM.
- Ein 1.40-m-Strahler auf einem großen Magnetfuß mit guter kapazitiver Ankopplung (Metallfolie unter dem
Magneten) funktioniert dagegen recht vernünftig. Damit erreicht man auch ein Bandbreite, die sowohl
im SSB-Bereich bei 28,5 MHz als auch im FM-Bereich bei 29,6 MHz ein akzeptables SWR ermöglicht.
10m-SSB-Betrieb
Gegenwärtig gibt es meist nur Short-Skip-Bedingungen. Richtung Südeuropa ist das 10m-Band recht häufig offen,
in andere Richtungen und zu anderen Kontinenten sind die Verbindungsmöglichkeiten seltener. Viele Signale sind
zudem recht schwach, die meisten Stationen arbeiten wohl mit mindestens 100 W.
Mit den 5 W meines FT-817 barfuß und einer stark verkürzten Antenne muss ich mich also ganz weit hinten
anstellen. Interessant ist diese Anlage eigentlich nur zur Baken-Beobachtung (28,17 MHz bis 28,35 MHz) –
etwas CW-Kenntnisse vorausgesetzt.
Wenn wir in ein paar Jahren wieder ein Sonnenflecken-Maxiumum haben, wird das wohl etwas anders aussehen.
10m-FM-Betrieb
Das obere Ende
des 10m-Bandes (29,520 MHz bis 29,700 MHz) ist für FM-Betrieb vorgesehen.
Diese Betriebsart ist für den Mobilbetrieb besser geeignet als SSB: Aller Verkehr findet auf einer
Hand voll Kanälen statt, die man leicht umschalten kann. Es gibt also keine feinfühlige Abstimmung auf
Schwebungsnull und die Rauschsperre funktioniert auch wie gewohnt.
Der meiste FM-Verkehr auf 10m findet wohl über die Relais statt. In der Region 1 gibt es nur vier Kanäle
dafür (RH1 bis RH4), mit Ausgabefrequenzen von 29,660 MHz bis 29,690 MHz. Die Eingabefrequenzen sind jeweils
100 kHz tiefer. Die Simplex-Anruffrequenz ist 29,600 MHz, mit weiteren Simplex-Kanälen vom 29,520 MHz bis
29,550 MHz und 20,610 MHz bis 29,650 MHz. Bei interkontinentalen Ausbreitungsbedingungen sollte man den unteren
Bereich meiden, weil er z.B. in Australien auch als Relais-Eingabe benutzt wird.
In Deutschland gibt es nur eine Hand voll
10m-Relais. Die Ausbreitungsbedingungen beschränken unsere Betriebsmöglichkeiten darüber auf die Bodenwelle.
Bei Short-Skip-Bedingungen hört man öfter mal CT0HPA in IM59QM auf 29,680 MHz. Umgekehrt erscheinen auf
den deutschen Relais neben regionalen Stationen im Einzugsbereich (20 ... 100 km) weit entfernte Stationen über
die Raumwelle.
Die Reichweite von 10m-Relais über die Bodenwelle kann man so wenig generalisieren wie auf den höheren
Bändern:
Manches Stadtrelais auf 2m hat nur 20 km Reichweite, während das Zugspitzrelais DB0ZU nicht allein ist mit
150 km Reichweite. Das 10m-Relais DF0LBG bei
Ludwigsburg hat einen deutlich geringeren Einzugsbereich als DB0ST in Stuttgart auf 2m. Von DF0HHH in Hamburg ist bekannt, dass es einen Einzugsbereich mit über 100 km Radius hat.
Die 10m-Relais arbeiten häufig mit deutlich mehr als den 15 W Sendeleistung, die auf den höheren Bändern erlaubt sind.
Das schon erwähnte atmosphärische Grundrauschen im 10m-Band macht das nötig, sonst bleibt die Reichweite auf der
Bodenwelle recht begrenzt. Entsprechend sollte man auch im Auto QRO machen.
