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Notfunk für Funkamateure (2): Ein Stufenplan


Der Notfunk ist aus diversen Gründen wichtig – für den einzelnen OM oder YL, den Amateurfunk im Allgemeinen und für die Gesellschaft. Der letzte Punkt gerät unter Funkamateuren leicht in Vergessenheit. Er ist aber wesentlicher Teil der Rechtfertigung für unsere Priviegien wie die Frequenzbereiche. Privilegien ohne Begründung sind irgendwann weg. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir in der heutigen Zeit je wieder zu solchen Privilegien kämen: Die Mobiltelefon-Firmen würde liebend gerne viel Geld z.B. für das 70-cm-Band zahlen und seine vergleichweise große Reichweite nutzen. In Skandinavien hat das 70-cm-Band schon heute nur noch 6 MHz, was beispielsweise bei den Relaisfrequenzen zu einem heillosen Chaos führt.

Wir Funkamateure haben viele Freiheiten. Das macht einen wesentlichen Teil des Reizes aus. Es wäre deshalb systemfremd, jemanden zu bestimmten Aktivitäten innerhalb des Hobbys zwingen zu wollen. Aber jeder von uns sollte darüber nachdenken, was er der Gesellschaft zurückgeben kann. Es ist beispielsweise kein Zufall, dass in vielen High-Tech-Firmen oder auch technischen Diensten von Behörden die Dichte von Funkamateuren recht hoch ist.

So rekrutierte das Militär der USA nach dem Eintritt in den 1. Weltkrieg einen großen Teil seiner Funker unter den Funkamateuren. Das führte zu engen, freundschaftlichen Beziehungen, die auch im 2. Weltkrieg deutliche Folgen zeigten. Das ermöglichte letztlich, dass es zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland bereits ein Amateurfunkgesetz gab. Eine vergleichbare Rechtssicherheit für den Amateurfunk hatte es vorher in Deutschland nie gegeben.

Im Lauf der Jahrzehnte habe ich viele Situationen erlebt, wo Funkamateure ihre eigenen, vom Ham-Spirit getragenen, informellen Netzwerke hatten. Das gilt für Militär und Sicherheitsbehörden genau so wie für die Industrie: Es entstehen Wurmlöcher in der Hierarchie, die so manchen Vorgang bedeutend beschleunigen oder überhaupt erst ermöglichen. Das passierte aber immer in einer konstruktiven Form und mit hohem Vertrauen unter den Beteiligten.

Warum gerade Notfunk?

Hier kann man in vielen Formen sowohl seinen Spaß haben, als auch seine Neugier befriedigen und etwas an die Gesellschaft zurückgeben.

  • Nicht jeder Funkamateur hat eine technische Ausbildung. Dann sorgt man halt nur dafür, dass man genügend Batterien hat, um seine Handfunke auch im Stromausfall zu betreiben. Das nächste Relais ist meist nicht weit weg. So kann man im Ernstfall Informationen weitergeben. Dafür braucht man natürlich eine Möglichkeit, Funkgerät, Lampe, Radio usw. mit genau diesen Batterien zu betreiben!
  • Jeder Fieldday ist eine Vorbereitung für den Notfunk. Bei dieser Form des Amateurfunk-Campings kann man die Gemeinschaft im Ortsverband stärken, seine einschlägigen technischen Fähigkeiten trainieren und am Grill oder um ein Lagerfeuer seinen Spaß haben.
  • Viele recht einfache Basteleien sind für den Notfunk hilfreich. So kann man ein Projekt durchziehen, das auch nach seiner Vollendung noch einen Sinn hat und nicht nach Befriedigung der eigenen Neugier nur noch im Schrank einstaubt. Wohl aus dieser Motivation heraus entsteht so mancher Funkkoffer. Mit einem gebrauchten Solarmodul, einem billigen Laderegler und einem gebrauchten Blei-Gel-Akku kann man eine Notstromversorgung bauen. Anschließend sieht das Smartphone keinen Netzstrom mehr und im Ernstfall hat man ein Existenzminimum an elektrischer Energie, um neben der QRP-Station ein Radio und ein paar LED-Lampen zu betreiben. Das ist doch der ideale Weg, den eigenen Nachwuchs zum Experimentieren anzuregen und ihm etwas Physik beizubringen.

Aber auch jenseits der Technik kann man sich nützlich machen. Wer beispielsweise Gemeinderat ist, findet als Funkamateur Helfer, nicht nur in technischen Dingen. Auch dafür gibt es Notfunk-Gruppen in vielen Ortsverbänden oder auf höheren Verbandsebenen. Wenn am Ende die Gemeinde irgendwo einen Raum findet, den sie den Funkamateuren zur Verfügung stellen kann, haben beide Seiten etwas davon.

Ich fordere deshalb jeden Funkamateur auf, sich in irgendeiner Form beim Katastrophenschutz einzubringen. Obiger Text könnte zu einer Stoffsammlung führen, was nützlich oder gar überfällig sein könnte und einen selber nicht überfordert. Für manches kann man dann einen eigenen Stufenplan erstellen und so z.B. gezielter basteln. Oder man engagiert sich in der eigenen Gemeinde und bringt sein Afu-spezifisches Wissen ein. Macht einen Plan und tut was!

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Fachfremde Vorbereitungen

Paktisch alle mir bekannten Notfunk-Aktivitäten ignorieren wichtige Randbedingungen. So kann man sich nicht einfach um Andere kümmern: Auch für sich selbst und seine Familie trägt man Verantwortung!

In Zeiten von Pandemie, Lockdown, fehlenden LKW-Fahrern und gerissenen, internationalen Versorgungsketten sollte es eigentlich keiner weiteren Begründung mehr bedürfen: Ohne Vorratshaltung geht es nicht mehr. Vor allem Trinkwasser wird schnell zum Engpass:

  • Ohne Luft kann man nur 3 min überleben.
  • Ohne Wasser ist man nach drei Tagen am Ende.
  • Ohne Verpflegung kann man drei Wochen durchhalten.

Als Masochist braucht mal also nur Wasser zu bevorraten. Daneben sollte ein Notrucksack jederzeit greifbar sein. Nicht erst die Flutkatastrophen im Jahr 2021 zeigten, dass man gelegentlich innerhalb von Minuten seine Wohnung verlassen muss. Ein viel weniger spektakulärer Grund wäre ein Brand im Nachbarhaus.

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Alexander von Obert * http://www.dl4no.de/thema/notfunk1.htm
Letzte Änderung: 23.11.21 (Erstfassung)


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