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Praktische Aspekte des Mobilbetriebs


OV-Abend ist, wenn diverse Autos mit auffälligen Antennen auf dem Parkplatz stehen. Sieht man näher hin, scheint sich die gesamte Aktivität auf die VHF/UHF-Relais zu beschränken. Dabei klagen doch alle, dass man bestenfalls während des Berufsverkehrs Gesprächspartner findet. Auf Kurzwelle wäre das doch ganz anders... Nach diversen technischen Aspekten des Mobilfunks auf anderen Seiten dieser Website steht hier die Praxis im Vordergrund. Neben Sicherheit und Bedienung sind auch eine Reihe formaler Forderungen und Randbedingungen zu beachten.

Festeinbau oder Gepäck?

Wer eine Mobilstation plant, sollte sich früh für oder gegen den Festeinbau entscheiden. Dabei gilt als Festeinbau, was nur unter Werkzeugeinsatz aus dem Wagen entfernt werden kann. Alles andere gilt als Gepäck, wird ggf. von der Hausratversicherung ersetzt und unterliegt weniger strengen Vorschriften. Gleich vorne weg: Kurzwelle funktioniert selbst mit Magnetfußantennen.

In ein Fahrzeug eingebauten Zubehörteile müssen streng genommen eine Zulassung haben. Mal abgesehen davon, dass so etwas dem experimentellen Charakter des Amateurfunks widerspricht: Wesentliche Teile einer Funkstation gibt es praktisch nicht mit Zulassung, also E-Zeichen usw. Das geht so weit, dass selbst Mobilfunkantennen traditionsreicher deutscher Firmen offensichtlich nicht den Vorschriften entsprechen. Aber egal, was man konstruiert: Die einschlägigen Sicherheitsvorschriften sollte man kennen und beachten, denn Polizisten und TÜV-Mitarbeiter kennen die auch. Bei sicherheitskritischen Teilen, vom Bremsen bis Motorradverkleidungen, geht ohne amtliche Zulassung wirklich nichts.

Das Zulassungsproblem lässt sich umgehen, indem man auf den Festeinbau verzichtet und eben nur Gepäck mitführt. Ausgesprochen hilfreich sind dabei genügend viele 12V-Steckdosen im Auto. Der Zigarettenanzünder muss heute die Stromversorgung des Navis sicherstellen. Die Kinder werden auf einer Steckdose in ihrer Reichweite bestehen, damit sie ihre Computerspiele oder einen DVD-Spieler anschließen können. Bleibt dem OM letztlich nur die Steckdose im Kofferraum, sofern der Hersteller da eine spendiert hat. Die reicht übrigens auch für 100 W SSB auf Kurzwelle.

Mehrfach-Steckdosenleisten sind problematisch – wegen der vielen, recht labilen Kontakte und ihres Innenwiderstands.

Funkbetrieb auf dem Arbeitsweg – ganz einfach

An der werktäglichen Morgenrunde auf dem Ortsrelais kann man ganz einfach teilnehmen: Handfunkgeräte liefern heute typisch 5 W Hochfrequenz, das sollte in vielen Fällen reichen. Eine Dualbandantenne mit einem 50 cm langen Strahler auf einem Magnetfuß passt häufig sogar mit dem Auto in die Garage. Nur bei ganz hochwertigen Fahrzeugen sind die Türspalte so schmal, dass kein RG58/U mehr hindurch passt und man einen Magnetfuß mit ganz dünnem Kabel benutzen muss.

Auch bei 150 km/h bleibt so eine Antenne sicher auf dem Dach und Pfeifgeräusche an der Kabeldurchführung habe ich auch noch nicht gehört. Wer sicher gehen will setzt seinen Magnetfuß so auf's Dach, dass das Antennenkabel im Notfall an der Radioantenne hinten auf dem Dach hängen bleibt. Im Zweifelsfall rumpelt es kurz und man sieht den Magnetfuß im Rückspiegel.