Viele Feststationen haben ein anderes Problem: Ihre Antennen auf den höheren Bänder sind für DX
optimiert und zumeist horizontal polarisiert. Die 10m-Relais sind meist vertikal polarisiert, Verbindungen
über die Bodenwelle haben deshalb eine beträchtliche Polarisationsdämpfung. Die Groudplane wird also
vermutlich bessere Signale des lokalen Relais liefern als der Beam. Bei Verbindungen über die Raumwelle
spielt die Polarisation eine geringere Rolle. Der Beam hat dann eher mit dem weit abgelegenen
Frequenzbereich zu kämpfen.
Praktische Erfahrungen
Aus leidvoller Erfahrung kenne ich das Sieb in meinem Kopf: Entweder ich komme mit dem Auto
unter allen Randbedingungen in die Tiefgarage oder ich vergesse das Thema lieber.
Zudem habe ich keine Lust, Löcher in mein heiligs Blechle zu bohren.
Nach diversen Internet-Recherchen stieß ich auf die Astatic 24 M, eine kurze Magnetfußantenne für 11 m.
Das war so ziemlich das einzige Fabrikat, das mit mehr als 30 W Belastbarkeit angegeben war.
Damit machte ich
eine ganze Reihe von Empfangsversuchen, aber sendeseitig war die Antenne eher frustrierend. Als ich mit einer
Mantelwellensperre die Störungen aus dem Innenraum fernhalten wollte, ließ sich die Antenne nicht mehr
vernünftig abstimmen. Vielleicht mache ich nochmal Experimente mit einer besseren Masseverbindung.
Bedeutend bessere Erfahrungen machte ich mit einer ursprünglich 1,40 m langen CB-Antenne auf einem großen
Magnetfuß (17 cm Durchmesser). Auf der Mittenfrequenz zeigt die Rauschmessbrücke saubere
50 Ω reell, das SWR ist sowohl im SSB- als auch im FM-Bereich akzeptabel.
Als wesentliches Problem erwies sich, dass das Autodach zu klein ist für mehrere Antennen.
Meine Magnetfußantenne Diamond MR-77
für 2m und 70 cm reagiert recht beleidigt, wenn ich sie näher als vielleicht 50 cm an den Rand des
Dachs setze. Noch viel übler nimmt sie, wenn ich die Astatic 24 M in die Nähe setze – vermutlich ist deren
kurzer Strahler mehr oder weniger auf 2m in Resonanz. Die enge Kopplung der
Antennen zeigt sich auch daran, dass schon bei 5 W auf 10m die HF-Vox der 2m-Endstufe zu flattern beginnt:
Von hinten her bekommt die Vox so viel Hochfrequenz, dass sie umschaltet – worauf hin natürlich die Vox
abfällt. OK, das Symptom lässt sich bekämpfen, die Antennenkopplung aber nicht. Mittlerweile bin ich vom
QRP-Gerät auf einen FT-857D umgestiegen, der natürlich keine Endstufe mehr benötigt. Die längere 10m-Antenne
verträgt sich offensichtlich auch besser mit der 2m/70cm-Antenne – der Betrieb auf 2m wird nicht mehr wesentlich
beeinträchtigt.
Eine Mehrband-Antenne, ggf. mit einer Frequenzweiche, bietet sich auf den ersten Blick als Alterative an.
Allerdings sind Antennen wie die Diamond CR-8900 weit über einen Meter lang und ganz offensichtlich recht
komplexe Gebilde. Recherchiert man etwas im Internet, so findet man zahlreiche frustrierte Kommentare von OMs.
Ganz nebenbei sind nicht nur diese Mehrbandantennen, sondern auch die benötigten Frequenzweichen ziemlich
teuer. Auf VHF/UHF dürfte man auch die Durchgangsdämpfung unangenehm spüren.
