Lange Zeit arbeitete ich vom Auto aus mit einem der kleinen Stäbchen vom Typ "λ/4 für 2m,
5/8 λ für 70cm", einer Magnetfußantenne Diamond MR-77. Damit komme ich problemlos in die
Garage und was sollen die 2 dB Gewinnunterschied? Mittlerweile weiß ich: Da geht es weniger um den
Gewinn denn um den Abstrahlwinkel.
Die Diamond NR-770H ist rund einen Meter lang, mit einer Verlängerungsspule in der Mitte. Das ist also nicht
einfach eine λ/2 für 2m, sondern eine gestockte Antenne. Auf 70cm gilt Ähnliches, mit längeren
Strahlern. Für das genaue Funktionsprinzip habe ich mich nicht interessiert.
Schon auf den ersten Fahrten war ich verblüfft: Der Empfang ist deutlich besser, als die 2 dB mehr Gewinn
gegenüber dem alten Stäbchen erwarten ließen – vor allem auf 70cm. Die Reichweite des 70cm-Zugspitzrelais auf
der A9 hat sich wenigstens verdoppelt. Auf 2m sind die Empfangslöcher zwischen den Ausfahrten Manching und
Langenbruck fast weg.
Antennengewinn und Abstrahlwinkel
Häufig finden sich in den Datenblättern von Antennen nur Gewinnangaben, ohne jeden Zusammenhang. Das ist
eindeutig zu wenig, um die Leistung einer Antenne zu beurteilen. Der Hersteller kann aber auch kein allgemein
gültiges Richtdiagramm angeben, denn darauf wirkt die Umgebung der Antenne entscheidend ein. Entscheidend ist
aber die Frage, welcher Anteil der Leistung in Richtung zur Gegenstation abgestrahlt wird.
Bei stationären Antennen kann man gelegentlich mit horizontal bündelnden Antenne arbeiten und die Antenne in die
gewünschte Richtung drehen. Bei Mobilbetrieb ist dieser Weg versperrt, es bleiben nur Rundstrahlantennen.
Aber auch die können die Strahlung bündeln, in der Vertikalen. Im VHF/UHF-Bereich interessiert nur jener
Strahlungsanteil, der möglichst genau in der Horizontalen abgestrahlt wird. Alles andere wird einfach in die
Luft geblasen. Satellitenfunker bitte weghören :-)
Die meisten gerechneten Richtdiagramme gelten über idealer Erde, also über einer sehr großen, sehr gut
leitenden Fläche. Davon ist ein Autodach weit entfernt: Es leitet den Strom zwar recht gut, ist aber viel zu
klein. Was dann passiert, ist als Erdeffekt bekannt: Das Strahlungsdiagramm wird nach oben gebogen, bei
vielen Antennen kommen zusätzliche Verluste im Erdungssystem hinzu.
Dieser Erdeffekt lässt sich im Mobilbetrieb nicht vermeiden. Aber man kann ihm entgegenwirken mit
Antennenformen, die in die
gewünschte Richtung strahlen wollen. Zu diesen Antennenformen gehören gestockte Antennen. Das
Strahlungsmaximum verschiebt sich also zu niedrigeren Erhebungswinkeln und verstärkt sich durch den
Antennengewinn der gestockten Antennen. So kommt es zu dem Effekt, dass die hier besprochene Antenne effektiv
einen höheren Gewinn gegenüber einem kürzeren Strahler aufweist, als die Datenblätter erst mal hergeben.
Betriebserfahrungen
Ganz eindeutig: Diese Antenne füllt so manche Löcher aus, in denen ich bislang nichts hörte.
Sendeseitig könnte ich die Löcher mit mehr Sendeleistung füllen – aber was hätte ich davon? Schließlich
will ich meine Gesprächspartner auch hören können. Da macht sich die Diamond NR-770H deutlich bemerkbar
gegenüber meiner alten "λ/4 für 2m, 5/8 λ für 70cm".
Der Nachteil ist, dass ich in meiner Garage über dem Auto keinen Meter Luft mehr habe. Ich muss die Antenne also
am Knickgelenk umlegen oder ganz vom Auto nehmen, wenn ich in die Garage fahre. Ich kann nur hoffen, dass ich
das nicht mal vergesse.
Für diejenigen, die einen Magnetfuß benutzen: Diese Antenne wird vom Hersteller als radial-less
bezeichnet, wird also hochohmig gespeist und stellt deshalb keine großen Anforderungen an das Erdungssystem.
Ein Magnetfuß hat deshalb wohl gegenüber der feste Montage keine elektrischen Nachteile.
Nach wenigstens 150.000 km bekam mein erstes Exemplar langsam Korrosionsprobleme. Mittlerweile habe ich bessere
Messmittel, mit denen ich die Antenne vermessen habe: Die Diamond NR-770H ist extrem breitbandig. Unmittelbar aus
der Verpackung war das niedriste SWR bei etwas über 146 MHz. Aber über das ganze 2m-Band stieg das SWR um
vielleicht 0,2 an. Da hat einen größeren Einfluss, wo auf dem Autodach ich den Magnetfuß positioniere. Man muss
sich aber schon anstrengen, das SWR auf mehr als 1,5:1 zu treiben. Ich habe die Antenne mal um 2 cm aus dem Fuß
gezogen, um das SWR-Minimum auf 145,4 MHz zu bringen.
Fazit: So lange ich im Regionalverkehr unterwegs bin, bleibe ich bei der alten, kurzen Antenne. Aber wenn
ich weitere Strecken fahre, kommt diese gestockte Antenne auf's Autodach. Sie füllt so manche Lücke auf und
erhöht gelegentlich auch die Reichweite von Relais – gegen die Abschattung durch einen Berg ist sie natürlich
machtlos.
Warum nicht gleich die ganz langen Antennen verwenden?
Diamond (und nicht nur dieser Hersteller) bieten noch längere Mobilantennen an, z.B. die NR-790 mit rund
1,50 m. Die bringen natürlich noch mehr Gewinn und noch flachere Strahlung. Die Nachteile
gegenüber etwa einer NR-770H überwiegen aber die Vorteile bei weitem: Die beiden unteren Strahlerelemente ist
absolut starr. Wenn man damit an irgendetwas hängen bleibt, reißt ein fest montierter Antennenfuß ein riesen
Loch in der Karosserie. Auf einem Magnetfuß kann man eine so lange Antenne aber auch nicht montieren, weil sie
dann schon mal bei 100 km/h vom Dach fliegt – und nicht nur, wenn sie irgendwo hängen bleibt.
In Anbetracht des bei meinen Tests doch recht bescheidenen Zusatzgewinns liegt meine NR-790 jetzt leicht verbogen
im Shack: Ich hatte sie auf der Beifahrerseite an der Türschwelle liegen und da stieg jemand drauf. Wie gesagt:
absolut starr...
Literatur
- [1] Richardson, D. (K6MHE): VHF Mobile Antenna Performance – The other half of the story
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