12V-Stecker mit Sicherung

Auf eine Stromversorgung verzichtet man entweder ganz – daheim steht sowieso der Standlader für die Handfunke und manche Geräte haben keinen Stromanschluss. Oder man verpasst dem 12V-Kabel einen Stecker für den Zigarettenanzünder, sinnvoll mit eingebauter, hinreichend schwacher Sicherung. Den Komfort kann man steigern, indem man den Empfänger per 3,5-mm-Stecker mit dem Autoradio verbindet und ein externes Mikrofon benutzt. Schließt man den Sicherheitsgurt auf dem Beifahrersitz, kann man das Funkgerät mit Hilfe der Anschlusskabel fixieren.

Für die Diskussion über den letzten Kontest oder den kommenden OV-Abend reicht diese Ausrüstung wohl aus. Während der Fahrt dreht man vielleicht mal an der Lautstärke, aber kaum an der Abstimmung. Dann stört es auch nicht, dass man die Anzeige des Funkgerätes auf dem Beifahrersitz nicht sehen kann.

Die Suche nach dem Montageplatz

Deutlich komplizierter wird es, sobald man beispielsweise die Anzeige im Blickfeld haben will. Die Innenräume heutiger Autos sind ziemlich glatt und längst nicht jede Stelle ist geeignet. Auf jeden Fall tabu sind alle Stellen, hinter denen sich Airbags verbergen oder bei denen Verletzungsgefahr besteht – Beispiel Pralltopf im Lenkrad.

Nur in wenigen Fällen wird man im Blickfeld des Fahrers einen Montageplatz für ein ganzes Mobilfunkgerät finden. Unmittelbar hinter der Frontscheibe verbietet sich aus diversen Gründen – von der Sonneneinstrahlung im Sommer bis zu Sicherheitsbedenken, wenn jemand beim Bremsen draufknallt. Wer trotzdem eine Möglichkeit findet sollte das Funkgerät auf jeden Fall gut fixieren. Selbst wenn es nur ganz harmlos herunterrutscht: Im Fußraum des Fahrers hat kein Funkgerät etwas verloren.

Bediengerätehalterung aus Platinenmaterial

Ein Bedienteil ist da bedeutend einfacher unterzubringen. Der höchste denkbare Montageort ist im Himmel bei der Innenraumleuchte. Das hat beispielsweise den Vorteil, dass man das Bedienteil von außen nicht sehen kann und somit weniger Diebe anlockt. Das Anschlusskabel kann man z.B. beim Einbau eines Antennenfußes gleich mit installieren. Ich baute mir aus Platinenmaterial eine Konstruktion, die in den Fugen um eine Frischluftdüse steckt. Den VFO-Knopf konnte ich so platzieren, dass ich ihn mit der Hand am Lenkrad bedienen kann.

Ausgesprochen hilfreich, auch als Ideenlieferanten, sind die Websites von Firmen wie Hama, Pearl, Arat und Brodit. Sie bieten KFZ-Halterungen für Handys und Navigationsgeräte an, die häufig aus getrennten Unter- und Oberteilen bestehen. Die Unterteile sind dabei fahrzeugspezifisch, während die Oberteile gerätespezifisch sind. Das Unterteil kann man sich leicht in der Website anhand des eigenen Fahrzeugmodells aussuchen. Aber das Oberteil muss man wohl persönlich aussuchen, mit der Halterung für das Bedienteil des Funkgeräts in der Hand.

Aber auch hier gilt, dass die Sicherheit vorgeht: Manche Halterungen verdecken das Gitter einer Frischluftdüse. Das mag in der Mittelkonsole als kleine Komforteinschränkung akzeptabel sein, nicht aber auf den Seiten: Diese Lüftungsdüsen sind bei Regen oder im Winter wichtig, um die Seitenscheiben freizuhalten.

Die Anschlussleitungen von Bedienteil und Lautsprecher konnte ich weitgehend hinter den Dichtungsgummis der Türen verschwinden lassen. Nur das Mikrofonkabel läuft, geschützt von einer Kunststoffspirale, durch den Fußraum hinter dem Fahrersitz. Bei meiner Körpergröße kann da sowieso nur notfalls jemand sitzen. Das Mikrofonkabel sollte man vor allem von Leitungen getrennt führen, durch die 12V-Strome fließen können – auch Antennnenkabel. Über diese Ströme kann man sich auch heute noch Lichtmaschinengeräusche einkoppeln. Die Brummspannung heutiger Drehstrom-Lichtmaschinen ist dafür zu gering.