Einsatz von CB-Funk-Material
Der große CB-Funk-Hype ist sicher vorbei. Es gibt aber immer noch eine CB-Funk-Szene, die bedeutend
größer ist als der entsprechende Amateurfunkbereich. Gerade im 10m-Bereich liegt es nahe, sich bei
11m-Komponenten zu bedienen. Wie sich zeigen wird, lohnt das aber vorzugsweise für Experimente.
Viele CB-Funk-Komponenten sind viel billiger als vergleichbares Material aus dem etablierten Amateurfunk-Handel.
Allerdings wird man sehr häufig finden, dass dieses Material ganz einfach nicht vergleichbar ist. So ist der Fuß
meiner 2m/70cm-Magnetfußantenne vergossen, der Fuß der oben erwähnten Astatic 24 M nicht. Damit da nichts
korrodiert und absäuft, habe ich den Antennenfuß mit reichlich Plastikspray bearbeitet. Ergebnis:
Der Massekontakt des Koaxkabels ging verloren, weil ein ganz kurzes Ende der Abschirmung einfach auf den verchromten
Fuß gedrückt wurde. Da kroch das Plastikspray hinein und ich wunderte mich, warum irgendwann DL0IGI kaum noch zu
hören war. Diese Fertigungsqualität ist nach meinen Beobachtungen absolut normal.
In Amateurfunkkreisen bekannt ist der indiskutable Aufbau von "CB-Brennern", also Leistungsendstufen. Schon ein
kurzer Blick in das Datenblatt der benutzten Endstufentransistoren zeigt, dass gewöhnlich die
Sättigungs-Ausgangsleistung der Transistoren niedriger ist als die angegebene Spitzenleistung der Endstufe.
Tiefpassfilter am Ausgang sind durchgängig unbekannt. Kein Wunder, dass die Nachbarn einschlägig bekannter
DX-Hügel die Sporadic-E-Saison an den allabendlichen Fernsehstörungen erkennen.
Je nach Mentalität muss man also den Preis eines Tiefpassfilters oder entsprechende eigene Bauarbeiten zum Preis
der Endstufe hinzufügen. Zudem wird das Tiefpassfiler eine zusätzliche, externe Kiste. Auch wird man diese
Endstufen guten Gewissens nur für FM einsetzen wollen: Jeder mir bislang untergekommene Schaltplan zeigt,
dass diese Endstufen ausnahmslos ohne Basisvorspannung o.ä. arbeiten. Eine externe Sende/Empfangsumschaltung
fehlt natürlich auch und die HF-Vox ist für SSB oder CW völlig ungeeinget. Soweit diese Endstufen eine
SSB/FM-Umschaltung besitzen, wird damit lediglich die Zeitkonstante der HF-Vox umgeschaltet. Auch die Ansprechzeit
steigt, weil der zugeschaltete Kondensator auch aufgeladen werden muss – ganz besonders toll für SSB- oder
CW-Betrieb...
Für technische Experimente kann man sich durchaus im CB-Bereich bedienen. Die dabei gewonnenen
Erfahrungen sind hilfreich, wenn man sich später ein vernünftige Amateurfunk-Anlage
aufbauen will. Ansonsten erweisen sich CB-Funk-Komponenten häufig als unzuverlässig und technisch
minderwertig. Eine nachträgliche Analyse wird im Normalfall zeigen, dass man für echte
Amateurfunkkomponenten aus vorzugsweise japanischer Produktion nicht so wesentlich mehr zahlt, aber eine
bedeutend überzeugendere Lösung bekommt.
Fazit
Es ist recht einfach, auf 10m Mobilbetrieb zu machen. Im Sonnenflecken-Minimum sollte man
diese Aktivitäten in erster Linie als vergleichsweise einfache technische Spielwiese betrachten,
die einige Möglichkeiten mehr bietet als 10m-Betrieb von der Feststation aus. Abhilfe kann natürlich eine
Arbeitsgruppe im OV bieten. Wie wäre es mit einem Projekt in der Jugendgruppe? Schließlich kommt man
heute auch ohne Morseprüfung zur Kurzwellengenehmigung...
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