Als Krachmacher benutze ich einen kleinen Peiker-Lautsprecher KL1, den es bei Ebay gelegentlich schon für 5 EUR gibt. Den hatte ich früher über der B-Säule am Himmel montiert. Da war beim früheren Wagen eine Klappe, die eine Befestigungsschraube für den Himmel verdeckt. So konnte ich gut hören, ohne dass die Beifahrer all zu viel abbekommen – wichtig für die XYL-Kompatibilität, vor allem bei Kurzwelle. Auch ist die Türdichtung nicht weit, damit die Lautsprecherleitung verschwinden kann. Heute steckt der Lautsprecher in der Mittelkonsole in der Flaschenhalterung.

Bleibt die Frage, wo das Funkgerät hin soll. Vielleicht ist Platz in der Mittelkonsole. Der Fußraum des Fahrers ist sowieso tabu und auch im Fußraum des Beifahrers ist die Verletzungsgefahr groß. Das Handschuhfach ist eine Idee, da kaum jemand mehr Handschuhe benutzt und die Straßenkarten im Navi stecken. Bleiben die Fragen, wie man die Verlustleistung weg bekommt und die ganzen Strippen einigermaßen unauffällig führt. Bei einer 10W-Kanalfunke sind diese Probleme wohl noch lösbar.

Unter dem Fahrersitz im alten Wagen war ein großer Elektronikkasten. Da ist kein Platz und auch aus EMV-Gründen schied diese Stelle aus. Unter dem Beifahrersitz ist eine Schublade für die Sicherheitswesten, die ja im Innenraum verstaut sein müssen. Im Innenraum hinter den Frontsitzen gibt es spätestens dann keinen Platz, wenn man den Kofferraum durch Umlegen der Rücksitze vergrößern kann.

Als optimaler Platz erwies sich das flache Fach über dem Reserverad und unter dem Laderaum, in dem auch Bordwerkzeug und Verbandskasten untergebracht sind. Bis zur 12V-Steckdose ist es da nicht weit und auch die Strippen vor vorne ließen sich gut verstauen. So sieht man vom Funkgerät fast nichts und verliert keinen Stauraum. Auch lüftungsmäßig konnte ich keine Probleme erkennen: Nach einer Stunde intensiven QSO-Fahrens im Sommer mit 40 W FM war mein FT-857 gerade handwarm. Im Sommer am Parkplatz ist das wohl die kühlste Ecke im ganzen Fahrzeug. ((Bild 3: Bild3_im_Kofferraum.JPG))

Die Funkantennen-Frage

Wohl jeder stellt sich hier die Frage: Loch oder nicht? Tatsache ist: Völlig ohne Beschädigungen wird es nicht gehen. Ein Magnetfuß provoziert auf Dauer den einen oder anderen Kratzer. Eine Klemmantenne für Heckklappe o.ä. hinterlässt auch Spuren. Fensterklemmantennen haben kein Gegengewicht. Also sind nur lambda/2-Strahler wie die frühere Moba 6k sinnvoll möglich und das sind Monoband-Antennen.

Ganz am Anfang sollte man sich das Dach seines Vierkreiser ganz genau ansehen – von oben und von unten:

  • Wenn es im Himmel an einer geeigneten Stelle eine Innenleuchte gibt, sollte man die mal ausbauen: Reicht der Platz, um von unten an einen Antennenfuß ran zu kommen, etwa zum Festschrauben? Kann man ein Koaxkabel so einführen, dass man es an einem der Holme zu fassen bekommt?
  • Gebrauchsfahrzeuge, beispielsweise manche MB Sprinter, haben schon Löcher im Dach. Die sind mit Stopfen verschlossen, die man ggf. ersetzen kann. In solchen Fällen sollten sowieso Möglichkeiten vorgesehen sein, von unten an den Fuß heran zu kommen. Dann kann man selbst in Firmenfahrzeuge durchaus was einbauen.

Einen Gedanken wert ist, die Radio-Dachantenne durch eine Funkantenne und eine Frequenzweiche zu ersetzen. So etwas schlägt z.B. Kathrein für seine Antenne 726 637 vor. Diese Lösung ist zwar nicht für Mittelwelle geeignet, aber da gibt es in Kürze sowieso kaum noch etwas zu empfangen.

Wer häufiger auf der Autobahn unterwegs ist, wird sich für VHF/UHF schnell eine bessere Antenne als einen λ/4-Strahler wünschen. Das ist leicht zu erfüllen: Gestockte Antennen wie die Diamond NR-770H haben in direkten Vergleich deutlich mehr als die 2 dB Gewinn laut Datenblatt. Das liegt offensichtlich an ihrer flacheren Abstrahlung. In der Stadt kann mehr Steilstrahlung durchaus hilfreich sein, um aus der Häuserschlucht heraus zu kommen. Aber bei Überlandfahrten sieht das ganz anders aus. Das merkt man beispielsweise beim Zugspitzrelais auf 2 m, wenn man auf der A9 südlich von Ingolstadt den Hang des Donautals hoch fährt. Mit λ/4-Strahler hört man da streckenweise nichts mehr, während man mit einer gestockten Antenne durchgängig empfangen kann. In DL ist die Strahlungsleistung der VHF/UHF-Relais auf 10 W begrenzt, eine Mobilstation kann deutlich mehr Feldstärke produzieren.

Auch 1 m lange Antennen kann man noch gut auf einen Magnetfuß wie den Sirio Mag 145 PL stellen. Entscheidend ist, dass das starre Unterteil der Antenne möglichst kurz ist. Mir kam diese Kombination während 100.000 km Fahrt noch nie herunter – Notbremsung mit ABS-Stottern auf der Autobahn eingeschlossen. Bei normaler Autobahnfahrt schwankt die Antennenspitze maximal um 10 cm. Das kann man bei passendem Sonnenstand und entsprechender Fahrtrichtung gut überwachen. Mit der Hand kann man die Antenne zum Halbkreis biegen, ohne dass der Magnetfuß nachgibt.

Eine wichtige Eigenschaft eines Magnetfußes ist seine Kapazität gegen das Autoblech, denn so kommt die Antenne zu ihrem Gegengewicht. Beim erwähnten Sirio-Fuß habe ich an die 300 pF gemessen, die durch eine Metallfolie zwischen Magnet und Gummituch sichergestellt werden. Das bedeutet auf 20m weniger als 50 Ohm Impedanz, die lassen sich wegstimmen. Auch gibt es Magnetplatten, die beispielsweise für Reklameschilder auf Autos benutzt werden. Wie man daraus eine Masseverbindung bauen kann, beschreibe ich hier. Manche Magnetfüße funktionieren eher als Saugnapf denn als Magnet. Hier ist die Koppelkapazität bedeutend geringer. Deshalb bietet Diamond auch eine ziemlich teuere Magnetfolie für diesen Zweck an.

Wer mit dem Wagen im Gelände unterwegs ist, sollte übrigens ebenfalls Magnetfuß-Antennen bevorzugen – eben weil sie notfalls herunter kommen: Besser der Magnetfuß gibt nach als das Blech im Dach, wenn man unter einem tief hängenden Ast hindurch fährt.

Wer schon den Himmel ausbaut, um einen Antennenfuß ins Dach einzubauen, sollte über ein Verstärkungsblech nachdenken: Wohl bei allen Fahrzeugen mit festem Dach wird es von mehreren quer verlaufenden Bügeln stabilisiert. Ein 2-mm-Blech zwischen zwei dieser Bügel festgepunktet dürfte dafür sorgen, dass notfalls die Antenne nachgibt und nicht das Autoblech. Ein Schiebedach ist natürlich ausgesprochen ungeschickt.

Die Radioantennen-Frage

Anlässlich der Einführung von DVB-T baute mir der Elektriker ungefragt eine aktive Antenne auf's Dach. Die ließ ich ihn wieder herunternehmen und durch eine passive Antenne ersetzen denn ich hatte Bedenken, dass der Verstärker beim ersten Hochtasten eines 70-cm-Senders in Rauch aufgeht. Ähnliche Probleme hatte ich auch im alten Auto: Irgendwann schwächelte auch die zweite aktive Radioantenne. Im neuen Vierkreiser stellte sich das Problem noch nicht, weil die Antenne mit der Heckscheibenheizung kombiniert und deshalb wohl besser von den Antennen am Dach entkoppelt ist.

Autoradios haben wohl meist eine ganz brauchbare Vorselektion. Wenn ich auf 2m sende, bemerke ich auf 3m nur einen Rauschanstieg und der könnte durchaus vom Sender stammen. Das gilt aber sicher nicht für aktive Radioantennen und die sind eher die Norm denn die Ausnahme. Wem der Autohersteller eine kurze Dachantenne und ein Radio mit Mittelwellenempfang verkauft hat, der hat sicher eine aktive Antenne am Dach.

Diese Antennen sind im freien Handel nicht sehr teuer. Das größere Problem ist, den Himmel wenigstens im hinteren Bereich abzumontieren. Viele Autoradios arbeiten mit Phantomspeisung, d.h. auf den Antennenkabel liegen 12V. Manchmal führt aber auch ein getrenntes 12V-Kabel zur Antenne. Meist ist an den Antennen ein 10-50 cm langes Kabel fest angeschlossen. Der Austausch geht also ohne großes Strippenziehen. Allerdings gibt es für die Stecker auch Firmennormen. Über Kopf einen Koaxstecker eigener Wahl zu montieren macht wohl weniger Spaß. Der Antennentausch ist also wohl eine typische Aufgabe für eine Autowerkstatt.

Die Antennenauswahl ist recht schwer, denn man findet kaum je sinnvolle technische Daten. Die meisten Hersteller spezifizieren als Empfangsbereich nur MW und UKW. Hirschmann gibt 150 kHz bis 6 MHz und UKW an. Einen einzigen Hersteller fand ich, der seine Antenne bis 16 MHz spezifiziert (Antennentechnik Bad Blankenburg, Bestellnummer 4020.01). Als einzig weiteres Kriterium fand ich die Stromaufnahme: Wenn der Verstärker 40 mA aufnimmt könnte er ein besseres Großsignalverhalten haben als ein Verstärker mit 8 mA Stromaufnahme. Letzteres ist der typische Wert der Ebay-Angebote.

Die folgende Idee habe ich noch nicht weiter verfolgt, weil kaum ein KW-Mobiltransceiver einen zweiten Antennenanschluss besitzt: Funkempfang mit einer aktiven Empfangsantenne. Dieser Weg sollte zwei Vorteile bieten, weil sendefähige Kurzwellenantennen extrem schmalbandig sind. Mit einem 20m-Monobandstrahler hört man selbst im 49m-Rundfunkband praktisch nichts mehr. Man kann also nicht schnell mal über die Bänder drehen um zu entscheiden, ob man am nächsten Parkplatz einen anderen Monobandstrahler montieren sollte.

Der Noiseblanker braucht ein möglichst breitbandiges Antennensignal, damit er die nötigen, spitzen, Impulse bekommt. Je niedriger die Arbeitsfrequenz ist, um so dringender braucht man den Noiseblanker und um so schlechter funktioniert er an der Sendeantenne. Auf 80 m ist eine 2 m lange Antenne vielleicht noch 10 kHz breit.

Zulässige und unzulässige Montage der Antennen

Ein Fahrzeug ist kein Standort wie jedes andere. Vielmehr gelten hier eine Menge Vorschriften – und zwar immer, wenn sich das Fahrzeug im öffentlichen Raum befindet. Vieles von dem, was man alljährlich in Friedrichshafen und bei anderen Amateurfunktreffen am Parkplatz sieht, dürfte nie das private Grundstück des jeweiligen OM verlassen.

So manche dieser Vorschriften erscheinen skurril bis widersprüchlich. So schreibt General Motors für einen Großteil seiner Opel-Flotte vor, Kurzwellenantennen am hinteren Stoßfänger zu befestigen [1], was innerhalb der EU aber überhaupt nicht zulässig ist. Opel-Fahrzeuge verkauft GM übrigens fast nur in Europa.

Der Anhang der EU-Richtlinie 74/483/EWG definiert beispielsweise die maximal zulässige Höhe für einen Antennenfuß. Lässt man sich diese Regelung, und das Fehlen aller weiteren Begriffsdefinitionen, in Ruhe auf der Zunge zergehen, bleibt nur eine Erkenntnis: Die EU-Bürokratie konnte sich überhaupt nicht vorstellen, dass eine Antenne etwas anderes sein könne als ein dünnes, nachgiebiges Stück Metall. Nur wenige sendefähige Kurzwellenantennen sehen so aus.

Will man also überhaupt Betrieb machen, bleibt meist nur eine Zweiteilung: Die sicherheitsrelevanten Bestimmungen aus der EU-Richtlinie sind strikt einzuhalten. Beim Rest bleibt nichts anderes übrig, als ihren tieferen Sinn zu ergründen und passend zu handeln. Beispielsweise lässt sich ein bestimmtes SWR der Antenne im Kurzwellenbereich nicht praxisnah garantieren. Aber man kann dafür sorgen, dass möglichst wenig Hochfrequenzleistung ins Wageninnere gerät. Das lässt sich auch ganz einfach kontrollieren: beim Empfang. Hört man sich inoffiziell um, scheint es auch TÜV-Prüfer mit vergleichbarem Erkenntnisstand zu geben.

Die unten wiedergegebenen Vorschriften zeigen, dass alle Seiten viel zu tun haben: Die Importeure müssen die Antennen mit Endkappen versehen und Montageanleitungen schreiben. Viele Funkamateure müssen ihre Konstruktionen grundsätzlich überdenken. Einfach den Kopf in den Sand stecken gilt aber nicht. Großes Glück hat, wer ein ausgemustertes Funkfahrzeug von THW, Feuerwehr oder so ergattern kann, das als Sonderfahrzeug zugelassen ist. Dann darf man natürlich auch mit dem eingetragenen, außen fest montierten Schiebemast am Verkehr teilnehmen. Aber das ist wohl eher eine Lösung für die Liebhaber von antiken Fahrzeugen.

Ein mir persönlich bekannter Funkamateur fuhr über viele Jahre mit einer über 3 m langen Hustler-Antenne an der hinteren Stoßstange durch die Gegend – US-Slang dazu bug catcher (Käferfänger). Über meine maximal 1,70 m langen Monobandstrahler auf dem Dach schmunzelte er nur. Irgendwann wurde er kontrolliert. Seitdem hat er kein Funkgerät mehr im Wagen und er weigert sich auch strikt, irgendwelche Details zu erzählen. Muss ziemlich traumatisch gewesen sein...

Die einschlägigen, gesetzlichen Vorschriften

StVZO:

§ 22a Bauartgenehmigung für Fahrzeugteile.

(1) Die nachstehend aufgeführten Einrichtungen, gleichgültig ob sie an zulassungspflichtigen oder an zulassungsfreien Fahrzeugen verwendet werden, müssen in einer amtlich genehmigten Bauart ausgeführt sein: [...] (Liste sicherheitskritischer Teile, zählt Antennen usw. nicht mit auf.)

§30c StVZO:

(1) Am Umriß der Fahrzeuge dürfen keine Teile so hervorragen, dass sie den Verkehr mehr als unvermeidbar gefährden.

(2) Vorstehende Außenkanten von Personenkraftwagen müssen den im Anhang zu dieser Vorschrift genannten Bestimmungen entsprechen.

Aus dem Anhang zu §30c StVZO:

Anhang I, Nr. 1, 2, 5 und 6, Anhang II der Richtlinie 74/483/EWG des Rates vom 17. September 1974 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über die vorstehenden Außenkanten bei Kraftfahrzeugen (ABl. EG Nr. L 266 S. 4), geändert durch [...]

Anhang I der EU-Richtlinie 74/483/EWG (Auszüge):

1.1 Außenrückspiegel und die Kugel der Anhängerkupplung fallen nicht unter den Geltungsbereich dieses Anhangs. Dies gilt sowohl für das stehende als auch für das fahrende Fahrzeug.

2.1 Zweck dieser Vorschriften ist, die Gefahr oder die Schwere der Verletzung von Personen zu verringern, die sich bei einem Zusammenstoß am Aufbau stoßen oder von diesem gestreift werden. Dies gilt sowohl für das stehende als auch für das fahrende Fahrzeug.

5.1. Die Vorschriften dieses Anhangs gelten nicht für die Teile der Außenfläche, die bei beladenem Fahrzeug und insbesondere bei geschlossenen Türen, Fenstern, Kofferraumdeckel und Motorhaube
5.1.1. sich entweder in einer Höhe von mehr als 2 m oder
5.1.2. unterhalb der Bodenlinie oder
5.1.3. so liegen, daß sie unter statischen Bedingungen sowie in ihrer Betriebsstellung von einer Kugel mit einem Durchmesser von 100 mm nicht berührt werden können.

5.2. Die Außenfläche des Fahrzeugs darf keine nach außen gerichteten spitzen oder scharfen Teile oder nach außen vorstehende Teile aufweisen, deren Form, Abmessungen, Richtung oder Gestaltfestigkeit die Gefahr oder die Schwere der Verletzung von Personen vergrößern können, die sich bei einem Zusammenstoß am Aufbau stoßen oder von diesem gestreift werden.

5.3. Die Außenfläche eines Fahrzeugs darf keine nach außen gerichteten Teile aufweisen, von denen Fußgänger, Radfahrer oder Motorradfahrer erfaßt werden können.

6.17 Radio - und Funkantennen
6.17.1 Radio - und Funkantennen müssen am Fahrzeug so angebaut sein , daß ihr freies Ende - falls es in einer der von ihrem Hersteller angegebenen möglichen Gebrauchsstellungen weniger als 2 m von der Fahrbahn entfernt ist - in einer Zone liegt, die durch senkrechte Ebenen im Abstand von 10 cm innerhalb des äußeren Randes des Fahrzeuges gemäß 2.7 begrenzt wird.
6.17.2 Ferner müssen die Antennen so am Fahrzeug angebracht und ihr freies Ende gegebenenfalls so geführt sein , daß kein Teil der Antenne über den äußeren Rand des Fahrzeuges gemäß 2.7 hinausragt.
6.17.3 Der Antennenschaft darf einen Abrundungsradius von weniger als 2,5 mm aufweisen . Das freie Ende der Antenne muß jedoch mit einer unverlierbaren Kappe versehen sein , deren Abrundungsradien nicht kleiner als 2,5 mm sind.
6.17.4 Die Sockel der Antennen dürfen um nicht mehr als 30 mm vorstehen , wobei dieses Maß mit dem in Anhang II 2 beschriebenen Verfahren ermittelt wird. Bei Antennen mit eingebautem Verstärker darf der Sockel jedoch 40 mm vorstehen.

6.18 Montageanleitung
6.18.1 Gepackträger, Skihalterungen, Radioantennen und Funkantennen dürfen, wenn sie als technische Einheiten genehmigt wurden, nur zum Verkauf angeboten, veräußert und erworben werden, wenn eine Montageanleitung beigefügt ist. Die Montageanleitung muß genügend Elemente enthalten, die es gestatten, die genehmigten Teile so am Fahrzeug zu montieren, daß die einschlägigen Vorschriften nach 5 und 6 eingehalten werden können Insbesondere ist anzugeben, in welchen Stellungen Teleskopantennen benutzt werden dürfen.

(Wer diese Texte im Original und vollständig lesen will, sollte bei der Suchmaschine seines Vertrauens einen geeigneten Satz daraus in Anführungszeichen eingeben. Dieser Text enthält übrigens alle Änderungen, die bis 2013 vorgenommen wurden.)

Literatur:

[1] DARC-Referat EMV: EMV im Fahrzeug. https://www.darc.de/mitglieder/referate/emv/emv-im-kfz/ (nur für DARC-Mitglieder zugänglich)

Unter dem Titel Praktische Aspekte des Funkbetriebs aus dem PKW erschien dieser Text in den Ausgaben 3/14 und 4/14 der Zeitschrift Funkamateur. Dieser Text ist aktueller als der 'Funkamateur'-Artikel.

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Alexander von Obert * http://www.dl4no.de/thema/mobil_praktisch.htm
Letzte Änderung: 28.06.20 (ein Link eingefügt)


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